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Hunde So bereiten Sie Ihren Hund auf den Tierarztbesuch vor

Wer geht schon gerne zum Arzt? Von A wie Allgemeinarzt bis Z wie Zahnarzt - Arztbesuche gehören nicht unbedingt zu unseren Lieblingsbeschäftigungen. Da geht es unseren vierbeinigen Freunden nicht anders. Im Gegensatz zu uns Menschen würden sie allerdings auch nie auf die Idee kommen, selbst zum Tierarzt zu gehen. Da müssen schon wir sie hinbringen, was nicht immer einfach ist - doch die Hundetrainerin Anja Petrick hat da ein paar Tipps.

Stand: 24.01.2020

Ein Tierarzt untersucht in einer Tierarzt-Praxis einen Hunde-Welpen. | Bild: picture alliance / dpa Themendienst

Tipp 1: Der "Vorstellungs-Besuch"

"Früh übt sich! Vor dem ersten 'richtigen' Tierarztbesuch ist es deshalb empfehlenswert, einige Male mit dem Hund zum Tierarzt zu gehen, auch wenn es keinen Krankheitsgrund gibt. Dazu gehen Sie einige Male mit Ihrem Hund zum Tierarzt Ihres Vertrauens, wenn möglich zu Zeiten, zu denen nichts oder wenig los ist. Gehen Sie mit Ihrem Hund in den Behandlungsraum, dort bekommt er ein paar sehr gut schmeckende Leckerlis und kann - wenn er es mag - vom Tierarzt gestreichelt werden. Aber Achtung! Nicht jeder Hund findet es toll, von fremden Menschen angefasst zu werden. In diesem Fall darf sich Ihr Hund einfach ein paar gute Leckereien abholen und wieder gehen. Ist das Wartezimmer leer, darf Ihr Hund sich hier in aller Ruhe umschauen. Wenn er möchte, können Sie ihn auf die Waage setzen, wofür er natürlich gleich wieder reich belohnt wird!

Ihrem Hund wird so gezeigt, dass der Tierarzt etwas Tolles ist und keinen Stress bereitet.

Erzwingen Sie bei einem solchen Vorstellungsbesuch nichts. Je angenehmer er für Ihren Hund abläuft, umso besser. Wiederholen Sie dies einige Male, bis Sie merken, Ihr Hund freut sich schon richtig auf den Tierarzt. Vielleicht liegt die Praxis ja sogar auf Ihrem Gassi-Weg, dann schauen Sie immer mal wieder vorbei, belohnen Sie drinnen reichlich und gehen dann gleich wieder.

Dies sollte natürlich immer in Absprache mit dem Tierarzt passieren, da es nicht den normalen Ablauf des Praxisalltags beeinträchtigen darf. Die meisten Tierärzte helfen hier aber gerne."

Tipp 2: Übungen zu Hause

"Damit Ihr Hund sich entspannt beim Tierarzt untersuchen lässt, sollten Sie die typischen Untersuchen Zuhause schon mit ihm geübt haben:

  • in die Ohren schauen lassen
  • Zähne anschauen lassen
  • Pfoten anschauen und anheben lassen
  • auf die Seite legen und den Bauch anschauen lassen

Wichtig ist, dass Sie erst einmal ganz vorsichtig anfangen und beobachten, was Ihr Hund mitmacht und was nicht. Lässt Ihr Hund sich z. B. nicht in die Ohren schauen, aber gerne an den Ohren kraulen, fangen Sie wie folgt an:

  • Ohren kraulen
  • Leckerli geben und loben
  • Ohren kraulen und ganz leicht anheben oder reinschauen
  • sofort wieder Leckerli geben, bevor der Hund den Kopf wegzieht
  • Ohren kraulen, etwas mehr anheben oder genauer nachschauen
  • Leckerli & Lob
  • nach und nach immer weiter ausbauen

Wichtig

Ihr Hund darf jederzeit 'sagen' , wenn er nicht mehr möchte. D. h., halten Sie ihn gerade in den Übungssituationen auf keinen Fall fest, er darf immer entscheiden, ob und wie lange weitergemacht wird.

So bekommen Sie nach und nach einen Hund, der keine Probleme damit hat, wenn er untersucht wird. Dasselbe gilt natürlich auch für Ins-Maul-Schauen. Hier fangen sie ebenfalls vorsichtig an und belohnen jeden kleinsten Schritt und achten darauf, wann es Ihrem Hund zu viel wird.

Hier würde sich auch ein Kooperationssignal* anbieten.

Viele Hunde lassen sich ungern die Pfoten anheben oder anschauen, also sollte dies auch etwas sein, das Sie mit Ihrem Vierbeiner üben. Wie immer gehen Sie hier Schritt für Schritt vor: Erst über die Beine streicheln, dann kurz festhalten, dann kurz anheben, dann immer länger halten und die Pfoten untersuchen. Es gilt immer das Motto 'Weniger ist mehr', Sie sollten nicht zu viel auf einmal von Ihrem Hund verlangen, sondern lieber in kleinen Schritten arbeiten. Zu jedem Schritt sollten Sie, wenn Ihr Hund sich beispielsweise schon in die Ohren schauen lässt, eine Ankündigung dazu verlauten lassen, z. B. 'Ohren!', wenn Sie in die Ohren schauen möchten, 'Lächeln!' wenn Sie die Zähne anschauen möchten, 'Zeig die Pfote!', wenn die Pfoten angeschaut werden, etc.

So weiß Ihr Hund immer genau, was auf ihn zukommt und kann die Situation besser einschätzen. Wenn Sie diese Dinge gut geübt haben, wird es Ihrem Hund viel leichter fallen, sich beim Tierarzt zu entspannen."

*Kooperationssignal:

"Ein Kooperationssignal ist ein Verhalten, mit dem der Hund signalisiert, dass er eine Pause braucht oder noch nicht bereit ist für z. B. die Untersuchung. Beispiel: Ich bringe meinem Hund bei, sein Kinn in meine Hand zu legen. Beim Aufbau des Kooperationssignals lernt der Hund nun: Wenn er den Kopf nicht in die Hand legt oder dort wieder wegnimmt, höre ich auf mit der Untersuchung, dem Bürsten etc. Dadurch bekommen die Hunde mehr Möglichkeiten, mit uns zu kommunizieren und sind meist eher dazu bereit, zu kooperieren, da sie ja auch die Möglichkeit bekommen 'Nein' zu sagen."

Tipp 3: Wenn der Hund schon älter ist

"… und somit das oben beschriebene 'Früh-Training' eigentlich zu spät kommt, können Sie es trotzdem versuchen! Man sollte sich die Zeit nehmen, das Ganze noch mal von vorne aufzubauen.

D. h. einige Male ohne Krankheitsgrund zum Tierarzt gehen und dort passieren dann nur tolle Sachen. Je nachdem, wie groß die Angst ist, erstmal nur auf den Parkplatz fahren, dort schöne Dinge tun, die Spaß machen, und wieder fahren. Wiederholen Sie das, bis der Aufenthalt auf dem Parkplatz kein Thema mehr ist. Dann kommt der Tierarzt raus, gibt ein paar Leckerli und geht wieder. So arbeitet man sich bis in die Praxis vor.

Wenn ein bestimmter Tierarzt für den Hund bereits zu schlecht belegt ist, Tierarzt wechseln und dort von vorne anfangen.

Grundsätzlich rate ich dazu, die Hunde immer im Auto zu lassen (natürlich je nach Wetterlage), und erst reinzuholen, sobald man dran ist. Im Wartezimmer ist es oft viel zu stressig für die Hunde, gerade weil der Raum sehr eng ist und die meisten anwesenden Hunde schon gestresst sind. Das überträgt sich natürlich auf den eigenen Hund. Wenn mein Hund riesengroße Angst hat, kann ich auch einen Termin außerhalb der Sprechzeiten vereinbaren oder es gibt vielleicht einen Hintereingang, um nicht durch das Wartezimmer zu müssen. Eine weitere Option kann auch sein, dass der Tierarzt zu mir nach Hause kommt, wenn es dort entspannter für meinen Hund ist."


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