Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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18. April 1955 Albert Einstein gestorben

E=mc² - Die berühmte Energieformel aus der "Speziellen Relativitätstheorie" kann man sich wenigstens merken, aber was Einstein in der "Allgemeinen Relativitätstheorie" aufstellt, ist selbst für Spezialisten eine harte Nuss. Am 18. April 1955 ist Einstein gestorben.

Stand: 18.04.2011 | Archiv

18 April

Montag, 18. April 2011

Autor: Florian Hildebrand

Sprecher: Florian Hildebrand, Christian Baumann

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

E=mc2. Ist diese Gleichung nicht traumhaft schön? E=mc2, man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Nur leider ist das nicht reine Mathematik, purer Geist, sondern etwas angeschmutzt von Realität. Es klingt fast ein bisschen obszön: das ist angewandte Mathematik. Mathematik, die der Physik etwas unter die Arme greift, eine allgemeingültige und objektive Sprache für deren Entdeckung zu finden. Für Albert Einstein war 1905 die Frage: Wie fasse ich die Beziehungen zwischen Materie und Energie in eine Formel, die präzise ausdrückt, welche Wechselwirkungen da auftauchen? Nun ja, im Alltag war das ja schon geläufig: Eine große, schwergewichtige Eisenkugel ins Rollen zu bringen, verlangt schon einige Energie. Wenn sie rollt, dann rollt sie und ist nur mit ziemlichem Kraftaufwand wieder aufzuhalten. Mit einer weniger schwergewichtigen Kugel hat man hingegen leichte Hand.

"E=mc2". Die Formel wirft der Physik-Zauberer Einstein 1905 in ein paar Wochen aufs Papier. Das war in jenem Jahr nur einer von mehreren Geniestreichen. Später muss er sich mathematische Eleganz und Schönheit gelegentlich hart erkämpfen. Nachdem er mit "E=mc2" leichthin die Frage nach Materie und Energie auf der Erde geklärt hat, blickt er hinauf ins unendliche Firmament und fragt den Kosmos: "Und wie sieht es damit bei dir aus?" Da das Weltall sich in Schweigen hüllt, macht er sich daran, es selbst herauszufinden. Andere wären gar nicht auf die Idee zu so etwas gekommen. Aber einem Einstein ist eben nicht so leicht etwas zu schwer. Er denkt: die Sonne muss eine erstaunliche Attraktivität haben, denn sie schafft es, eine Gruppe Planeten nebst einem Haufen Kleinkram, Asteroiden, Meteore usw. straff um sich zu halten. Dabei ist ihr noch keiner ausgekommen. Der Kosmos ist angefüllt mit solchen blinkenden Sternen. Von denen muss doch auch eine Kraft ausgehen wie von unserer Sonne. Diese Kraft, die Einstein so fasziniert, ist die Gravitation. Einstein hat den Verdacht, diese Kraft, die von den ganz großen Objekten ausgeht, ist so gigantisch, dass sie sogar einen Lichtstrahl aus seiner Bahn bringt, ja noch mehr, dass sie den Raum selbst verbiegt. So groß die Kraft, so schwer ihre Berechnung. Jahrelang grübelt er herum. Aber die mathematische Sprache will und will nicht aufs Papier. Um einer Formel näher zu kommen, muss Einstein sich widerstrebend in die Höhere Mathematik einwühlen, die er bis dahin umschlichen hat wie die Katze den heißen Brei. Deswegen fängt er an, sich mit dem berühmtesten Mathematiker seiner Zeit auszutauschen, David Hilbert.

Der wiederum wird infiziert und setzt sich seinerseits an das Problem. Im November 1915 ist Einstein endlich überm Berg. Er trägt seine neue Theorie den verwirrten und unverständigen Kollegen in der Berliner Akademie der Wissenschaften vor und schließt erleichtert mit den Worten:

"Damit ist endlich die allgemeine Relativitätstheorie als logisches Gebäude abgeschlossen."

Albert Einstein

Einem Freund schreibt er, seine Gravitationsgleichungen seien:

"unvergleichlich schön."

Albert Einstein

...und:

"Die kühnsten Träume sind in Erfüllung gegangen. Dem Zauber dieser Theorie wird sich kaum jemand entziehen können, der sie wirklich erfasst hat."

Albert Einstein

Aber wer erfasst sie schon, geschweige denn wirklich? Zunächst ist er nämlich der einzige, der dem Zauber erliegt, denn außer ihm versteht niemand, dass er da eine physikalische Revolution angezettelt hat. Die Gleichungen sind nicht ganz so einfach wie "E=mc2". Dafür stoßen sie die Tür zu einem Kosmos mit lauter merkwürdigen und wunderlichen Eigenschaften auf. Einstein und Hilbert rangeln anschließend, wem nun die kreative Vaterschaft dieser allgemeinen Relativitätstheorie zukommt. Irgendwann gibt Hilbert klein bei. Doch bis heute streiten sich die Gelehrten weiter. Und das noch ein halbes Jahrhundert nach dem Tod Einsteins. Gestorben ist der Physiker nämlich am 18. April 1955.


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