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euroblick Die E-Mail des 19. Jahrhunderts

Telefax oder SMS hätte im 19. Jahrhundert in Prag niemand gebraucht, denn es gab die Rohrpost: In Großstädten, wo man es besonders wichtig oder eilig hatte, wurde sie installiert, - in London, Wien, Berlin, und 1899 auch in Prag. Mit Druckluft konnten damit Sendungen mit wichtigen Dokumenten oder auch mit einer warmen Mahlzeit zur Mittagspause in Minutenschnelle quer durch die ganze Stadt verschickt werden. Mehr zum Thema in „Euroblick“, Sonntag, 10. November 2013, 17.30 Uhr, im Bayerischen Fernsehen.

Stand: 07.11.2013

EUROBLICK Sendereihenbild | Bild: BR

Bis zum Ende der 20er Jahre wurde das Prager Netz immer weiter ausgebaut und erreichte mit 55 Kilometern eine beachtliche Gesamtlänge: Jedes Stadtviertel wurde damit versorgt. Während in den anderen Großstädten die Rohrpost in der Nachkriegszeit nach und nach stillgelegt wurde, war Prag zuletzt die einzige Stadt weltweit, die noch ein Rohrpostsystem unterhielt. Bis zum Jahr 2002, dann kam das Hochwasser und damit das Aus für das antiquierte System. Rohre und Maschinenräume wurden überspült, und eine Instandsetzung erschien als zu aufwändig.

Doch die Anlage besteht noch, während sie in allen andern Städten herausgerissen wurde. Und so konnte der Investor Zdeněk Dražil das System kaufen, um zumindest ein Teilstück des Netzes wieder herzustellen. Denn mit Maschinen und Kommunikation kennt sich Dražil aus. Das nötige Geld für die Prager Rohrpost hat er sich als Internet-Unternehmer verdient.

Es ist nicht nur die Leidenschaft für historische Technik, in die er investiert hat, sondern auch die Hoffnung, dass irgendwann die Anlagen wieder im Stande sein werden, auch Gästen den Zugang zu erlauben: "Ich möchte den Studenten und Touristen zeigen, dass unsere Welt nicht nur aus Bit und Bites besteht, sondern unsere Vorfahren mit einfachen und wirksamen Mitteln nicht Dateien, sondern sogar Gegenstände über große Distanzen verschicken konnten. Ich freue mich schon riesig auf den Moment, wo wir die Rohrpost wieder der Öffentlichkeit vorstellen können."

„Euroblick“ war dabei, als er den ersten Druckluftkompressor überprüfte.


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