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Senioren-Seelen Depression im Alter

Zwar ist die Demenz die häufigste psychische Störung im Alter, doch viele Hochbetagte leiden (auch) an Depressionen.

Author: Uli Hesse

Published at: 15-7-2020

Geriatrie | Bild: picture-alliance/dpa

Die Häufigkeit schwerer Depressionen ist im Alter zwar nicht viel größer als bei jüngeren Jahrgängen – sie liegt immer zwischen drei bis fünf Prozent. Aber leichte und mittelschwere Depressionen sind gerade bei kranken Senioren sehr häufig: Etwa 40 Prozent der Geriatrie-Patienten leiden darunter.

Depressionen als Reha-Killer

Eigentlich kein Wunder: Im Alter kann viel auf der Psyche lasten. Vielleicht hat man bereits den Partner, Angehörige oder Freunde verloren, Ängste vor Vereinsamung und Pflegebedürftigkeit kommen dazu und vielen Senioren liegen dann auch noch eine oder mehrere akute Krankheiten auf der Seele. Die Folge: eine lähmende Antriebslosigkeit. Das kann sich vor allem auf die Rehabilitation auswirken, denn um aktiv mitzuarbeiten, müssen die Patienten motiviert sein. Deshalb ist es wichtig, gezielt nach Depressionen zu suchen und sie dann mit Therapie und Medikamenten zu behandeln.

Von der Depression zum Suizid

Im häuslichen Umfeld können Depressionen derart lähmen, dass betroffene Senioren im Alltag nicht mehr allein zurechtkommen. Sichtbar wird diese Krankheit zum Beispiel durch Gewichtsabnahme, plötzliche Verwahrlosung von Körper und Wohnung oder die Abkehr von Freunden und Hobbies. Und sie kann lebensgefährlich werden: Durch Depressionen steigt die Selbsttötungsrate im Alter massiv an. Vor allem Männer ab dem 60. Lebensjahr gelten als Risikogruppe.

Ansprechen statt totschweigen

Viele Ärzte scheuen sich davor, ältere Patienten gezielt auf Depressionen oder Selbstmordabsichten ansprechen. Dabei hat der Betroffene darüber oft schon monatelang nachgedacht und ist meist erleichtert, diese Gedanken beim Arzt ansprechen zu können. Und zum Glück lassen sich Depressionen auch bei Älteren sehr gut behandeln: Es gibt inzwischen gut verträgliche Medikamente dagegen.

Die Kriegskinder-Generation

Viele Patienten kämpfen mit Traumata, die mit dem zweiten Weltkrieg und den Entbehrungen der Nachkriegszeit zusammenhängen. Während ihres Arbeitslebens haben sie vieles verdrängt, aber weil sie im Alter mehr Zeit zum Nachdenken haben, kommen Erinnerungen wieder ins Bewusstsein zurück – auch bei Demenzpatienten.

Sprachlosigkeit gegenüber der Familie

Häufig haben betroffene Senioren niemanden, mit dem sie über solche Traumata sprechen können – selbst in der eigenen Familie fehlt entweder das Verständnis oder sie haben diese Erfahrungen bewusst verschwiegen. Es gibt spezialisierte Psychologen und Seelsorger auf Geriatrie-Stationen, die damit umgehen können. Manche Senioren werden in Absprache mit ihrem Hausarzt auch langfristig begleitet.


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