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Hunde Adoptierte Hunde aus dem Ausland

Haben Sie auch schon mal darüber nachgedacht, einen Hund, der besonders süß war, aus dem Urlaub mit nach Hause zu nehmen? Dann sollten Sie sich im Vorfeld gut informieren und über einiges im Klaren sein. Schließlich soll es Ihnen und dem Hund bei dieser Adoption gut gehen. Und nicht jeder noch so süßer Welpe darf einfach so nach Deutschland eingeführt werden. Tipps von Hundetrainerin Anja Petrick.

Stand: 16.08.2023

Kleines hungriges Hundebaby mit Flöhen wurde ausgesetzt und muss auf der Straße überleben in Cide, Türkei. August 2018 | Bild: picture alliance/Tobias Steinmaurer

Adoption eines Ausland-Hundes

Wenn Sie einen Hund aus dem Urlaub mit nach Hause nehmen möchten, sollten Sie auf einige Dinge achten:

  • Das Leben mit einem Hund: Machen Sie sich bewusst, dass Sie mit der Adoption eines Hundes eine bindende Verantwortung für dieses Tier übernehmen - über viele Jahre hinweg! Hunde im Ausland sind meist ein freies Leben gewohnt, in Deutschland müssen sie hingegen an die Leine, was nicht "jedes Hundes Fall" ist.
  • Herrenloses Tier? Einen Hund "einfach so" mitzunehmen, geht natürlich überhaupt nicht. Zunächst müssen Sie klären, ob der Hund wirklich herrenlos ist. In vielen Ländern ist es nämlich üblich, dass die Hunde allein Gassi-Gehen! Sie sollten mit dem Tier also zunächst einen Tierarzt aufsuchen, um überprüfen zu lassen, ob es gechippt oder tätowiert ist. Ebenso sollten Sie sich in der Nachbarschaft umhören, ob es einen Halter zu dem Hund gibt, da in anderen Ländern viele Menschen ihre Hunde nicht chippen oder tätowieren lassen. Sie können auch ein Tierheim oder einen Tierschutzverein vor Ort aufsuchen, der Ihnen den Kontakt zu einem Arzt herstellen und bei der Vorbereitung der legalen Ausreise behilflich sein kann.
  • Tierarzt: Wenn Sie schon beim Tierarzt sind, müssen Sie sich auch auf weitere Maßnahmen gefasst machen. Ein Hund, der in Deutschland eingeführt werden soll, darf nicht jünger als 15 Wochen alt sein und muss einen EU-Heimtierausweis, einen Microchip sowie eine Tollwutimpfung vorweisen. (Achtung: Die Tollwutimpfung muss mindestens 21 Tage alt sein!) Sollte Ihr Urlaub nicht so lange dauern, helfen Organisationen, die beispielsweise Flugpaten vermitteln und sich so lange um Ihren neuen Schützling kümmern.
  • Hunderasse: Nicht jeder Hund darf nach Deutschland eingeführt werden. Seit 2001 gilt für Hunderassen wie beispielsweise Pitbull-Terrier oder Staffordshire-Terrier das Hundeverbringungs- und Einfuhrbeschränkungsgesetz. Genaue Informationen finden Sie auf www.zoll.de. Achtung: Auch in der vermeintlich harmlosen Promenadenmischung kann eine "verbotene" Hunderasse stecken, im Verdachtsfall muss ein Gentest vorgelegt werden!
  • Heimreise: Sind Sie mit dem Auto unterwegs, müssen Sie darauf achten, dass Sie genug Futter und Wasser dabeihaben und dass der Hund einen gesicherten Platz in Ihrem Auto hat. Bei einer Flugreise wird es komplizierter: Je nachdem, wie groß das Tier ist, kann es mit Ihnen in der Kabine oder im Frachtraum in einer Transportbox mitfliegen. Auch hier gilt es einzuschätzen, wie gut der Hund diese Strapazen überstehen würde!

"Einen Hund ‚einfach so' einzuführen, ohne die oben aufgeführten Punkte zu beachten, ist nicht nur verantwortungslos, sondern auch strafbar. Man würde sich selbst, andere und auch das importierte Tier in Gefahr bringen. Je nachdem, wie die zuständige deutsche Veterinärbehörde entscheidet, muss der Hund gegebenenfalls sogar eingeschläfert werden. Wenn Sie sich aber an die Regeln halten und die Chemie zwischen dem Urlaubshund und Ihnen stimmt, kann das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein."

Anja Petrick, Hundeexpertin

Wie geht es zu Hause weiter?

Je nachdem, wie Ihr neues Familienmitglied bis jetzt gelebt hat, kann die Eingewöhnung sehr schnell gehen oder einiges an Schwierigkeiten mit sich bringen. Auf folgende Dinge sollten Sie gefasst sein:

  • Ein Hund, der noch nie in einer Wohnung oder einem Haus gelebt hat, ist sehr wahrscheinlich nicht stubenrein. Hier müssen Sie ganz von vorne anfangen und genauso trainieren, wie Sie es mit einem Welpen tun würden: alle 2-4 Stunden raus gehen, nach dem Schlafen, Fressen, Spielen raus. Bitte nehmen Sie sich hier Zeit! Manche Hunde begreifen es sehr schnell, ängstliche und schnell gestresste Hunde brauchen deutlich länger.
  • Es gibt bei Tierschutzhunden die "3er"-Regel: 3 Tage, um runterzukommen und sich zu orientieren, 3 Wochen, um sich an die neuen Abläufe zu gewöhnen und 3 Monate, um sich sicher zu fühlen. Geben Sie ihm diese Zeit! Verlangen Sie nicht zu viel, denn Ihr Hund wurde aus dem Leben rausgerissen, das er gekannt hat. Dieses Leben war vielleicht nicht das beste, aber es war eines, das ihm vertraut war.
  • Machen Sie sich darauf gefasst, dass Ihr Liebling bei Ihnen zu Hause anders reagiert und agiert als auf der Straße oder in dem Tierheim, wo Sie ihn gefunden haben. Hier muss er an der Leine gehen, kann vielleicht nicht so weit ausweichen, wie er möchte und könnte dann zum Beispiel Aggressionsverhalten gegenüber anderen Hunden zeigen.
  • Genauso gut kann es sein, dass Ihr Hund sich gut in den Alltag einfügt, denn Hunde sind alles in allem anpassungsfähig. Bitte erwarten Sie dies aber nicht von Ihrem Vierbeiner, sondern freuen Sie sich, wenn es so ist!
  • Gehen Sie zu Beginn kleine und eher die gleichen Runden. So kann sich Ihr Hund langsam an die neue Umgebung gewöhnen. Rituale geben ihm Sicherheit.
  • Laden Sie bitte nicht gleich nach Ihrer Ankunft alle Freunde ein und nehmen Ihren Hund vom ersten Tag an überall mit hin. Das kann Ihren Hund überfordern und ihm die notwendige Zeit zum Verarbeiten der neuen Umgebung nehmen.
  • Stellen Sie sich auf alles ein und geben Sie Ihrem Neuzugang Zeit, sich an sein neues Leben zu gewöhnen. Das kann auch mal ein Jahr oder länger dauern.

Achtung…

…bei süßen Welpen, die wie kleine Eisbären ausschauen, vor allem wenn Sie zum Beispiel in der Türkei oder in Italien unterwegs sind. Diese können Herdenschutzhunde sein und somit sehr wachsam werden, wenn sie erwachsen sind. Das kann - vor allem in unseren westlichen und eher "engen" Ländern - zum Problem werden. Denn ein Kangal, Kuvazs oder Maremmano ist eher weniger begeistert von Besuch und zeigt dies auch sehr deutlich!

Viel Erfolg mit diesen Tipps wünschen Anja Petrick und "Wir in Bayern"!


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