Im vergangenen Winter erzielten die deutschen Biathleten fünf Weltcup-Siege und 24 Podestplätze. Besonders der Auftakt in Östersund war aus deutscher Sicht ein großer Erfolg. Am 30. November startet die neue Saison. "Der Auftakt war grandios, sensationell," sagte Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon, im BR24Sport-Interview rückblickend: "Aber danach hat es abgeflacht. Das wollen wir besser machen, dieses Jahr." Nach dem überragenden Start in Östersund, der wohl vor allem auch den deutschen Technikern zuzuschreiben war, die die Skier nach dem neu eingeführten Fluorverbot perfekt auf eisige und harte Pisten angepasst hatten, ebbte die deutsche Erfolgssträhne etwas ab.
Materialprobleme bei feuchtem Schnee
Bei feuchtem Schnee und hohen Temperaturen waren die Deutschen nicht konkurrenzfähig, was sich besonders bei der WM in Nove Mesto zeigte: Norwegen dominierte das Siegertableau. Dies soll sich in dieser Saison ändern. Die Biathleten und Langläufer haben eng zusammengearbeitet, um konkurrenzfähige, schnelle Skier für alle Bedingungen zu entwickeln. "Wir haben alles getan, was möglich war", resümierte Bitterling die gemeinsamen Bemühungen. Wie gut die Skier wirklich sind, wird sich erst in den Weltcups zeigen.
Franziska Preuß: Kann die Operation helfen?
Neben der Optimierung der Skier möchte auch die langzeitverletzte Franziska Preuß in dieser Saison keine bösen Überraschungen mehr erleben. Um den ständigen Infekten entgegenzuwirken, hat sie sich an den Nasennebenhöhlen operieren lassen. "Es war keine angenehme Operation, aber ich bin froh, dass ich sie gemacht habe. Ich merke bereits eine deutliche Verbesserung", sagte sie der "Abendzeitung".
Nun hofft die Oberbayerin endlich auf eine Saison ohne Unterbrechungen. Vergangenen Winter musste sie nach einem Infekt während der WM ihre Saison vorzeitig beenden und wurde trotzdem noch Elfte in der Gesamtwertung. Mit einer Saison ohne Ausfälle dürfte die 30-Jährige also sogar eine Kandidatin für den Gesamtweltcup-Sieg sein.
Vanessa Voigt: Comeback nach mentaler Erschöpfung
Auch für Vanessa Voigt war dieser Wintervorbereitung komplett anders als sonst. Wegen mentaler Probleme musste sie im Sommer anderthalb Monate pausieren. "Es gab Tage, an denen ich im Bett lag und nicht aufstehen konnte. Mein Körper fühlte sich so erschöpft an, als hätte ich fünf Tage extremes Krafttraining hinter mir", sagte die 27-Jährige der Thüringer Allgemeinen.
Bilder malen, Wohnung umräumen und Socken stricken standen deshalb auf ihrem Programm. Der Sport sei erstmal hinten angestellt worden. Nach der längeren Zeit des Abschaltens habe sie dann irgendwann das surrende Geräusch der Skiroller auf dem Oberhofer Asphalt gehört und wieder Lust auf Sport bekommen. "Da begann es wieder zu kribbeln." Nun will sie die anstehenden Wettkämpfe genießen.
Grotian und Co: Die Jungen Wilden greifen an
Hinter den beiden etablierten Biathletinnen positioniert sich eine ganze Horde von hochtalentierten Nachwuchskräften: Selina Grotian (20), Johanna Puff (22), Julia Tannheimer (19) und Julia Kink (20) wurden allesamt für den Weltcup-Auftakt nominiert. "Die jungen Athletinnen haben insbesondere läuferisch ein Ausrufezeichen gesetzt", betont Kröll.
Grotian war bereits in der vergangenen Saison immer wieder ganz nah dran am ersten Individual-Podest im Weltcup. Bei der WM im vergangenen Jahr holte die Athletin vom SC Mittenwald mit der Staffel die Bronze-Medaille. Eine Erfahrung, die sie gerne wiederholen möchte: "Auf jeden Fall", sagt sie Sportschau-Winterpodcast und fügt an: "Das ist auch der Grund, warum ich den Sport mache. Diese Gründe sind der Moment, warum man sich jeden Tag quält. Dieser Moment ist unbeschreiblich. Es ist das schönste Gefühl auf der Welt."
Johanna Puff möchte es Grotian gleichtun. Im Sommer konnte sie bereits für ein erstes Ausrufezeichen sorgen, als sie beim City-Biathlon aufs Podest lief. Die 22-Jährige vom SC Berchtesgaden wurde in Dresden Zweite. "Ich glaub, es sind ein paar Dinge gelaufen, die gut für uns Jungen gelaufen sind. Wir müssen aber unsere Leistung zeigen und abrufen", sagte Puff vor dem Weltcup-Auftakt in Kontiolahti.
Erster Winter ohne Benedikt Doll
Die deutschen Biathlon-Herren müssen in diesem Winter einen großen Verlust kompensieren. Es ist die erste Saison ohne Teamleader Benedikt Doll, der sechs WM-Medaillen gewann. Felix Bitterling weiß, dass mit Benedikt Doll eine Galionsfigur der Biathleten in diesem Winter fehlt. Doch er ist sich sicher, dass die verbliebenen Athleten die Lücke gemeinsam füllen können: "Wir werden jetzt nicht mehr den Einen haben, auf den sich alles konzentriert. Das wird jetzt auf mehrere Schultern verteilt. Und ich glaube, dass die Männer-Mannschaft sehr konkurrenzfähig ist."
Highlights der Biathlon-Saison im Überblick
- 30.11. - 08.12.2024: Saisonauftakt im finnischen Kontiolahti
- 15.01 - 19.01.2025: Heimweltcup in Ruhpolding
- 12.02. - 23.02.2025: WM in Lenzerheide
- 21.03. - 23.03.2025: Saisonfinale am Holmenkollen in Oslo