Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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6. September 1795 Die Feministin und Utopistin Fanny Wright geboren

Wenn es heute noch immer nicht so ganz klappt mit der Gleichberechtigung, dann ist sie gewiss nicht daran schuld: Franny Wright, die Schottin, die in Amerika schon im 19. Jahrhundert gegen die Sklaverei, die Kirche und für die Gleichberechtigung der Frau kämpfte.

Stand: 06.09.2011 | Archiv

06 September

Dienstag, 06. September 2011

Autor(in): Renate Hellwig-Unruh

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

"Gerechtigkeit", schrieb Fanny Wright 1848, "kann es nur geben, wenn Mann und Frau gleichermaßen ihren Einfluss geltend machen können - und zwar auf einer Stufe ebenbürtiger Unabhängigkeit." Nun, so ganz hat das bis heute nicht geklappt, mit der Gerechtigkeit und der Gleichberechtigung. Obwohl wir viel Zeit zum Üben hatten - über 150 Jahre. Doch wir wollen uns nicht beklagen. Denn natürlich und Gottseidank hat sich vieles geändert. Frauen stehen heute ebenso in der Öffentlichkeit wie Männer - nur eben in weitaus geringerer Anzahl. Und nicht zu vergessen: Wir haben heute eine Kanzlerin.

Aber wieder zurück zu Fanny Wright, auch Frances Wright genannt. Eine ungewöhnliche Frau führt für gewöhnlich auch ein ungewöhnliches Leben. Und Fanny Wright war eine äußerst ungewöhnliche Frau. Am 6. September 1795 in Glasgow in einer wohlhabenden Familie geboren, verlor sie mit zweieinhalb Jahren beide Elternteile. Zusammen mit ihrer Schwester Camilla wuchs sie in finanzieller Hinsicht sorgenlos bei einer Tante in London auf. Doch schon früh begehrte Fanny gegen die traditionell-aristokratische Erziehung der Tante auf und stellte unbequeme Fragen.

Mit 18 Jahren zog sie mit ihrer Schwester zurück nach Glasgow, in das eher liberal gesinnte Haus eines Großonkels und 1818, also 23jährig, ging sie zum ersten Mal nach New York. In schwelgerischen Briefen berichtete sie über ihre Erfahrungen, Amerika entsprach anfangs voll und ganz ihrer Utopie von einem freien und humanen Land.

Jahre später allerdings, als sie sich mit ihrer Schwester Camilla samt Erbe in New York niederließ, fielen ihr die dortigen Missstände ins Auge. 1824 war Fanny Wright eine der ersten Frauen in Amerika, die öffentlich gegen die Sklaverei Stellung nahm, die Gleichstellung der Frau forderte, gegen die Kirche als repressive Institution wetterte und die freie Liebe propagierte. In einer Zeit, in der die Frau Hure oder Heilige zu sein hatte, sprach sie von der sexuellen Freiheit - und zwar nicht nur jener des Mannes, sondern auch, und vor allem, von jener der Frau.

Doch sie ließ sich durch nichts und niemanden beirren: Sie reiste zwischen Europa und Amerika hin und her, hielt Vorträge, legte Pläne für soziale Umstrukturierungen vor, schrieb Briefe und Beiträge, war in Arbeiterparteien tätig, gründete Schulen, medizinische Versorgungsstellen und Vereine und gab Zeitungen heraus. Ungewöhnlich und mutig dann auch ihr Nashoba-Experiment, ein Experiment, mit dem sie vorführen wollte, wie sich die Rassentrennung aufheben und die Sklaverei abschaffen ließe.

Auf einem Gelände in Tennessee lebten Schwarze und Weiße in einer Gemeinschaft. Allerdings nur kurze Zeit, das Projekt scheiterte kläglich. Fanny Wright musste einsehen, dass nur eine langsame, allmähliche Umstrukturierung zum Erfolg führen konnte. Nach dieser Niederlage zog sie sich nach Frankreich zurück und heiratete. Doch bereits 1835, nach der Geburt zweier Töchter, verließ sie ihre Familie, kehrte nach Amerika zurück und setzte ihren Kampf gegen die Sklaverei im Süden fort.

Deren Aufhebung erlebte sie dann allerdings nicht mehr: am 13. Dezember 1852 starb Fanny Wright als amerikanische Staatsbürgerin in Cincinnati. Die Sklaverei wurde 11 Jahre später von Abraham Lincoln abgeschafft. 


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