Bildrechte: Museum im Wittelsbacher Schloss

Das Wittelsbacher Schloss in Friedberg

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Feng-Shui-Satire verboten: Ärger um Friedberger Theaterstück

Friedbergs Bürgermeister, Roland Eichmann, hat 2015 ein Feng-Shui-Gutachten für das Friedberger Schloss in Auftrag gegeben. Jetzt hat er offenbar dafür gesorgt, dass ein Theaterstück nicht aufgeführt werden kann, das sich darüber lustig macht.

Von

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Denn Laienregisseur Tobias Hilgers darf dieses, von ihm selbstgeschriebene Theaterstück nicht aufführen. "Qual der Wahl" hat er es genannt und seiner Hauptfigur den Namen "Robert Reichmann" gegeben. Die Ähnlichkeit mit dem Namen des Friedberger Bürgermeisters: kein Zufall.

"Es ist eine Komödie, es ist ein fiktives Theaterstück. Es geht um einen Bürgermeister, der sich im Wahlkampf befindet. Und der wird vor diverse Probleme gestellt, die er lösen muss. Eines der Probleme ist das Feng-Shui-Gutachten, das in der Zeitung auch eine Rolle spielt. Das macht aber nur den Bruchteil der Handlung aus. Das sind vielleicht 5 Prozent. Das ist nicht die Haupthandlung." Tobias Hilgers, Regisseur des Theaterstücks 'Qual der Wahl'

Feng-Shui-Gutachten zum Friedberger Schloss

Das umstrittene Feng-Shui-Gutachten zum Friedberger Schloss: Ein Thema, auf das Bürgermeister Roland Eichmann nur ungern angesprochen wird, hatte es doch auch überregional für wenig schmeichelhafte Schlagzeilen gesorgt. Und auch die Volkshochschule Aichach-Friedberg, in deren Theaterkurs Hilgers Stück entstand, hat kein Interesse an einer Aufführung, so deren Chefin Reisinger.

"Ist es eine Satire oder nicht, das war für mich nicht klar. Ich fand's einfach auch unfair, dass der Herr Hilgers uns gar nichts vom Inhalt mitgeteilt hat. Ich hätte gar nicht so genau nachgefragt. Aber das gab's einfach keine Antwort. Und da fühle ich mich auch ein Stück weit verpflichtet. Der Herr Eichmann ist auch in der Vorstandschaft der Volkshochschule. Und egal welche parteipolitische Couleur: Ich möchte einfach nicht, dass bestimmte Leute durch den Kakao gezogen, verunglimpft werden oder wie auch immer. Das sehe ich nicht als die Aufgabe der Volkshochschule so etwas zu unterstützen." Ruth Reisinger, Geschäftsführerin der Volkshochschule Aichach-Friedberg

Der Bürgermeister wollte das Theaterstück lesen

Um die Aufführung doch noch zu retten, wandte sich Tobias Hilgers direkt an Bürgermeister Roland Eichmann, hoffte, dass das Friedberger Stadtoberhaupt sein ‚Okay‘ gibt.

"Er hat mich dann gebeten, das Stück vorzulegen. Er würde es sich einmal durchlesen, eventuell auch Kommentare an den Rand machen. Aber das wollte ich nicht, dass ich dahingehend beeinflusst werde oder dass ich das vorzeigen muss, weil das meines Erachtens gegen meine künstlerische Freiheit geht." Tobias Hilgers, Regisseur des Theaterstücks 'Qual der Wahl'

Zensur in Friedberg?

Dem Bayerischen Rundfunk gegenüber will sich Bürgermeister Roland Eichmann nicht äußern. Es gebe dem bereits Gesagten nichts mehr hinzuzufügen, lässt er uns via Email wissen. Von Zensur will auch Ruth Reisinger von der Volkshochschule Aichach-Friedberg nichts wissen:

"Für mich ist das keine Zensur. Ich kann einfach frei entscheiden, was ich ins Programm aufnehme und was nicht. Und mir ist da wirklich wichtig der Gesichtspunkt der Neutralität, auch der Toleranz und dass es inhaltlich wichtige und gewichtige Dinge sind. Und nachdem mir nicht genau klar war, was genau der Inhalt ist, habe ich mir gedacht: Nein, das möchte ich auf keinen Fall." Ruth Reisinger, Geschäftsführerin der Volkshochschule Aichach-Friedberg

Das Theaterstück sollte amüsieren - nicht verärgern

Und deshalb musste Tobias Hilgers die zwei für März geplanten Aufführungstermine absagen, mehrere Hundert Flyer dafür in den Papierkorb schmeißen.

"Mich stört am meisten, dass man als Politiker nicht über so etwas lachen kann. Es war von Anfang an so gedacht, dass es ein lustiges Stück wird, das eigentlich nicht für Ärger sorgt, dass die Leute amüsieren soll." Tobias Hilgers, Regisseur des Theaterstücks 'Qual der Wahl'

Das Stück muss auf die Bühne - davon ist Tobias Hilgers überzeugt. Erste Verhandlungen mit einem neuen Aufführungsort gibt es bereits.