Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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17. Februar 1924 Johnny Weissmüller schwimmt Weltrekord

Johnny Weissmüller musste nicht gar viel vorsprechen, um seine Rolle als Tarzan zu bekommen. Schnell schwimmen war schon eher gefragt - genau das, was er konnte. Am 17. Februar 1924 schwamm er Weltrekord in 100 Metern Freistil.

Stand: 17.02.2015 | Archiv

17 Februar

Dienstag, 17. Februar 2015

Autor(in): Thomas Grasberger

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Manchmal reicht ein einziger Satz, um in die Geschichte einzugehen.
"Ick bin ein Berliner" zum Beispiel - von John F. Kennedy. Oder "Veni, vidi, vici" - Gaius Julius Cäsar. Hübsch ist auch der von Don Vito Corleone in "Der Pate":
"Ich werde ihm ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann." Marlon Brando zog damit in den Kino-Himmel ein, wo er bestimmt auf Humphrey Bogart traf, der in "Casablanca" zu Ingrid Bergman hinüber nuschelte:
"Ich schau Dir in die Augen, Kleines".

Gelehriger Urwaldmensch…

Ähnliches sagte 1932 auch Johnny Weissmüller zu Maureen O’Sullivan. Nur etwas kürzer, nämlich: "Ich Tarzan, Du Jane". Das freilich war schon die Langversion aus den deutschen Synchronfassungen, denn im englischen Original musste Johnny Weissmüller noch viel weniger sprechen. Als sich Jane dem Affenmenschen vorstellt, sagt sie: "Jane", und Tarzan erwidert schlagfertig: "Jane." Daraufhin fragt Jane: "And you? You?" Tarzan antwortet: "Tarzan! Tarzan!" Jane wiederholt daraufhin: "Tarzan." Und der erweist sich als gelehriger Schüler und sagt: "Jane".

So geht die Gesprächstherapie für junge Paare eine ganze Weile dahin.
Weshalb wir uns erlauben, diesen Dialog der Weltliteratur etwas zu straffen. Schließlich wollen wir ja noch mehr von Tarzan alias Johnny Weissmüller erfahren. Zum Beispiel, dass er der erste Sportler war, der in Hollywood Karriere machte. Als Urwaldmensch schwang er sich zwischen 1932 und 1948 von einem Tarzan-Film zum nächsten; insgesamt waren es zwölf. Weil man als Tarzan wenig reden, dafür aber viel an Lianen hängen, mit Krokodilen um die Wette schwimmen und von hohen Bäumen herab jodeln muss, war Weissmüller prädestiniert für die Rolle.

… und wunderbar wassertauglich

Denn der Banater Schwabe Johann Peter Weissmüller, geboren 1904 im heutigen Timișoara, Rumänien, war nicht nur ein guter Jodler, sondern ein noch besserer Schwimmer.

Zunächst jedoch verlebte der Emigrantensohn in Chicago, Illinois, eine schwere Jugend, weil der Vater die Familie verprügelte und schließlich auch verließ. Johnny ging mit zwölf Jahren von der Schule und musste sich als Liftboy und Page durchschlagen. Obendrein war er als Bub immer kränklich, weshalb ihm die Ärzte rieten, mit dem Schwimmen zu beginnen.

Ein guter Tipp: Weissmüller wurde nämlich nicht nur ein bekannter Wasserballspieler, sondern als Schwimmer auch fünffacher Olympiasieger.
Er war der erste Mensch, der die 100 Meter unter einer Minute schwamm. Das war 1922, und es blieb nicht sein einziger Weltrekord. Am 17. Februar 1924 übertraf sich Weissmüller wieder einmal selbst und schwamm in Miami die 100 Meter Freistil in 57,4 Sekunden. Ein Jahr später war er dann schon auf der Leinwand zu sehen, in einem deutschen Film mit dem vielsagenden Titel "Wege zu Kraft und Schönheit" - eine Art Trimm-Dich-Anleitung im Stummfilm-Format. Jedenfalls reüssierte der wortkarge Athlet und brachte es wenige Jahre später zu Weltruhm - als Dschungelheld.

Bis heute gilt er vielen als der beste Tarzan aller Zeiten. Danach konnte eigentlich nichts mehr kommen. Und so ging Johnny Weissmüller mit nur einem einzigen Satz - und einem legendären, Mark erschütternden Schrei - für immer in die Film-Geschichte ein.


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