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alpha-retro Oberammergau und die Passion

Alle zehn Jahre wird in Oberammergau das "Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus" aufgeführt. 500.000 Besucher aus aller Welt sahen das Laienschauspiel 2010. Nun, 2020, sind die Passionsspiele infolge der Corona-Krise abgesagt. Am Karfreitag, 10. April 2020, ab 20.15 Uhr, ermöglicht ARD-alpha dennoch eine Begegnung mit den Passionsspielen, aber auch mit der Zeitgeschichte der Jahre zwischen 1959 und 1990 – mit "alpha-retro: Oberammergau und die Passion".

Stand: 06.04.2020

Die Darsteller werden bekanntgegeben - als Jesus: Anton Preisinger | Bild: BR

"Spielerwahl in Oberammergau", Spätsommer 1959: Wer wird im nächsten Jahr, bei der 35. Passion seit 1634, den Christus spielen, wer die Maria, wer Petrus und wer den Judas? Der Film lässt die Anspannung unter den Oberammergauern spüren, schließlich zogen die Passionsspiele auch vor 60 Jahren bereits Hunderttausende Besucher an. Die Dokumentation um 20.15 Uhr fängt die Stimmung unter den Dorfbewohnern ein, von denen die meisten Protagonisten der Passion sein werden – mit Ausnahme verheirateter Frauen und Frauen über 35 Jahre. Das galt bis 1990.

 Wie die Spiele im Jahr 1960 das Leben im Dorf bestimmen, ist das Thema der Dokumentation "Oberammergauer Passionsspiele" um 20.35 Uhr. Und es ist wirklich das ganze Dorf – Jung und Alt, Arm und Reich –, das bei diesen Spielen zusammenwirkt; schließlich ist das Ganze auch ein Tourismusmagnet und damit ein weltliches Geschäft. Ein Plakat wirbt für einen "Hausfrauenabend" zum Thema: "Was koche ich für meine Passionsspielgäste?" Es gibt Gymnastik in der Turnhalle, denn die langen Aufführungen können nur mit einer guten Physis durchgestanden werden. Der Film wirft auch einen Blick auf die damalige Aufführung mit der Szene, in der Jesus die Händler aus dem Tempel vertreibt.

In der Dokumentation "Die ewige Passion" um 20.55 Uhr zu den Passionsspielen 1970 kommt zur Sprache, was schon länger diskutiert wurde: Der Jüdische Weltkongress erhebt Einspruch wegen der antisemitischen Inhalte von Teilen des Passionstextes. Der Vatikan fordert die Oberammergauer auf, das Spiel grundlegend zu überarbeiten. Doch das geschieht nicht. Rom entzieht den Passionsspielen daraufhin seine Zustimmung, die Missio Canonica. Der Passionstext muss geändert werden, aber: Würden dann weniger Zuschauer kommen?

1990 ist man in Oberammergau bereit, den 100 Jahre lang unveränderten Text doch zu ändern. In der Dokumentation "Jesus oder Jeschua?" um 21.45 Uhr diskutieren die Religionswissenschaftler Ruth und Pinchas Lapide mit dem seinerzeit neuen Spielleiter Christian Stückl und dessen Dramaturgen Otto Huber. Gemeinsam suchen sie nach Lösungen für die Passagen des Passionstextes, die den Vorwurf einer negativen Darstellung von Juden auf sich zogen. Der Film zeigt in Beispielen, wie der damals erst 28-jährige Regisseur Stückl das Ergebnis dieser Suche in seiner ersten Inszenierung umsetzt.

alpha-retro: Oberammergau und die Passion:

 Freitag, 10. April 2020
20.15 Uhr: alpha-retro: Spielerwahl in Oberammergau (1959)
Dokumentation, 1959

20.35 Uhr: alpha-retro: Oberammergauer Passionsspiele (1960)
Dokumentation, 1960

20.55 Uhr: alpha-retro: Die ewige Passion (1970)
Dokumentation, 1970

21.45 Uhr: alpha-retro: Jesus oder Jeschua? (1990)
Eine Kulturreportage mit Pinchas und Ruth Lapide
Dokumentation, 1990


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