Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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1. Juli 1916 Haiangriff mit Langzeitfolgen von New Jersey

Nur ein Bad im Meer schien noch Erholung zu versprechen, so heiß war der Sommer an der US-Ostküste. Als jedoch am 1. Juli 1916 ein junger Mann zum Schwimmen ging, war das der Auftakt zu mehreren Ereignissen, die später einen Bestseller inspirierten: "Jaws - Der Weiße Hai".

Stand: 01.07.2011 | Archiv

01 Juli

Freitag, 01. Juli 2011

Autor(in): Isabella Arcucci

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Der Sommer 1916 in dem amerikanischen Ostküstenstaat New Jersey war drückend heiß. In den Großstädten grassierte Polio. Wer es sich leisten konnte, schickte Frau und Kinder an die See. Hier konnte man unter weißen Spitzensonnenschirmen die gesunde, kühle Meeresbrise genießen und darauf warten, dass am Wochenende die Ehemänner aus den stickigen Städten angereist kämen, um sich im  Familienkreis zu erholen. In dieses harmlose Sommeridyll jedoch, brach bald ein unheimliches Wesen ein, dessen Identität bis heute nicht mit Sicherheit geklärt ist.

Am Abend des 1. Juli 1916 ging der 25-jährige Charles Epting Vansant arglos am Strand des Badeörtchens Beach Haven schwimmen, als plötzlich ein riesiges Tier aus den Fluten auftauchte und ihn brutal unter Wasser ziehen wollte. Der junge Mann schlug um sich, schrie um Hilfe. Doch die Retter kamen zu spät. Zwar ließ das Tier von Charles ab, doch der Blutverlust durch die Bisswunden war bereits zu groß. In den folgenden 12 Tagen wurden noch vier Menschen auf ähnliche Weise attackiert, von denen nur ein Opfer schwer verletzt überlebte. Keiner der Augenzeugen konnte das Tier zu 100 Prozent identifizieren. Man vermutete einen Hai. Das Meer, welches für die Badegäste eben noch der Inbegriff naturverbundener Erholung war, in dem man nach Herzenslust dem modernen Freizeitspaß des Schwimmens nachgehen konnte, hatte sich mit einem mal zu einem feindlichen Element verwandelt, in dessen Tiefe der Tod lauerte.

Mitte Juli endlich, wurde in der Nähe der Unglücksorte ein weißer Hai gefangen. Als man den Bauch aufschnitt, fand man darin Menschenknochen, die zu einigen der Opfer passten. Nach diesem Fang war es mit dem Spuk vorbei und so war man sich sicher, dass man das Monster zur Strecke gebracht hatte. Doch bis heute bleiben Zweifel. War es wirklich nur ein Hai? Gehen einige Angriffe nicht doch auf das Konto eines Bullenhais, statt auf das eines weißen Hais?

Der Schriftsteller  Peter Benchley wurde von den Vorfällen in New Jersey zu dem 1974 erschienenen Roman "Jaws", zu Deutsch "Kiefer" inspiriert, den Steven Spielberg kurz darauf verfilmte. Das Horrorspektakel "Der weiße Hai" prägt bis heute unser Bild dieser Raubfischgattung. Mit aufgerissenem, blutverschmiertem Maul taucht der Hollywood-Hai aus den Fluten auf und gräbt sich mit seinen Reißzähnen in das Gedächtnis der Zuschauer. Manch einer liegt seitdem an einem südlichen Traumstrand, ohne sich in das azurblaue Meer zu wagen, aus Angst, der Weiße Hai könnte ihn fressen. Stattdessen bleibt er lieber unter der Kokospalme liegen. Dabei kommen jährlich zehnmal mehr Menschen durch herabfallende Kokosnüsse ums Leben, als durch Haiangriffe.

Nachdem er zum Monster der Meere stilisiert wurde, versuchen heutige Wissenschaftler den Ruf des Weißen Hais und seinen Artbestand, zu retten. Denn der Weiße Hai ist weder besonders aggressiv, noch gehören Menschen zu seiner bevorzugten Beute. Weiße Haie sind weniger blutrünstig als vielmehr neugierig. Unbekannte Lebewesen untersuchen sie mit dem Maul, was nicht heißen muss, dass sie diese dann fressen. Manche Haiexperten raten daher, sich möglichst ruhig zu verhalten, wenn man die Ehre hat, zum Untersuchungsgegenstand eines Weißen Hais zu werden und im Notfall dessen Forschergeist mit einem gezielten Schlag auf die Schnauze zu bremsen. Glücklich der, welcher sich in solch einer Situation, noch an derlei gute Ratschläge erinnern kann. 


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