Bildrechte: BR24

Audio Cover Image

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Regisseur Heinrich Breloer: "Mythos Stammheim"

Am 19. Oktober 1977 wurde Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer tot in einem Auto im Elsass gefunden - damit endete der sogenannte Deutsche Herbst. Heinrich Breloer drehte 1997 einen dokumentarischen Film über die Ereignisse.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Bayern 2-radioWelt: Ihr Doku-Drama heißt "Todesspiel". Wie kamen Sie auf den Namensteil "Spiel"?

Heinrich Breloer, Regisseur: Die Protagonisten haben "gespielt", Bader und die anderen haben mit ihrem Tod gespielt. Sie wollten mit ihrem Selbstmord ihre Behauptung durchsetzen, dass wir kurz vor einer Wiederkehr des Faschismus stehen.

radioWelt: Damals gab es den Mythos - vor allem unter den Sympathisanten der RAF - dass die Gefangenen ermordet wurden. Was macht Sie so sicher, dass es Selbstmord war?

Heinrich Breloer: Die Terroristen haben damals diesen Mordverdacht gestreut, indem sie den Selbstmord so geschickt wie möglich angelegt haben. Aber die Untersuchungen - auch die der Anwälte der RAF - haben ja deutlich gezeigt, wie die Pistolen und all die Geräte in die Zellen gekommen sind. Da hatte ich keine Zweifel nach der Recherche. Bis dahin gab es diesen Mythos von der Mordnacht in Stammheim, weil Stammheim eine abgeschlossene Gesellschaft war. Man sollte und wollte sich nicht hineingucken lassen. Mit meinem Zweiteiler "Todesspiel" hat sich das über Nacht verändert. Man konnte nicht mehr behaupten, dass Helmut Schmidt Morde in Auftrag gegeben hat.

radioWelt: 20 Jahre nach dem Film, 40 Jahre nach dem Deutschen Herbst, würden Sie sagen, die RAF Zeit ist aufgearbeitet?

Heinrich Breloer: Wir hatten, als wir den Film abgeliefert haben, das Gefühl, dass dieser Mythos aufgehellt war, dass die Geschichte erzählt war. Man musste deutlich machen und auch zeigen, wie der Selbstmord möglich war und wie er vonstatten ging. Mit diesem Film war die Erzählung darüber verändert.