Gleich mehrere Stellen kamen infrage – für ein Kunstwerk, das sogar in der Martinskirche, dem Wahrzeichen inmitten der Stadt Landshut, eine Besonderheit darstellt. Über dem Altar zum Beispiel. Oder auf einer der beiden Seiten des Kirchenschiffs, wo aufwendig kassettierte Fenster 16 Meter in die Höhe ragen.
- Zum Artikel: Fenster der Martinskirche in Landshut werden saniert
Ausgewählt für das gläserne Werk des irisch-amerikanischen Malers Sean Scully wurde aber eine kleine Kapelle, direkt neben dem Haupteingang. Die vier Fenster der sogenannten Altdorferkapelle – ab sofort sind sie die Scully-Fenster, ausgerichtet zur Landshuter Altstadt.
Kirchenpfleger begeistert
Die Entwürfe des Malers sind schon länger bekannt, seit wenigen Tagen sind die Fenster vollständig in Landshut verbaut – und übertreffen die Erwartungen von Kirchenpfleger Hubert Gruber: "Die Entwürfe können lange nicht erreichen, was das echte Fenster wiedergibt. Das Leuchten nämlich durch den Lichteinfall, das ist das Fantastische an dieser Glasfensterkunst."
Dass mit Scully der Mann, der die ganze Welt sein Zuhause nennt und mit seinen Bildern große Galerien von München über Wien bis Venedig schmückt, Fenster in der Landshuter Martinskirche gestaltet, geht auf einen Besuch vor mehr als einem Jahrzehnt zurück. Schon damals sei dem Künstler die Idee gekommen, Fenster für die Kirche zu entwerfen, erzählt Kirchenpfleger Gruber. Jetzt wird daraus Realität.
Licht von außen und von innen
Kirche, Kunst und Stadt werden nun symbiotisch miteinander verbunden. Die neu gestalteten Fenster sollen in zwei Richtungen wirken. Sie hüllen den Raum der Kapelle, die als Grablege der Landshuter Stiftspröpste bislang nicht zugänglich war, in ein neues Licht. "Der Raum beherbergt Kunstwerke, ein Silberkreuz oder eine Mater Dolorosa, die durch dieses Licht noch einmal eine andere Ausstrahlung erhalten", erklärt Gruber. Umgekehrt sollen die Fenster abends auch von innen beleuchtet werden. "So können sie auch nach draußen, in die Landshuter Altstadt, ins Zentrum der Stadt wirken."
Manufaktur in München setzt Pläne um
Was Scully auf dem Papier entwirft, setzt die Mayer’sche Hofkunstanstalt in München um. Hier entstehen seit 1847 "kirchliche Arbeiten". Bis heute arbeitet das Unternehmen rund um den Globus an Fenstern, Mosaiken und Glasmalerei in Kathedralen, Museen, damals sogar im World Trade Center in New York.
Besondere Verbindung zur Martinskirche
"Es beginnt immer mit einem opaken [lichtundurchlässig, Anm. d. Red.] Entwurf auf dem Papier", erklärt Michael Claudius Mayer. "Wie setzt man diesen also in ein Material wie Glas um? Wie wirkt dieser Entwurf in Glas, wie wirkt er am Ort, wo er später aufgebaut werden soll? Das fordert uns heraus, jedes einzelne Mal." Das war kurz nach dem Krieg schon so, als die Familie - die Manufaktur besteht heute in fünfter Generation - Fenster in St. Martin verbaute. Nicht nur deswegen spricht Mayer von einer Ehre, dort arbeiten zu dürfen. "Es handelt sich um eine meiner Lieblingskirchen in Bayern, das muss ich ehrlich so sagen. Und an einem Ort tätig zu werden, wo es die Familie auch schon einmal war - das ist eine schöne Fügung."
Zahlreiche Entwürfe von Sean Scully hat die Hofkunstanstalt bereits hergestellt, in handfestes Material übersetzt. Scullys Werk in Landshut ist aus Mayers Sicht nicht nur eine Ehre für die Stadt. "Es ist auch für Bayern etwas ganz Wunderbares, so einen bekannten Künstler auch hier im Glasmal in einer Kirche abgebildet zu sehen."
Letzte Feinheiten werden erledigt
Noch lässt sich hinter einem verhüllten Baugerüst nur erahnen, wie die Fenster, die nun Teil der Landshuter Martinskirche sind, im Einfall von Sonnenlicht von innen wirken – oder wie sie von innen beleuchtet das Stadtbild nach außen hin bereichern. In den kommenden Wochen stehen letzte Feinarbeiten an. Ende September wird das Kunstwerk eingeweiht und öffentlich zugänglich gemacht. Auch der Künstler selbst wird dann in Landshut erwartet.
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