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Bayer testet Gesichtserkennung in Apotheken

Bayer testet Gesichtserkennung in Apotheken

Bayer testet in Österreich ein System zur Gesichtserkennung in Apotheken. Je nach Alter und Geschlecht werden Kunden Produkte empfohlen. In Deutschland wurde ein ähnlicher Test nach öffentlicher Entrüstung gestoppt. Von Florian Regensburger

Über dieses Thema berichtet: Online-Nachrichten.

Wer derzeit in zwei österreichischen Apotheken einkauft, könnte auf einem Bildschirm Werbung für Medikamente zu sehen bekommen, die zu seinem Alter und zu seinem Geschlecht passen. Der ORF-Journalist Patrick Gruska twitterte ein Foto eines entsprechenden Aushangs in der Linzer Schutzengel-Apotheke, der Kunden auf den Test hinweist.

"Gezielte werbliche Ansprache der Kunden"

Gemeinsam mit der Bayer Austria GmbH teste man derzeit ein "solches digitales Point-of-Sale-Konzept", heißt es auf dem Blatt. Und weiter: "Hierbei geht es (…) um die gezielte werbliche Ansprache der Kunden unter Berücksichtigung ihres Geschlechts und Alters." So könnten dann etwa älteren Kunden Herzkreislauf- oder Gedächtnis-Präparate empfohlen werden, Frauen im mittleren Alter Medikamente zur Unterstützung in den Wechseljahren oder älteren Männern etwas für die Prostata.

Datenverarbeitung erfolgt laut Bayer vor Ort

Wie das österreichische Technologie-Portal Futurezone eine Bayer-Sprecherin zitiert, werden bei der Erhebung durch das Kamerasystem keinerlei Bilder gespeichert, sondern die Aufnahmen sofort nach der Auswertung gelöscht. Außerdem werden die Daten demnach nicht übertragen, sondern sofort vor Ort von einem Erkennungs-Algorithmus verarbeitet.

Ähnlicher Test bei deutscher Supermarktkette

Auch in Deutschland und Bayern sorgte ein ähnliches System, das Kunden auf Basis von Alter und Geschlecht zielgerichtete Werbung anzeigte, im Sommer für einiges Aufsehen. Die Supermarktkette Real hatte, unter anderem in Märkten in München und im Raum Augsburg, ein solches System an der Supermarktkasse getestet. Hier gab es allerdings den Unterschied, dass die - laut Real anonymisierten - Daten aus der Gesichtserfassung zur Analyse an das Augsburger Unternehmen Echion weitergeleitet wurden.

Deutsche lehnen Gesichtstracking zu Werbezwecken mehrheitlich ab

Nach einem Aufschrei in zahlreichen Medien und einer Anzeige durch den Verein Digitalcourage e.V., der sich für Datenschutz und Bürgerrechte im digitalen Raum einsetzt, stellte Real den Test allerdings Ende Juni ein; Obwohl zuvor das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht die Praxis aufgrund der Anonymisierung der Daten für unbedenklich erklärt hatte. Erst im Oktober hatte eine repräsentative Online-Befragung des Marktwächter-Teams Digitale Welt in der Verbraucherzentrale NRW ergeben, dass 78 Prozent der deutschen Internetnutzer es ablehnen, wenn ihre Gesichter in Geschäften automatisch gescannt und die Aufnahmen für zielgruppenspezifische Werbung ausgewertet werden.