Die Laufzeiten werden immer kürzer, die Besucher immer weniger, die Begeisterung immer flacher: Das kommerzielle Musical steckt in der Krise, jedenfalls hierzulande. Während in den USA und im Londoner West End aktuelle und satirische Themen für Zuschauerrekorde sorgen, läuft das Geschäft in Deutschland eher mau. Grund dafür: Die Klassiker interessieren kaum noch jemanden, die neuen Stücke sind oft zu sehr für ein angloamerikanisches Publikum geschrieben. Dazu gehört etwa "Hamilton" (2015), eine Heldensaga von Lin-Manuel Miranda über den amerikanischen "Gründervater" Alexander Hamilton, den in Deutschland allerdings kaum jemand kennt. Und auch das "Book of Mormons" (2011) über die bizarre Religion der Mormonen sorgte zwar in London und New York für Enthusiasmus, aber nicht in Deutschland.
Hollywood soll für Glanz sorgen
Besonders problematisch ist die Flaute für die Hamburger Stage Entertainment, dem größten Musical-Vermarkter und -Produzent zwischen Hamburg und München. Jetzt soll der kanadische Cirque du Soleil aushelfen. Mit der neuen Show "Paramour" soll die "Neue Flora" in Hamburg ab dem Frühjahr 2019 bespielt werden. Zur Zeit läuft dort noch die Disney-Produktion "Aladdin". In "Paramour" soll das "Goldene Zeitalter" von Hollywood Thema sein. Zum Inhalt hieß es:
Der charismatische Regisseur AJ sucht nach einem neuen Talent für seinen nächsten Kino-Hit und findet es in der ebenso ehrgeizigen wie schönen Schauspielerin Indigo. In ihr sieht er nicht nur seinen zukünftigen Star, er verliebt sich auch in sie.Indigo allerdings hat nicht nur Gefühle für AJ – auch der junge Pianist Joey, der den Titelsong des neuen Films komponieren soll, erobert ihr Herz. Und so beginnt eine dramatische Love-Story, an deren Ende Indigo sich zwischen Liebe und Erfolg entscheiden muss. - Stage Entertainment
"Neue Dimension" versprochen
Geschäftsführerin Uschi Neuss hofft, dass die "Neue Flora" in Hamburg mit ihrem "enormen Raumvolumen" eine "neue Dimension" des Musicals möglich macht. Der Cirque du Soleil mit Sitz in Montréal beschäftigt 5000 Mitarbeiter und gehört damit zu den größten Show-Produzenten der Welt. Er bespielt viele Orte gleichzeitig. Zuletzt hatte er im März Schlagzeilen gemacht, als ein Akrobat in Tampa (Florida) vor den Augen des Publikums in den Tod gestürzt war. Die Mutter zweier Kinder starb in der Show "Kà", nachdem sie für eine "Kampfszene" in die Höhe gezogen worden war und den Halt verlor.