Die Daten zeigen, auf welche Weise Kriminelle, Spitzensportler, Superreiche und Musiker Steuern vermeiden, multinationale Konzerne Gewinne in Steueroasen verschieben und wie Dutzende Politiker Geschäfte mit zum Teil dubiosen Partnern abwickeln. Die Daten stammen zum großen Teil von der Anwaltskanzlei Appleby und betreffen unter anderem Geschäfte auf Bermuda, der Isle of Man und den britischen Kanalinseln Jersey und Guernsey.
Die Unterlagen wurden der "Süddeutschen Zeitung" überlassen, die sie mit dem Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) teilte. In Deutschland recherchierten Reporter und Reporterinnen des NDR, des WDR und der SZ die "Paradise Papers". Insgesamt sind fast 100 Medien weltweit an dem Projekt beteiligt.
In den Daten: US-Handelsminister und Freund von Trudeau
Eine Spur aus den Daten führt in das Kabinett von US-Präsident Donald Trump. Dessen Handelsminister Wilbur Ross ist ausweislich der "Paradise Papers" an Geschäften mit einem russischen Unternehmen beteiligt, das zum Teil dem Schwiegersohn des russischen Präsidenten Putin gehört. Ross sagte auf Anfrage des ICIJ, er halte sich aus Entscheidungen zur Schifffahrt heraus.
Eine andere Datenspur könnte den kanadischen Premierminister Justin Trudeau in Bedrängnis bringen: Einer seiner engsten Berater und zugleich sein langjähriger Freund, der Spendensammler der Liberalen Partei trug mutmaßlich dazu bei, Kanada Millionen an Steuern zu entziehen. Auf Anfrage bestritt der Berater jedes Fehlverhalten. Trudeau sprach sich während seiner Regierungszeit wiederholt dafür aus, konsequent gegen Steuerbetrug vorzugehen.
Mehr als 120 Staats- und Regierungschefs erwähnt
Die "Paradise Papers" zeigen außerdem, wie die Kanzlei Appleby und andere Beraterfirmen multinationalen Konzernen dabei helfen, ihren Steuersatz zu drücken. In den Unterlagen tauchen Hinweise auf die zum Teil verborgenen Firmenstrukturen von Apple, Nike, Facebook und anderen Großunternehmen auf.
So suchte die Computerfirma Apple laut einer E-Mail aus dem Jahr 2014, einen Geschäftssitz in einem Land, in dem möglichst niedrige Steuern anfallen. Apple war zuvor wegen seiner Steuerpraxis in Irland unter Druck geraten. Apple erklärte dazu, man halte sich an alle Gesetze. Die Unterlagen enthüllen außerdem, dass staatlich kontrollierte Unternehmen aus Russland im großen Stil in Twitter und Facebook investiert hatten.
In den Unterlagen tauchen mehr als 120 Staats- und Regierungschefs und Politiker aus 47 Ländern auf. Zu den weiteren Kunden der Kanzlei gehört auch eine sanktionierte iranische Bank.
Die Queen und Bono involviert?
Die Unterlagen zeigen ebenso, wie Gelder der Königin von England, Queen Elizabeth II., in ein Unternehmen investiert wurden, das sein Geld damit verdient, Konsumgüter gegen stark überhöhte Zinsen auf Kredit zu verkaufen. Die Firma wurde gerade zu einer Rückzahlung in Millionenhöhe verurteilt. Es ist unwahrscheinlich, dass Elizabeth II. von dieser Art Geldanlage wusste. Auf Nachfrage hieß es, Berater regelten diese Geschäfte.
Auch Sportler und Prominente nutzen ausweislich der Unterlagen die Diskretion der Steueroasen. Die Unterlagen belegen, wie der Frontman der Pop-Gruppe U2, Bono, über Firmen in Malta und in Guernsey in ein Einkaufszentrum in Litauen investiert hat. Bono bestätigte den Vorgang, bestritt aber jedes Fehlverhalten.