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Facebook-Nutzer angezapft und ausgetrickst

Facebook-Nutzer angezapft und ausgetrickst

Facebook hat es einer Analyse-Firma offenbar leicht gemacht, an die Nutzerdaten von 50 Millionen Menschen zu kommen. Angezapft und ausgetrickst wurde wieder mal der normale Facebook-Nutzer. Eine Einschätzung von Marcus Schuler.

Von
Marcus Schuler

Das Spiel wiederholt sich. Es läuft nach dem immer selben Schema ab. Das soziale Netzwerk wird eines Fehlers überführt; Es gelobt Besserung, kündigt an, mit einem externen Fachgremium zusammenarbeiten zu wollen; Und dann passiert nichts, die Sache versandet - bis zum nächsten Super-GAU. Aber jetzt scheint auch die Politik in Washington die Geduld mit Mark Zuckerberg und Facebook zu verlieren.

Als Zuckerberg noch über Kritiker spottete

Ende 2016, nach der Wahl von Donald Trump, hatte Zuckerberg beim Thema Fake News über Kritiker noch gespottet. Es sei verrückt, zu glauben, das Netzwerk habe Einfluss auf das Wahlergebnis in den USA gehabt. Monate später musste er zugeben: Eine russische Trollfabrik hat wohl geschickt falsche Nachrichten platziert und versucht, die Amerikaner gegeneinander aufzuwiegeln. Außerdem seien, vermutlich ebenfalls aus Russland kommend, rund 3.000 polarisierende Anzeigen geschaltet worden.

Wann wusste Facebook von der russischen Wahlbeeinflussung?

Bei Facebook war das anscheinend niemandem aufgefallen, aber möglicherweise wusste das Unternehmen schon deutlich früher, dass es im Wahlkampf nicht mit rechten Dingen zuging. Zumindest berichten jetzt der britische Guardian und die New York Times übereinstimmend, dass man im Team um Zuckerberg spätestens im August 2016 wusste, dass sich die Daten-Analysten von Cambridge Analytica deutlich mehr Daten aus dem Netzwerk beschafft hatten, als abgemacht.

Rufe nach gesetzlichen Auflagen für Facebook

Die Rede ist von unglaublichen 50 Millionen Profildaten - statt bloß der vereinbarten 270.000. Das Schlimme bei Facebook ist, es wird immer erst verschleiert und gemauert, bis man nicht mehr anders kann, als die offensichtlichen Fehler einzuräumen. Dieses Ritual nimmt dem Facebook-Chef langsam niemand mehr ab. In Washington werden deshalb die Rufe lauter, Zuckerbergs Unternehmen endlich gesetzliche Auflagen zu machen.

Drittanbieter können mit ihren Apps Facebook anzapfen

Der erneute Daten-GAU - wie gesagt: Wir reden hier über die Daten von 50 Millionen Nutzern -zeigt, dass das Privatsphäre-Versprechen des Social-Media-Giganten nichts wert ist. Es macht vielmehr deutlich: Drittanbieter können mit ihren Apps Facebook anzapfen. Das kann oder soll offensichtlich nicht kontrolliert werden. Man sollte deshalb vor Apps warnen, die Zugriff auf das Facebook-Profil haben wollen.

Facebook redet sich wieder einmal heraus

Und bei Facebook in Menlo Park redet man sich in der gewohnten Manier heraus. Schließlich gebe jeder Nutzer in den Privatsphäre-Einstellungen sein Okay, hieß es an diesem Wochenende. Das ist eine scheinheilige Antwort, denn das Problem ist allen bekannt: Nach wie vor sind diese Privatsphäre-Einstellungen für den Nutzer zu verworren und kaum zu durchblicken. Deshalb wird es Zeit, dass die Politik eingreift.