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Himmel, Herrgott, Sakrament Drei Fragen an Pfarrer Rainer Maria Schießler

Stand: 07.09.2023

Pfarrer Rainer Maria Schießler, nach dessen Sachbuch die BR-Serie "Himmel, Herrgott, Sakrament" entstanden ist. | Bild: BR/Ralf Wilschewski

Ihr Buch "Himmel, Herrgott, Sakrament", das ihre eigenen Erfahrungen als Pfarrer einer Münchner Gemeinde beschreibt, war ein großer Erfolg. Was bedeutet es für Sie, dass Themen und Erzählungen daraus nun auch im Rahmen einer Serie aufgegriffen werden? 

Franz X. Bogner hat zu dieser neuen Serie einmal gesagt, er beschreibt hier nicht den "Schießler", sondern es geht einzig und allein um den Typus dieses Pfarrers. Will heißen, es geht nicht um mein Leben, das hier verfilmt wird, sondern um die Einstellung, das Auftreten und das Ankommen eines Kirchenmannes bei den Menschen. 

Für mich bedeutet dies eine große Ehre, Anerkennung und Bestätigung zugleich, dass ich es wohl in den zurückliegenden 35 Jahren meines beruflichen Wirkens richtig gemacht habe. Dabei musste ich nie große Wendungen und Kehren hinlegen und einschlagen, sondern durfte so geradlinig meinen Traumberuf des katholischen Pfarrers seit Jugendtagen leben wie nur irgendwie möglich. 

Kurzum: Ich bin demütig stolz und zutiefst dankbar, Modell stehen zu dürfen für eine solche Verfilmung, und weiß es ganz nebenbei auch wirklich zu schätzen, es auch noch selber miterleben zu dürfen. Wenn es allen Beteiligten daher gelingt, das, was mir selber persönlich so unglaublich wichtig ist, umzusetzen, nämlich etwas Freude und Leichtsinnigkeit (im positiven Sinne: Glaube nach leichtem Sinne!) im Zusammenhang mit Kirche zu vermitteln, dann hat sich alles schon gelohnt: das Buch, der unglaublich griffige Titel und die Filmproduktion.

 

Konnten Sie Stephan Zinner etwas für seine Hauptrolle des Pfarrer Reiser mit auf den Weg geben? 

Oh ja, man muss ja wissen, dass Stephan Zinner aus der evangelischen Konfession kommt und ihm schon daher das katholische Gefühl, das für mich so bestimmend ist, nicht ursächlich vertraut ist. Äußerlich hat man einen guten Schauspieler schnell "gebrieft", wie bei einem angehenden Priester: wie man sich anzieht, wie man die eine oder andere rituelle Handlung versieht, dass man aus der Segensbewegung, dem Zeichnen eines Kreuzes vor dem Körper, keine Scheibenwischerbewegung macht u. v. m.. 

Viel wichtiger für Stephan Zinner aber waren seine Besuche, sein Mitfeiern bei uns im sonntäglichen Gottesdienst. Da hat er uns als fröhliche und besinnliche, offene und herzliche, mutige und erfrischende Gemeinde erlebt, hat Stille und herzliches Lachen erleben können, alles Dinge, die entweder echt oder gar nicht sind. Spielen kannst du das nicht. Hier geht es um pure Identität. Der sein, der man wirklich ist, rate ich jedem Priester, auch und gerade am Altar. Das war mir das Wichtigste, was ich ihm mitgeben wollte.

 

Die Serie von Franz Xaver Bogner enthält eine gute Portion Humor. Braucht Glauben bzw. Kirche einen Sinn für Humor, Ihrer Meinung nach?

"Humor und Geduld sind die Kamele, die mich durch jede Wüste tragen“, sagt ein schönes Sprichwort. In der katholischen Kirche gibt es sogar das Osterlachen, ein Auslachen des Todes am Ostermorgen, das man hinkriegt, wenn man einen guten Witz davor erzählt. Als erlöste und vom Tod befreite Gemeinde dürfen und sollen Christen sich sichtbar und ganz offenherzig freuen, Freude im Inneren spüren und nach außen hin leben. 

Wir dürfen uns auch über unseren Glauben und unsere Religion amüsieren, müssen Kirche nicht ständig todernst nehmen und uns das ewige Leben nicht verdienen: Es wir uns geschenkt. Ich bin so froh, einer solchen Religion angehören zu dürfen. Da sind menschliche Fehler und Schwächen keine Katastrophe, sondern gut aufgehoben, und man rechnet sie sich nicht gegenseitig an.

Ohne diesen gesunden Humor wird Glaube zur schweren Belastung und ist wenig hilfreich für den Menschen. Aber nur ein Glaube, eine Religion, die dem Menschen zum echten Leben verhilft, ihm dazu dienen will, ist für die Menschen eine Lebenshilfe. Eine Religion, die nicht dient, dient zu gar nichts!

 


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