Kein Zweifel: Farben sind schön. Und nützlich. Sie helfen bei der Orientierung, ob nun im Straßenverkehr oder beim Kochen. Unverzichtbar sind sie für den Menschen aber nicht. Oder, wie der Berliner Philosoph Jürgen Goldstein es ausdrückt: "Farbenblind zu sein ist lästig, nicht aber lebensgefährlich". Farben sind Luxus, sie machen das Leben reich. Welchen Reichtum allein die Farbe Blau bietet, führt Goldstein in seinem gleichnamigen Buch exemplarisch vor Augen.
Zwischen den Bedeutungen der Farbe Blau flanieren
In einer Reihe von "Gedankenspaziergängen" nähert er sich den unterschiedlichen Bedeutungen dieser Farbe in der Moderne: Da ist Yves Klein und sein patentiertes "International Klein Blue", für das der Künstler lang herumexperimentierte, bis er ein Bindemittel fand, das die Strahlkraft der Pigmente nicht minderte. Für Klein war das Blau Ausdruck für Geistigkeit und Freiheit, doch der Weg dorthin führt für ihn über das Sinnliche. "Farbe ist zur Materie gewordene Sensibilität", schreibt Goldstein dazu.
Der Mönch am Meer
Ein anderes seiner "Blaufundstücke" ist Caspar David Friedrichs Gemälde "Mönch am Meer". Goldstein führt vor, dass es eben kein religiöses Andachtsbild ist, keine Spur von Gott zu sehen ist. Vielmehr zeige dieses "radikal leere Bild" vor allem das Nichts und stehe mit dieser Negation von Sinn überraschend abseits der sonstigen romantischen Kunstauffassung. 20 solcher "Fundstücke und Streifzüge" liefert Goldstein, kurze Vignetten, mitunter klassische Bild- und Gedichtanalysen, die klare Aussagen zur Bedeutung einzelner Bilder und den verschiedenen Wahrnehmungen der Farben Blau treffen. Denn eines ist klar: Die eine Bedeutung gibt es nicht.
Jürgen Goldstein "Blau. Eine Wunderkammer seiner Bedeutungen", Matthes & Seitz Berlin, 233 Seiten