Franken - Kultur


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Stadtspektakel Kronach "Tapfere Weiber" und "Housnkuh"

Alle zwei Jahre immer am letzten Wochenende im Juni versetzen die Kronacher ihre Stadt zurück in die Zeit des 30-jährigen Krieges. Dann erzählen die "Tapferen Weiber von Kronach" ihre Geschichten.

Stand: 20.06.2013

Impressionen "Stadtspektakel Kronach" | Bild: Stadt Kronach

Bis heute sind die Kronacher stolz darauf, dass es keinem Feind jemals gelungen ist, ihre Stadt zu erobern. Ein Grund für die Kronacher vom 28. bis 30. Juni zu feiern. 1996 hat die Stadt Kronach nach dem Vorbild von Rothenburg ob der Tauber und Dinkelsbühl das "Historische Stadtspektakel" aus der Taufe gehoben. Die Obere Stadt mit ihrer mittelalterlichen Fassade, den Gassen und Plätzen dienen als Kulisse für das Spektakel.

Das Gerüst für das Fest bilden viele, zum überwiegenden Teil historisch belegte Szenen der Kronacher Stadtgeschichte: wie das Schmäuß-Bräuen, der Viertelmeisterlauf, die Verleihung der goldenen Amtskette an den Oberbürgermeister, das Theaterspiel zur "Kroniche Housnkuh" und das Lager der Ausschüsser am Hexenturm.

Eine Runde "Schmäuß-Bier"

Zum Auftakt des "Historischen Stadtspektakels" ziehen Stadtvogt und Viertelmeister mit Gefolge durch die Stadt und testen lautstark das eigens für dieses Fest gebraute "Schmäuß-Bier". Wenn es für gut befunden wird, brandet Jubel auf. Denn nach der "Examinierung" wird eine Runde Freibier ausgeschenkt - aber nur für diejenigen, die einen Krug dabei haben.

Viertelmeister kämpfen

Die Kronacher Altstadt bestand einst aus vier Vierteln. Jedes hatte einen demokratisch gewählten Vertreter, der für Sicherheit und Ordnung zuständig war. Diese Tradition wurde bis heute beibehalten. Beim Stadtspektakel gibt es deshalb einen Wettstreit der Verwalter: den Viertelmeisterlauf. Die Brauknechte der Viertel begleitet von ihren Viertelmeistern treten gegeneinander an. Sie tragen ein 70 Kilo schweres Bierfass im historischen Tragegestell über eine festgelegte Strecke. Ein Lauf der auch Trinkfestigkeit erfordert: Denn zeitgleich muss ein Krug Bier ausgetrunken werden.

Schweden mit "Housnkuh" getäuscht

Die "Kroniche Housnkuh" aus dem Jahr 2012 mit ihrem Züchter Arnold Nentwich

Im 30-jährigen Krieg konnten die Viertelmeister wohl einen weiteren Angriff auf die Stadt abwehren. Die Schweden wollten die Kronacher aushungern – und belagerten die Stadt. Die findigen Oberfranken ließen einen gemästeten Hasen, die "Housnkuh" auf der Stadtmauer hoppeln, um den Schweden eine ausreichende Lebensmittelversorgung innerhalb der Mauern vorzutäuschen. Die Täuschung gelang, die Schweden zogen ab.

"Die Kronacher kämpfen wie der Teufel, aber ihre Weiber sind neunmal schlimmer!"

Schwedischer Oberst

Die "Tapferen Weiber von Kronach" in Aktion.

Eine besondere Rolle spielen die "Tapferen Weiber von Kronach" beim "Historischen Stadtspektakel". Denn sie waren es, die 1634 ihre Stadt erfolgreich verteidigten. Nachdem ihre Männer geschwächt vom Kampf aufgeben wollten, zogen sie mit heißem Wasser und Pflastersteinen in die Schlacht gegen die Schweden. Wer bei den "Tapferen Weibern von Kronach" mitmachen will, braucht nur eine Voraussetzung: 5/9 Kronacher Simmern auf die Waage bringen – also 95 Kilogramm.

Fest der Kronacher

Handwerk historisch - beim Stadtspektakel Kronach.

Bis heute ist das "Historische Stadtspektakel" ein Fest, das von den Kronacher Bürgern getragen wird. Zahlreiche Vereine und Gruppen bringen sich mit ihren Ideen und ihrem Engagement ein und gestalten das Programm während des Festwochenendes mit.


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