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Daniele Gatti

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Sex-Vorwürfe: Concertgebouw-Orchester wirft Daniele Gatti raus

Der italienische Dirigent Daniele Gatti (56) wurde in Amsterdam als Chefdirigent entlassen. Grund: Musikerinnen hatten sich über sein "unangemessenes Verhalten" beklagt. Ob Gatti 2020 in Bayreuth den "Ring" leiten wird, ist damit sehr fraglich.

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Er war als Dirigent des nächsten Bayreuther "Rings" im Gespräch, doch daraus wird wohl nichts: Daniele Gatti erlebt einen tiefen Sturz. Dem Chef des renommierten Amsterdamer Concertgebouw-Orchesters wurde vorgeworfen, die „Vertrauensbeziehung“ zum Klangkörper „irreparabel beschädigt“ zu haben. Von sexuellen Übergriffen ist die Rede, zwei Musikerinnen hatten sich diesbezüglich über Gatti öffentlich beklagt, worüber die „Washington Post“ Ende Juli berichtet hatte. Daraufhin hatten sich auch andere Betroffene gemeldet. 

"Diese Vorwürfe und Gattis Reaktionen darauf haben für eine Menge Aufregung unter den Musikern und Mitarbeitern wie unter den Trägern im In- und Ausland gesorgt. Eine ganze Reihe weiblicher Mitarbeiter des Königlichen Concertgebouw Orchestra hat von Erfahrungen mit Gatti berichtet, die im Hinblick auf seine Position als Chefdirigent unangemessen waren." Concertgebouw Orchester

Zahlreiche Leitungsposten

Jetzt wurde die „sofortige Trennung“ verkündet. Gatti war erst seit 2016 in Amsterdam. Der Italiener gilt als begabter, aber launischer Dirigent. Er war bereits Chefdirigent des Orchestre National de France (2008–2016) und des Royal Philharmonic Orchestra (1996–2009), Chefdirigent am Opernhaus Zürich (2009–2012), musikalischer Leiter des Teatro Comunale in Bologna (1997–2007), Chefdirigent des Orchestra dell’Ac-cademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom (1992–1997) und erster Gastdirigent am Royal Opera House, Covent Garden (1994–1997).

Von "gegenseitigem Interesse"?

Die Sopranistin Alicica Berneche will von Gatti 1996 in Chicago beim Umkleiden belästigt worden sein, ihre Kollegin Jeanne-Michele Charbonnet berichtete von einem ähnlichen Fehlverhalten 2000 in Bologna. Gatti selbst hatte in der „Washington Post“ beteuert, er sei bei „jedem Annäherungsversuch“ davon ausgegangen, dass dieser „von gegenseitigem Interesse“ gewesen sei.