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Hunde Corona und Quarantäne: Was Hundebesitzer wissen sollten

Können Hunde Corona übertragen? Was tun mit den Vierbeinern bei Ausgangssperren und Quarantäne? Viele Hundebesitzer sind angesichts der Corona-Krise auch in Bezug auf Ihre Hunde verunsichert. Hundetrainerin Anja Petrick gibt Antworten auf wichtige Fragen. Zudem hat sie Tipps, wie Sie mit Nasen- und Kopfarbeit-Spielen das reduzierte Spazierengehen in Corona-Zeiten ausgleichen können.

Stand: 20.02.2020

Eine Frau kniet neben ihrem Hund. | Bild: dpa / Fotograf: Markus Scholz

Die Corona-Krise führt auch in Deutschland zu immer mehr Einschränkungen. Da stellt sich für viele Hundebesitzer die Frage: Was tun bei Quarantäne und Ausgangsbeschränkungen und Ausgangssperren? Wie kann ich das eingeschränkte Spazierengehen sinnvoll ausgleichen? Welche alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten bieten sich an?

Übertragung von Corona durch Hunde

Zur Übertragung von Corona durch Haustiere kursieren momentan viele Gerüchte.

Derzeit wird jedoch davon ausgegangen, dass das Virus nicht von Menschen auf Haustiere und umgekehrt übertragen wird.

Auf der Internetseite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft heißt es dazu:

"Nach aktuellem Stand der Wissenschaft kann das Coronavirus nicht von Haustieren auf Menschen oder umgekehrt von Menschen auf Haustieren übertragen werden. Nach den vorliegenden Stellungnahmen des European Centre for Disease Control (ECDC) und der Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (WHO) gibt es keine Hinweise auf Infektionen von Haus- und Nutztieren mit SARS-CoV-2. Allerdings fehlen derzeit noch tiefergehende wissenschaftliche Untersuchungen. [...] Für die klassischen Haustiere wie Hund und Katze werden zunächst keine weiteren zwingenden Maßnahmen wie die Absonderung, Trennung oder Quarantäne empfohlen. Allerdings kann im Einzelfall und bei Auftreten von klinischen Symptomen eine Beprobung und Testung der Tiere auf eine SARS-CoV-2 Infektion durchgeführt werden, um weitere Informationen zu Ansteckungsszenarien zu gewinnen. In diesem Fall sollte sich das zuständige Gesundheitsamt mit dem Veterinäramt in Verbindung setzen. Es ist immer ratsam, grundlegende Prinzipien der Hygiene zu beachten, wenn man mit Tieren in Kontakt kommt, etwa, Hände gründlich mit Seife zu waschen."

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Stellungnahme des Friedrich-Loeffler-Instituts (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit)

"Es gibt weiterhin keine Hinweise darauf, dass Hunde oder Katzen ein Infektionsrisiko für den Menschen darstellen (siehe auch Einschätzung des European Centre for Disease Control www.ecdc.europa.eu und der WHO www.who.int ) oder eine Rolle bei der Verbreitung von SARS-CoV-2 spielen. Der Kontakt gesunder Personen zu Haustieren muss nach den derzeitig verfügbaren Informationen aus Sicht des Friedrich-Loeffler-Instituts nicht eingeschränkt werden."

Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit)

Fragen & Antworten des Friedrich-Loeffler-Instituts (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) zu SARS-CoV-2/Covid-19:

Tierarztbesuche in der Corona-Krise

Zum jetzigen Zeitpunkt haben die Tierärzte noch geöffnet. Wenn Sie zum Tierarzt müssen, rufen Sie am besten vorher an. Bitte gehen Sie allein mit Ihrem Tier zum Tierarzt und nehmen nicht die ganze Familie mit. Momentan handhaben es viele Tierärzte so, dass Sie sich ohne Hund anmelden und dann im Auto warten, bis Sie an der Reihe sind. Die Helfer rufen Sie entweder an oder holen Sie am Auto ab. Bei der Untersuchung sind Sie dabei, Ihr Hund wird von den Helfern gehalten, damit hier nicht weitere Berührungspunkte sind.

Training mit dem Hund trotz geschlossener Hundeschule

Viele Hundetrainer bieten derzeit Online-Trainings an. Nutzen Sie diese Angebote in der Zeit, in denen normales Training nicht möglich ist. Wenn Sie einen Hund haben, der größere Probleme macht, sollten Sie zudem zumindest in telefonischer Verbindung mit Ihrer Trainerin oder Ihrem Trainer bleiben.

Gassigehen während Ausgangsbeschränkung

Seit Samstag gilt in Bayern eine Ausgangsbeschränkung:

Die eigenen vier Wände dürfen nur noch aus triftigen Gründen verlassen werden. "Handlungen zur Versorgung von Tieren" sind explizit als triftiger Grund genannt. Zudem ist in der Verfügung "Sport und Bewegung an der frischen Luft" als Ausnahme aufgeführt. Hundebesitzer dürfen also auch während der Ausgangsbeschränkung mit dem Hund Gassi gehen. Allerdings ausschließlich allein oder mit Angehörigen des eigenen Hausstandes. Zu anderen Personen muss ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden.

Wohin mit den Hunden bei Quarantäne?

Wenn Sie tatsächlich unter Quarantäne gestellt werden, darf jemand anderes mit Ihrem Hund Gassi gehen.

Machen Sie sich am besten vorab Gedanken, wer mit Ihrem Hund spazieren gehen kann, falls der Fall der Fälle eintritt.

Haben Sie keine Nachbarn, Freunde oder Verwandte, die dies tun können, melden Sie sich bei Ihrer Hundeschule. Häufig kann Ihnen dort weitergeholfen werden.

Viele Hundetrainer*innen bieten bereits einen Service zum Gassigehen für betroffene Kunden und schaffen Netzwerke zur gegenseitigen Unterstützung und Versorgung.

Beschäftigungsideen für Hunde in den eigenen vier Wänden

Ist Spazierengehen aufgrund von Quarantäne oder Ausgangssperren nur noch eingeschränkt möglich, sollten Sie versuchen, Ihren Hund mit Nasen- und Kopfarbeit-Spielen auszulasten. Dazu bieten sich z. B. folgende Tricks an, die Sie mit Ihrem Hund trainieren können:

Ziel des Tricks ist es, dass der Hund sich auf das Kommando "Dreh dich!" einmal um sich selbst dreht.

Ablauf:

  • Gutes Leckerli in die Hand nehmen
  • Mit dem Leckerli den Hund einmal um sich selbst herumführen
  • Darauf achten, dass der Kreis groß genug ist, besonders bei größeren, ungelenken Rassen
  • Wenn es mit Leckerli gut funktioniert, Selbiges weglassen und weiter mit Handzeichen arbeiten
  • Nach und nach das Handzeichen "kleiner" werden lassen, bis ein Fingerzeig und das Kommando „Dreh dich“ reicht.

Dieser Trick eignet sich auch gut für ältere Hunde. Bei Hunden, die steifer sind, bitte darauf achten, dass der Kreis immer groß genug ist und dass die Hunde sich langsam drehen, damit sie sich nicht verletzen.

Der Begriff "Snoot Challenge" kommt aus dem Englischen: snoot = Nase, challenge = Herausforderung

Ziel des Tricks ist es, dass der Hund seine Nase durch einen Kreis steckt, den man mit den Fingern bildet.

 Ablauf:

  • Mit Daumen und Zeigefinger ein "L" bilden.
  • Hund mit Leckerli in dieses "L" locken, so dass die Nase auf den Fingern aufliegt.
  • Genau in dieser Stellung das Leckerli freigeben.
  • Immer weniger mit Leckerli locken.
  • Dann den Abstand zum Hund vergrößern und ihn erst nur einen Schritt, dann von immer weiter weg, herlaufen und die Nase in den Fingerkreis stupsen lassen.

Ziel des Tricks ist es, dass der Hund einen zusammengerollten Teppich wieder ausrollt und sich je nach Schwierigkeitsstufe draufsetzt.

Ablauf:

  • Den Teppich zusammenrollen und dabei viele Leckerlis mit einrollen.
  • Dem Hund das erste eingerollte Leckerli zeigen und ihn ermutigen, gegen den Teppich zu stupsen, damit der Teppich weiter ausgerollt wird.
  • Wenn das gut geht, immer weniger Leckerlis mit einrollen, bis zum Schluss nur noch ganz am Ende eines im Teppich versteckt ist.

Wenn Sie möchten, dass der Hund sich am Ende noch auf den Teppich setzt oder legt, bauen Sie diesen Trick umgekehrt auf:

  • Den Teppich auslegen und den Hund darauf sitzen oder liegen lassen.
  • Wenn der Hund das von allein macht, sobald er den Teppich sieht, den Teppich nur mit zweimal Umschlagen einrollen, so dass der Hund nur einmal stupsen muss, damit der Teppich ausgerollt wird, dann gleich das Kommando "Sitz!" oder "Leg dich!" geben
  • Den Teppich immer weiter einrollen, bis die komplette Verhaltenskette "Teppich ausrollen" und "Drauf sitzen" funktioniert.

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