Autorin Alexandra Reinwarth lächelt, vor einer Wand stehend, in die Kamera
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Alexandra Reinwarth

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Hauptsache "locker": Bestseller-Autorin Alexandra Reinwarth

Mit dem Sachbuch "Am Arsch vorbei geht auch ein Weg" ist die frühere Werbetexterin Alexandra Reinwarth zur Bestseller-Autorin geworden. Ihr Thema: Selbstversuche mit Glück, Fitness und Sex. Ihr Stil: Flapsig, was Kritiker stört.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Frauen mittleren Alters, Mittelschicht, Modezeitschriften-Leserinnen, urban, nicht gerade vergeistigt, aber schon mit einem gewissen Spaß daran, über das eigene Leben nachzudenken, mit ein paar Unsicherheiten in Bezug auf Aussehen, Job, Partnerschaft – und vor allem mit einem großen Bedürfnis zu gefallen – so in etwa lässt sich die Zielgruppe von Alexandra Reinwarths Büchern beschreiben. Ihr erfolgreichstes Werk "Am Arsch vorbei geht auch ein Weg" hält sich seit zwei Jahren in den Top Ten der "Spiegel"-Bestellerliste, Kategorie Taschenbuch. Manchmal schaut sich Alexandra Reinwarth online die aktuelle Platzierung an - und wundert sich ein bisschen über den Erfolg. 450.000 Exemplare wurden bereits verkauft, jetzt kommen noch die Übersetzungen dazu:

"Gibt’s auf Koreanisch, was ich sehr lustig finde, das war glaub' ich, die erste Auslandslizenz. Koreanisch, Englisch, Italienisch, Schwedisch, Russisch. Ich glaub', das war's." Alexandra Reinwarth

"Ich mache keine Ratgeber"

Offensichtlich ist der Bedarf an Lockerheit sehr groß, wenn ein Buch mit dem Untertitel "Wie sich dein Leben verbessert, wenn du dich endlich locker machst" der erfolgreichste Ratgeber des Jahres 2017 war, ohne wirklich ein Ratgeber zu sein:

"Ich sag ja immer: Ich mache keine Ratgeber. Das sind ja nur so Projekt-Bücher, das heißt ich probiere etwas aus und alle anderen dürfen zugucken. Und wenn da was für Sie dabei ist, oder wenn sich jemand erkannt fühlt oder etwas wiedererkennt von seinem Leben, dann freut mich das. Das ist schön, das kann dazu führen, dass jemand über seine eigenen Sachen nachdenkt. Aber ich sag' niemandem, was er zu tun oder zu lassen hat, das nicht." Alexandra Reinwarth

Es ist okay, mittelmäßig zu sein

Die Bunddha-Statue mit dem Stinkefinger, die Blümchen auf dem Cover – es ist klar, dass hier vor allem launige Unterhaltung geboten wird. Und so erzählt Alexandra Reinwarth von ihrem Leben mit Freund, Kind – zwei besten Freundinnen (einer Esoterikerin, einer coolen Sau) und wie alles besser wird, wenn man lernt, auch mal nein zu sagen und zu den eigenen Wünschen zu stehen. Der größte Clou ihrer "Am Arsch vorbei"-Reihe (denn es gibt noch Ausgaben für Mütter, für Weihnachten, für den Haushalt und für den Job) ist aber der Hinweis, dass es schon okay ist, nur mittelmäßig zu sein. Keine aufgeräumte Wohnung, keine perfekte Figur und keine spannenden Pärchen-Hobbys haben, sondern bequem auf dem Sofa liegen – ist schon okay.

"Da fühlen sich viele Leute verstanden, die ähnlich sind wie ich, ähnlich ticken wie ich. Und wenn da jemand ganz anders tickt, dann versteht er das einfach nicht. Also das ist dann nichts für den, das nehme ich niemandem übel, die Leute sind ja auch einfach unterschiedlich." Alexandra Reinwarth

"Kann schreiben, was ich will"

Negative Rezensionen auf Amazon, in denen sich diese Leute über die vulgäre Sprache aufregen oder darüber, dass der Inhalt so banal sei, kann Alexandra Reinwarth mit einem Schulterzucken abtun. Es überwiegen die euphorischen Stimmen, die ihre Bücher als super-lustig geschrieben und total bereichernd empfinden. Auf Lesungen hat sie allerdings keine Lust, aber das braucht sie auch nicht, denn wer ein oder zwei Bücher von ihr gelesen hat, glaubt sie ohnehin schon zu kennen - und ihre Fanbase wird vom Münchner Verlag mit "Am Arsch vorbei…"- T-Shirts, Kissen, Hörbüchern, einem Ausfüllbuch, einem Malbuch und einer Buddha-Statue mit Stinkefinger bestens versorgt. Auch wenn ihr Stammlokal in ihren Texten “Café Einstein” heißt und die Lieblingskollegin Frau Drösel - München hat sie schon längst für Valencia aufgegeben

"Das Praktische ist ja, dadurch, dass ich in Spanien bin: Ich hab' immer das Gefühl, ich kann eh alles schreiben was ich will, es erfährt ja eh keiner (lacht). Aber ansonsten ist das schon sehr ich, was da drin ist." Alexandra Reinwarth

"Dann wird so viel egal"

Ihr neuestes Buch "Das Leben ist zu kurz für später - Stell dir vor, du hast nur noch ein Jahr - ein Selbstversuch, der dein Leben verbessern wird" ist auch schon auf Platz 8 der "Spiegel"-Bestsellerliste gelandet, macht also ihrem Dauerbrenner "Am Arsch vorbei usw" Konkurrenz. Auch hier ist die Lehre: Hör auf dein Herz, trau dich, steh zu deinen Wünschen und: Schieb nicht zu viel auf.

"Man stellt sich das so vor: Ich hab nicht mehr so lang. Dann werden so viele Sachen egal. Und vor allem: Man verliert so ganz viel Angst. Also, Angst auch sich verletzlich zu machen oder Risiken einzugehen. Am Ende, glaub ich, wenn man zurückschaut, auf das Leben das man hatte, denkt man sich: wozu war die ganze Vorsicht gut?" Alexandra Reinwarth

Träume vom eigenen Café

Der letzte Selbstversuch führte zu dem Kauf eines altes, baufälliges Hauses in Valencia, in dem Alexandra Reinwarth mit ihrer besten Freundin ein Bed & Breakfast eröffnen will - mit eigener Bar im Erdgeschoss. Sehr wahrscheinlich trifft sie auch damit genau den Nerv ihrer Fans, die möglicherweise selbst von einem süßen kleinen Café, einem Stoffladen mit Nähstube oder einer Galerie am Meer träumen. Geschichten aus dem unperfekten Bed & Breakfast - ihre Leserinnen werden es lieben.