Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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24. Oktober 1931 Al Capone wird wegen Steuerhinterziehung verurteilt

Al Capone, der Boss der Unterwelt von Chicago war nicht zu fassen. Schutzgelderpressung, illegaler Alkoholhandel, Geldwäsche, Mord – nichts war ihm nachzuweisen, Steuerhinterziehung schon. Autorin: Julia Zöller

Stand: 24.10.2019 | Archiv

24 Oktober

Donnerstag, 24. Oktober 2019

Autor(in): Julia Zöller

Sprecher(in): Hans-Jürgen Zöller

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Welcher ist einer der besten Momente im Jahr? Für Eltern ist es der Moment, an dem beim Kindergeburtstag der letzte Gast abgeholt ist. Für andere ist es der erste Blick aufs Meer. Für Viele aber ist es der Augenblick, in dem endlich die Steuererklärung ans Finanzamt geschickt ist. Mit Abstand der beste Moment. Nebenverdienst, Spendenquittung, Pendlerpauschale - check!

Al Capones großer Fehler

Diesen Tag hat der berühmte Gangster Al Capone wahrscheinlich nie erlebt. Schade, und ein großer Fehler – wie brave Bürgerinnen und Bürger wissen. Für den Mega-Gangster Al Capone sogar der Entscheidende.

Denn Al Capone, dieser kleine Mann mit dem auffällig hellen Fedora Hut, der die Unterwelt von Chicago in den 1920er Jahren regierte, wusste zwar, wie man Rivalen umlegt, ohne Spuren zu hinterlassen. Al Capone wusste auch, wo es in Chicago Schnaps gab – trotz Prohibition. Denn er handelte schließlich im großen Stil mit Alkohol. Al Capone kannte viele Politiker, die er geschmiert hatte, kurz: Al Capone, Spross einer Nudelmacherfamilie aus New-York-City, hatte das Handwerk des organisierten Verbrechens von der Pike auf gelernt. Aber eben keinen guten Steuerberater.

Darauf setzten die amerikanischen Ermittler, die schon lange schäumten, weil sie Al Capone einfach nichts nachweisen konnten. Auch die sieben erschossenen Mafiosi nicht, die am Valentinstag 1929 gefunden worden waren. Getötet von Männern, die - welch Hohn! - Polizeiuniformen trugen. Der amerikanische Präsident Herbert Hoover persönlich wies das Finanzministerium schließlich an, Al Capone endlich das Handwerk zu legen. Nicht mit Sondereinsatz und Kugelhagel: die Ermittler sollten unter anderem Al Capones Finanzen aufs Genaueste überprüfen. Tatsächlich: Der protzige Gangster, der nur in Maßanzügen auf die Straße ging, war auf dem Papier ein armer Schlucker.

Hauptsache hinter Gittern

Frank J. Wilson galt als besonders hartnäckiger, fast manischer Steuerfahnder. Bis zu 18 Stunden am Tag soll er über den Akten gesessen haben, immer auf der Suche nach einer Quittung, einem Hinweis mit dem Namen Al Capone. Schließlich wird sein Fleiß belohnt: Wilson findet ein Kontenbuch, in dem ein Veranstalter von illegalen Glücksspielen die Gewinne der Teilnehmer eingetragen hat – darunter taucht auch ein gewisser "Al" auf.

Als im Juni 1931 der Prozess wegen Steuerhinterziehung gegen Al Capone beginnt, berichten die Zeitungen täglich:

Die Anklage schätzt die Einkünfte von Al Capone innerhalb von vier Jahren auf bis zu 100 Millionen Dollar. Nachweisen kann sie ihm gerade mal eine Million Dollar. Doch dem Gericht reicht das: Am 24.Oktober 1931 verurteilt es Al Capone zu elf Jahren Haft. Nicht etwa wegen Mord: wegen Steuerhinterziehung.

Lächerlich? Egal: Al Capone ist hinter Gittern und seine Macht bröckelt. Die Taktik der Fahnder macht Schule. Noch heute arbeiten Ermittler mit der Al-Capone-Strategie, wenn sie großen Familienclans das Handwerk legen wollen. Maserati in der Garage – aber offiziell nur `nen Minijob? Da müssen die Kollegen von der Steuerfahndung ran.


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