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Eastalgia - Einfach leben Produktionsnotizen

Stand: 11.12.2013

Jelena (Lea Mornar) und Günther (Georg Friedrich) | Bild: Aleksandrija Ajdukovic/NEUESUPER Produktions GmbH & Co. KG

"EASTALGIA erzählt für mich die Geschichte von einfachen Menschen, die auf ihre Art und Weise entwurzelt wurden. Die Eltern haben die ehemalige Sowjetunion nach der Wende verlassen, um ein neues Leben für sich und ihre Kinder im Westen aufzubauen. Doch können sie ihren Kindern eine Heimat in der Ferne schenken? Wo befindet sich Heimat überhaupt? Dort, wo wir aufgewachsen sind, oder dort, wo wir starke menschliche Bindungen haben, die uns durchs Leben tragen? Und was passiert wenn die Kinder wieder zurück wollen? Diese Fragestellungen finde ich faszinierend und wichtig in unserer heutigen Zeit, davon wollte ich erzählen."

Regisseurin Daria Onyshchenko

Nach einer Welle der Emigration in den Westen beschließen heute immer mehr junge Leute, wieder in ihrer Heimat im Osten zu bleiben. Daria Onyshchenko ist in Kiew aufgewachsen und kennt diese Situation daher sehr genau. Und doch ist EASTALGIA kein typischer Film über Immigranten. Er behandelt eine Problematik, mit der heutzutage nahezu jeder im globalisierten Europa konfrontiert ist: Nicht mehr zu wissen, wo man hingehört. Man ist fremd in der Heimat und nicht daheim in der Fremde. Feinfühlig und extrem lebendig wird dieses große Thema von EASTALGIA quasi im Vorbeigehen beleuchtet, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Daria Onyshchenko versteht es, die Figuren präzise zu entwickeln und die drei verschiedenen Handlungsstränge in München, Belgrad und Kiev geschickt miteinander zu verweben. Immerhin galt es ein Ensemble von acht Hauptfiguren in drei Sprachen und in drei Ländern zu einer Geschichte zu formen. Die poetische Kamera von Erol Zubcevic, der bereits bei Onyshchenkos letztem Film Dogs of Ukrainka für die Bildsprache verantwortlich war, unterstreicht auf visueller Ebene die intensive und extrem authentische Atmosphäre des Films. Zusammen mit der Musik von Marc-Sydney Müller und Carolin Heiß (Superstrings) und dem Sounddesign von Ton-Altmeister Andre Bendocchi-Alves beschreibt EASTALGIA eine ganz besondere Nacht in Europa, in welcher sich die Schicksale von zwei Familien entscheiden.

"Episodisches Erzählen hat mich schon immer fasziniert. Schon mein letzter Film, DOGS OF UKRAINKA war episodisch aufgebaut und spielt ebenfalls in Kiew. Für mich besteht ein besonderer Reiz darin, verschiedene Figuren, Lebenssituationen und Blickwinkel filmisch zu erforschen. EASTALGIA spielt nun in Kiew, dem Ort wo ich aufgewachsen bin, in München, wo ich studiert habe und in Belgrad, das mich als Stadt schon immer fasziniert hat. In meinem Ko-Autor Miroslav Mandic, der in Sarajewo geboren ist, mittlerweile aber in Ljubljana lebt, habe ich den idealen Partner gefunden, um eine Geschichte zu erzählen, die authentisch in diesen drei Städten spielt."

Regisseurin Daria Onyshchenko

Das Vorhaben von Daria Onyshchenko in die Realität umzusetzen war für die jungen Münchner Produzenten Simon Amberger, Korbinian Dufter und Rafael Parente (NEUESUPER GmbH) eine Herausforderung. Dass ihr erster Langfilm eine internationale Koproduktion mit der Ukraine und Serbien sein sollte, hätte keiner von ihnen vermutet.

"Dass dieses Projekt kein „Spaziergang“ werden würde, war bereits in der Finanzierungsphase klar. Auf zahlreichen, auch internationalen Koproduktionsmärkten haben wir und unsere Partner Anna Palenchuk und Maria Govorukha von 435Films EASTALGIA auf der Suche nach Finanzierungspartnern vorgestellt. Korbinian Dufter: Die Drei-Länder-Situation war dabei zwar logistisch sehr kompliziert, hat sich letzten Endes aber finanzierungstechnisch als sehr ergiebig erwiesen. Auch wenn die Koproduktionsbedingungen zwischen Serbien, der Ukraine und Deutschland mehr als unübersichtlich und kaum kalkulierbar schienen, kamen letztlich substantielle Koproduktionsbeiträge aus allen drei Ländern."

Produzent Simon Amberger

Ohne verlässliche Partner vor Ort wäre ein solches Projekt ein wirkliches Himmelfahrtskommando gewesen. Letzten Endes haben die drei Produzenten aber mit der 435Films in Kiew, See Film Pro und der Serviceproduktion Art&Popcorn unter Miroslav Mogorovic in Belgrad verlässliche internationale Partner gefunden, die auch mit den örtlichen Gepflogenheiten bestens vertraut waren.

Auf deutscher Seite kam insbesondere in der Finanzierungsphase dem FFFBayern und Hubert von Spreti, der den Film seitens des Bayerischen Rundfunks redaktionell betreute, entscheidende Bedeutung zu. Inklusive Rück- und Beistellungen stand den Produzenten letztlich ein Gesamtbudget von ca. 1 Mio. Euro zur Verfügung, nicht viel für eine internationale Koproduktion, die in drei Ländern gedreht werden sollte.

"Angesichts der zum Teil sehr komplizierten Finanzierungsmöglichkeiten unserer Partner kann man sich als Produzent in Deutschland in einer wirklich glücklichen Lage schätzen. Neben Filmförderung und Sender hat uns auch unsere Hochschule – wir sind ja alle noch eingeschriebene Studenten -, die HFF München, außerordentlich unterstützt. Insbesondere die Professoren Herr Andreas Gruber und Herr Manfred Heid waren von Anfang an große Förderer von EASTALGIA. Entscheidend für den Erfolg von EASTALGIA war sicher auch, dass wichtige kreative Entscheidungen immer gemeinsam zwischen Regisseurin und Produzenten getroffen worden. Gerade im Schnitt waren viele Fassungen nötig, bis die nicht unkomplizierte Struktur der Geschichte spannend und zugleich stringent erzählt werden konnte. Wolfgang Weigl hat es als Editor mit großem Einfühlungsvermögen für die unterschiedlichen Stimmungen verstanden, die drei Erzählstränge miteinander zu verweben. Dass in jeder Stadt eine andere Sprache gesprochen wurde, kam erschwerend hinzu."

Produzent Rafael Parente

Da es sich bei EASTALGIA sowohl für Onyshchenko, als auch Amberger, Dufter und Parente um den ersten Spielfilm handelte, war es von Beginn an vorgesehen, in den entscheidenden künstlerischen Positionen auch mit erfahrenen Filmschaffenden zusammen zu arbeiten. Kameramann Erol Zubcevic, ebenfalls HFF-München Absolvent, feierte bereits mit zwei Spielfilmen bei den Filmfestspielen in Cannes erfolge, Ko-Autor Miroslav Mandic arbeitete bereits als Regieassistent unter Kusturica, Sounddesigner Andre Bendocchi-Alves und Claudia Enzmann hatten unter anderem das Sounddesign von „Wer früher stirbt ist länger tot“ verantwortet und die Komponisten Superstrings die Musik zum letztjährigen Bayerischen Filmpreis-Gewinner „Die Farbe des Ozeans“ geschrieben.

"Wir haben es alle als unglaublich bereichernd empfunden, von der Erfahrung all dieser hervorragenden Künstler zu profitieren. Die Möglichkeit, gerade als junge Filmemacher mit derart qualifizierten Kreativen zusammen arbeiten zu können, war sensationell. Und unserem mit Karl Markovics, Nina Nidzeradze, Georg Friedrich, Vuk Kostic, Ivan Dobronravov, Marija Skaricic, Viktoria Varlej und Aleksey Gorbunov hochkarätigen Ensemble vor der Kamera waren wir eine solche Umsetzung auch schuldig."

Regisseurin Daria Onyshchenko

Karl Markovics, welcher sich schon sehr früh für die Rolle des abgehalfterten Ex-Boxers begeisterte, kam dabei eine besondere Rolle zu. Durch seine Zusage bekam EASTALGIA die nötige Ernsthaftigkeit und Größe, die gerade in der Finanzierungsphase extrem wichtig war. Dass der gesamte Drehplan aufgrund von Markovics hoher Beschäftigungsdichte quasi um den Star herumgestrickt werden musste, war dabei ein verkraftbarer Preis. „Wir haben mit dem München-Dreh quasi auf ihn gewartet und genau die Lücke zwischen zwei großen Projekten von ihm genutzt, aber das Warten hat sich auf jeden Fall mehr als gelohnt.“, so die Produzenten.

Nach fast dreijähriger Entwicklungs-, Finanzierungs- und Produktionszeit eröffnet EASTALGIA die Internationalen Hofer Filmtage 2012.


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