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Lauingen Die Pioniere

Stand: 30.12.2009 | Archiv

Innenraum der Hicret-Moschee in Lauingen | Bild: Stadt Lauingen

Georg Barfuß gehörte wohl nicht unbedingt zum Mainstream der CSU. Inzwischen gehört er nicht einmal mehr zur CSU, weil er 2004 zur FDP wechselte. Als er noch CSU-Politiker war, legte er ein außergewöhnliches Engagement für die Muslime in Lauingen an den Tag. Lauingen ist eine 11.000-Einwohner-Stadt im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau. Barfuß war dort von 1986 bis 2004 Bürgermeister.

Fürsprache des Bürgermeisters

Georg Barfuß

Das Beispiel Lauingen zeigt die Rolle, die ein Stadtoberhaupt bei einem meist nicht ohne Konflikte ablaufenden Projekt wie einem Moschee-Bau spielen kann. Die zum türkisch-islamischen Dachverband DITIB gehörende Lauinger Gemeinde beantragte 1992 die Baugenehmigung. 

Seit 1996: Hicret-Moschee in Lauingen

Barfuß kommentierte diesen Wunsch mit: "Entweder Ihr macht's was G'scheit's oder gar nix". In Lauingen sollte eben keine "Hinterhofmoschee" entstehen, sondern ein frei stehender Kuppelbau im orientalischen Stil. Der damalige Vorsitzende des Türkischen Beistandsvereins Lauingen sagte einem Zeitungsbericht zufolge: "Wenn der Bürgermeister eine Moschee für gut hält, dann tun das auch seine Bürger".

Morddrohungen

Muslime beim Beten in der Hicret-Moschee

Dennoch sah sich Barfuß zunächst durchaus Anfeindungen ausgesetzt. Er erhielt anonyme Schmähbriefe, sogar Morddrohungen. Aber er schaffte es, bei Zeiten die Vorbehalte gegen den Moschee-Bau auszuräumen. Unterstützung vom bayerischen Innenministerium bekam er dabei nicht.

Gebetsraum der Moschee

Freilich, auch in Lauingen sollte sich ein 28 Meter hohes Minarett nicht zwischen die Türme der christlichen Kirchen schieben: Die Moschee wurde am nördlichen Stadtrand nahe eines Gewerbegebietes errichtet; auch darf kein Muezzin vom Minarett aus zum Gebet rufen. Aber sie konnte 1996 eröffnet werden, ohne dass erbitterte Kämpfe vorausgegangen wären - wie etwa in Wertingen, wo Bürger eine Moschee verhinderten.

Auch in dem südlich von Augsburg gelegenen Bobingen gerieten die Parteien aneinander. Dort erstritten Muslime per Gericht den Umbau eines Gebetsraums zu einer Moschee mit Minarett. Lauingen dagegen ging in die Geschichte ein als erste Stadt Bayerns, die offiziell und offensiv den Bau einer gut sichtbaren Moschee propagierte - und realisierte.

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