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Betrifft schon Jüngere Die Angst vor der Demenz

Demenz ist ein Schlagwort für die Angst vor der Abhängigkeit im Alter.

Von: Uli Hesse

Stand: 15.07.2020

Geriatrie | Bild: picture-alliance/dpa

Die meisten Senioren wollen niemandem zur Last fallen – egal, ob sie in der Stadt oder auf dem Land wohnen. Sie wollen ihr Leben so lang wie möglich autonom führen und sich wenn überhaupt, von Angehörigen helfen lassen.

"Viele Menschen fürchten sich davor, im Alter immer stärker auf Hilfe angewiesen zu sein. Vor allem 'Demenz' dient als Schlagwort für diese Angst vor Abhängigkeit und Verlust der Autonomie. Aber natürlich gibt es auch andere Erkrankungen, die diese Hilfsbedürftigkeit nach sich ziehen." Dr. Peter Euler

Lebenswertes Leben trotz Demenz

Demenz ist ein Syndrom mit verschiedenen Ursachen und Verlaufsformen. Es ist natürlich mit einem gewissen Verlust verbunden – so wie Altwerden insgesamt – aber auch Demenzpatienten können trotzdem ein lebenswertes Leben führen. Das sollten sich Menschen klarmachen, die Angst davor haben, ihr selbstbestimmtes und unabhängiges Leben im Falle einer Erkrankung aufgeben zu müssen. Wer von einem gut funktionierenden sozialen Verbund oder Familienverbund versorgt wird, dem fällt das leichter. Wer auf sich selbst gestellt ist und weiß, er wird irgendwann Pflege in einer stationären Einrichtung brauchen, für den ist das etwas schwieriger. Aber auch hier verliert man nicht alles sofort, sondern es ist ein langsamer Prozess.

"Dieser Übergang erstreckt sich über Jahre - anders als bei einem schweren Schlaganfall, bei dem man sofort hilfsbedürftig ist. Je nachdem, welchen Verlauf die Erkrankung nimmt, habe ich noch sehr lange viel Lebensqualität und kann noch Dinge entscheiden und diese Entscheidungen an jemanden weitergeben, der sie dann umsetzt. Hoffnung ist da ganz wichtig."

Dr. Peter Euler

Vorbeugung zur Beruhigung

Alles, was vor Herz-Kreislauf-Krankheiten schützt, hilft auch gegen Demenz, weil Senioren damit diesen Anteil der Erkrankung reduzieren können. Und das wiederum gibt Hoffnung, denn man kann selbst aktiv etwas tun, um sich zu schützen.

Älterwerden vorbereiten

Sobald man älter wird, sollte man sich überlegen: Wie und wo will ich im Alter leben? Am besten fixiert man das schriftlich und bespricht es mit nahestehenden Menschen: Wenn ich hier nicht mehr leben kann, wo will ich dann hin? Kann ich in einer anderen Lebenssituation in der Familie bleiben?

Zukunft selbst gestalten

"Wichtig ist, dass man nicht wartet, sondern das in die Hand nimmt und bespricht, wenn man dazu Zeit hat. Es passiert leider viel zu oft, dass aus dem Notfall heraus entschieden werden muss. Und dann ist die Enttäuschung viel größer, als wenn man sich vorher Gedanken macht und selbst festlegt, was passieren soll. Dann weiß man was einen erwartet und hat das selbst gestaltet. Das ist sehr wichtig."

Dr. Peter Euler

Absprache mit der Familie

Wichtig ist auch die Absprache mit der Familie. Vor allem in Kleinfamilien und Patchwork-Familien sollte man sich darüber im Klaren sein: Wer kann und will wie viel leisten? Das sollte im Familienkreis besprochen werden. Dann ist die Situation viel klarer, falls ein unerwarteter Notfall aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls eintritt und es auf einmal ganz schnell gehen muss. Eine frühzeitige Vorbereitung hilft, damit alle Familienmitglieder wissen, was auf sie zukommt. Und damit auch der Betroffene sagen kann: Das sind meine Wünsche; ich habe das so festgelegt und gestaltet.


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