"Das Ende im Volkssport Fußball ist längst eingeleitet", lautet die Kernaussage Rufs. Der Buchautor ist der Meinung, es sei etwas passiert, was die Fans und Zuschauer vom Profifußball entfernt hat. Besonders gravierend sei diese Entwicklung im Amateurbereich.
220 Millionen, 700 Millionen Euro - kein Ende in Sicht
"Neymar hat mit dem, was in der Kreisliga passiert, nun mal gar nichts mehr zu tun", sagt der Journalist. Nach Oben sei auch bei den Transfersummen keine wirkliche Grenze abzusehen, behauptet Ruf. Nach den 220 Millionen Euro für Neymar hält er es durchaus für möglich, dass irgendwann irgendjemand die für Barcelonas Superstar Lionel Messi angesetzten 700 Millionen bezahlen wird. "So lange die Verbände da keinen Riegel reinhauen, geht die Spirale immer weiter", lautet die Prognose des Buchautors.
Vereine mit Tradition, wie der VfB Stuttgart seien deswegen nur noch "eine Durchgangsstation für die ganz großen Klubs", sagt Hitzlsperger. "Diese vier oder fünf Mannschaften machen dann die Champions League unter sich aus", unterstreicht Ruf.
Schlupflöcher in der 50+1-Regel
Ins Visier nimmt der Buchautor auch RB Leipzig. Der Verein habe die vom Verband geschaffenen Schlupflöcher ausgenutzt, um die 50+1-Regel zu unterlaufen, lautet sein Vorwurf. "Da steckt ein Konzern dahinter, es gibt insgesamt zwölf Mitglieder und keine Form von Mitbestimmung“, argumentiert er.
1860 auf Augenhöhe mit Pipinsried statt Barcelona - dank Ismaik
Außerdem könne es mit dem falschen Investor auch schnell ganz nach Unten gehen. Beispielsweise durch Größenwahn bei 1860 München. 2011 kam Investor Hasan Ismaik mit der Aussage "in zehn Jahren sind wir auf Augenhöhe in Barcelona“. Vollkommen schief gelaufen, meint Ruf. "Das ist vorbei, jetzt sind sie auf Augenhöhe mit Pipinsried“, lautet sein Fazit.
"Bratwurst statt Helene Fischer"
Dazu kommen immer neue und kontraproduktive Ideen, wie Show-Aufrtitte in der Halbzeitpause. "Die Verbände meinen anscheinend, 90 Minuten reichen nicht mehr", sagt Ruf. Bei den Fußballfans gelte allerdings genau das Gegenteil. Sie wollen Bratwurst statt Helene Fischer – und bloß keinen verspäteten Anpfiff wegen eines Showacts. "Wenn der Sport warten muss, weil ein Auftritt ansteht, dann ist das eine Grenzüberschreitung“, klagt auch Hitzlsperger.
Fußball-Märchen vom Aussterben bedroht
Trotz der Kommerzialisierung gibt es aber noch Fußball-Märchen wie Leicester City, die 2016 völlig überraschend Meister in der Premier League wurden. Doch Hitzlsperger glaubt nicht daran, dass es solch eine Überraschung in Zukunft wieder geben könnte. Ruf geht da noch einen Schritt weiter. Er sieht in zehn Jahren düstere Zeiten auf den Fußball zukommen: "Die Allianz Arena und der Prinzenpark werden zwar weiter ausverkauft sein, doch es wird ein völlig anderes Publikum da sein. Dem Amateurfußball wird es noch schlechter gehen, weil wir dann 15 Anstoßzeiten haben werden und wirklich gar niemand mehr zum Verbandsligisten geht."