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IFA geht zu Ende: Der Kampf um neue Daten-Monopole

Das Smartphone kehrte im großen Stil zurück auf die IFA, als Schaltzentrale des digital vernetzten Zuhauses der Zukunft. Im Hintergrund Ringen die Konzerne um neue Monopole, auf der Basis von Apps und Datenplattformen. Von Christian Sachsinger

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Wirtschaft und Börse am .

Inhaltlich konnte die IFA in Berlin zeigen, was so zum Beispiel auf einer Cebit in Hannover oder auf dem Mobile World Congress in Barcelona nicht darstellbar ist: die komplette Vernetzung eben. Auf der IFA gibt es Staubsauger, Fernseher, Türöffner, Smartphones, Notebooks und Internetrouter direkt nebeneinander zu sehen. All diese Geräte wachsen inzwischen zusammen. Und so waren in den letzten Tagen hier mehr High-Tech-Innovationen zu sehen als bei vielen Konkurrenzveranstaltungen.

Immer mehr hängt am Internet

Dass wir gerade dabei sind uns über unser Smartphone mit der Welt zu vernetzen, das wissen wir, zumindest theoretisch. Was das aber im Klartext heißt, das konnte man sich en Detail in den letzten Tagen auf der IFA in Berlin anschauen. Die gesamte Industrie ist gerade dabei, sich übers Internet zusammenzuschließen. Kühlschränke, Waschmaschinen, Staubsauger, Küchenherde, Toaster, Rasenmäher, Rollos, Lampen, Türschlösser und Swimmingpool, falls vorhanden - alles läuft aufs Handy.

Und so war in Berlin, auf der bis vor kurzem noch etwas angestaubten Messe, jetzt fast die gesamte High-Tech-Industrie wieder versammelt. Samsung, Huawei, LG, Sony und sogar Microsoft und Dell haben auf den Ständen ihre Smartphones, Tablets und Notebooks ausgestellt.

Die lukrativsten Plätze bei der Vernetzungsorgie

In den Messehinterzimmern ging es wohl aber noch um etwas ganz anderes, als um höhere Verkaufszahlen für die eigenen Produkte. Momentan wird verhandelt, gerungen und verbissen darum gekämpft, wer bei der großen Vernetzungsorgie die lukrativsten Plätze einnehmen darf. Es geht um Standards, um Plattformen mit Apps, die dann möglichst alle Kunden nutzen sollen und mit der sich die Lampe genauso steuern lässt, wie der Staubsauger. Entscheidend wird sein, wer diese Apps programmiert und sie mit seiner Cloud vernetzt. Wer diese Plattformen auf diese Art dominiert, macht das meiste Geld, weil er Daten und Kundenbeziehungen in der Hand hält.

Europäische Lösungen Mangelware

Die anderen werden zu Zulieferern. Was das bedeutet, kann man sich in der Autoindustrie anschauen: Zulieferer zu sein bedeutet: komplette Abhängigkeit. Was heißt das aber nun für uns Kunden? Momentan entscheidet sich, wem wir uns künftig mit unseren Daten ausliefern müssen. Werden es US-amerikanische Internetriesen sein, werden es asiatische Konzerne mit totalitären Regierungen im Hintergrund werden oder wird es europäische Plattformen geben, die unser Wertesystem zumindest einigermaßen berücksichtigen, wenn es zum Beispiel um Datenschutzfragen geht?

Auf der IFA 2017 war von einer solchen europäischen Lösung nichts zu sehen. Noch nicht einmal deutsche Hausgerätehersteller schaffen es bislang, sich auf eine gemeinsame App zu einigen. Insofern war diese Messe eine vertane Chance. Und man wird nicht mehr viele Messen Zeit haben, bis die Machtverhältnisse in der digitalen Welt entschieden sind.