Bayern 1 - Musik


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Die Billy Joel-Story Der "Piano Man" klassisch

Klavierspielen gehörte in der Familie Joel immer schon zum guten Ton. Seine Großeltern griffen regelmäßig in die Tasten, Vater Helmut dachte über eine Karriere als Jazzmusiker nach. Billy hatte es zunächst die Klassik angetan.

Stand: 16.05.2014 | Archiv

New York Anfang der 50er-Jahre: Aus einem Hinterhoffenster im Stadtteil Hicksville hört man klassische Musik. Hier wohnen die Joels, die vor den Nazis aus Deutschland fliehen mussten und nach einer Odyssee über die Schweiz, England und Kuba in den Vereinigten Staaten gelandet sind. Mitgebracht aus Europa haben sie die Musik von Beethoven, Mozart, Chopin und Debussy. "Ich war verzückt von klassischer Musik", sagt Billy Joel. "Lange bevor ich in einer Band spielte und wusste, dass ich Musiker werden wollte, habe ich Klassik gehört."

Klassik liegt in der Familie

Billy selbst sitzt bereits mit fünf Jahren am Klavier und wird von einer Tante, die Klavierlehrerin ist, gefördert. Sein Halbbruder Alexander (geboren 1971 in London) studiert Klavier, Komposition und Dirigieren, er arbeitet als Generalmusikdirektor des Staatstheaters Braunschweig und Chefdirigent des Staatsorchesters Braunschweig.

Berührt durch die Klassik - verführt durch den Rock

Billy Joel bei einem Auftritt in Frankfurt am Main 1989

Die Klassik sei für ihn das Mädchen von nebenan gewesen, das er verließ, um mit dem Rock 'n' Roll, der Frau mit den zerrissenen Netzstrümpfen und den hohen Absätzen, durchzubrennen, sagt Billy Joel. Dennoch ist der Einfluss der klassischen Musik in vielen seiner Songs zu hören. So ist der Anfang des Titels "Souvenir" (1974) nichts anderes als der leicht geänderte Beginn eines Chopin-Präludiums. In seinem Hit "Leningrad" verwendet er Motive von Edvard Grieg und Johannes Brahms.

Zurück zum "Mädchen von nebenan"

Seit dem Album "River Of Dreams" (1993) ist es ruhiger um den "Piano Man" geworden. Die Welttourneen gingen ihm an die Substanz, mehrmals ließ er verlauten, dass seine Zeit als Rockstar abgelaufen sei und er lieber ein ruhiges Leben haben wolle. Bezeichnenderweise heißt das letzte Lied des Albums "Famous Last Words". Der Sänger spürte, dass sich in seinem Leben etwas ändern musste - ein letztes Mal Rock 'n' Roll und Tourstress, dann war es an der Zeit, wieder zum "Mädchen von nebenan" - der Klassik - zurückzukehren.

Platz eins der Klassikcharts

Joel hat seit "River Of Dreams" zahlreiche klassische Stücke komponiert, einige davon brachte er auf "Fantasies & Delusions" (2002) an die Öffentlichkeit - eingespielt vom koreanischen Pianisten Richard Joo. Die Aufnahme erreichte prompt Platz eins der US-Klassikcharts - unverdienterweise, wie Joel fand, denn als Nummer-eins-Album war "Fantasies & Delusions" sicher nicht geplant. Vielmehr war es für Joel eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, denn die Rockmusik konnte ihm schon lange nicht mehr alles geben: "Der Rock 'n' Roll und ich, wir sind wie ein altes verheiratetes Paar. Wir schlafen zwar noch zusammen, aber der Sex ist so na ja."


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