Sommer 2018: vertrockneter Mais in Niedersachsen
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Sommer 2018: vertrockneter Mais in Niedersachsen

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"Heißzeit" ist das Wort des Jahres 2018

Der Sommer 2018 war heiß und lang in Deutschland. Auch die Sprache versucht, sich darauf einen Reim zu machen: "Heißzeit" ist hierzulande das Wort des Jahres. In Großbritannien wurde ebenfalls ein Wort des Jahres gekürt – "Brexit-Chaos" ist es nicht.

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Viele Wörter standen heuer zur Auswahl: "Vorrundenaus", "Merkel-Nachfolge", "Diesel-Fahrverbot", "Dürresommer", um nur einige Beispiele zu nennen. Zum Wort des Jahres gewählt aber wurde eine auf den Klimawandel anspielende Wortkreation: "Heißzeit". Kein Begriff, der bisher in der Alltagskommunikation eine größere Rolle spielen würde, eher eine feuilletonistische Prägung, das, was die Engländer ein "pun" nennen, eine Wortspielerei, die im Laufe der Jahre von Klimaforschern aufgegriffen worden ist und seitdem gerade von Wissenschaftlern wie Hans Joachim Schellnhuber verwendet wird.

"Ankerzentren" und "strafbelobigt" auf der Liste

Eine schöne Koinzidenz: Die Kür dieses Wortes des Jahres fällt zusammen mit dem nach Meinung von Klima-Experten unzureichenden Verhandlungsergebnis auf dem Weltklimagipfel in Kattowitz. In der Begründung der Gesellschaft für deutsche Sprache heißt es, "mit der lautlichen Analogie zu Eiszeit" erhalte der Ausdruck "Heißzeit" über "die bloße Bedeutung 'Zeitraum, in dem es heiß ist' hinaus eine epochale Dimension" und verweise "möglicherweise auf eine sich ändernde Klimaperiode". Hinter "Heißzeit" rangieren die Wörter "Funklochrepublik", "Ankerzentren" sowie der Slogan "Wir sind mehr" und die auf den Fall des ehemaligen Verfassungsschutzchefs Hans-Georg Maaßen anspielende Adjektiv-Schöpfung "strafbelobigt", für die es allerdings keinen einzigen Google-Treffer gibt.

Toxische Debatten

Auch die von Horst Seehofer mit Bezug auf die Migration geprägte Wendung "die Mutter aller Probleme" findet sich auf der zehn Wörter und Wendungen umfassenden Liste der Gesellschaft für deutsche Sprache. Und das "Brexit-Chaos" darf darauf ebenfalls nicht fehlen. In Großbritannien haben gerade die "Oxford Dictionaries" das englische "Word of the Year" gewählt. "Toxic" ist es geworden wegen seiner Omnipräsenz in den gesellschaftlichen Diskussionen, deren Klima heute ja gern "vergiftet" genannt wird. Dieses Adjektiv "toxisch" wird auch hierzulande verwendet, man spricht von "toxischer Männlichkeit", "toxischen Beziehungen" oder auch "toxischen Wörtern". "Heißzeit" wird bislang nicht allzu oft gebraucht, aber es hat das Zeug, zu einem Schlagwort in unseren Debatten der Gegenwart zu reifen.

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