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Allgemeinmedizin Tipps gegen Sodbrennen

Wer kennt es nicht? Dieses saure Aufstoßen nach einem reichhaltigen Essen oder nachts. Die Rede ist von Sodbrennen. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt, was hinter dem sauren Aufstoßen steckt, und gibt Tipps, wie Sie Sodbrennen behandeln und vorbeugen können.

Stand: 20.04.2023 08:42 Uhr

Symbolbild Sodbrennen | Bild: picture-alliance/dpa/Zoonar/Tomas Anderson

Sodbrennen ist in Deutschland eine Volkskrankheit. Etwa ein Viertel der Bevölkerung leidet regelmäßig darunter. Das Fatale daran: Unbehandelt kann es ernsthafte Gesundheitsschäden zur Folge haben.

Sodbrennen

Im Magen produzieren die Belegzellen die Magensäure, die beim Verdauen hilft und vor Infektionen schützt. Im nüchternen Zustand hat die Magensäure einen pH-Wert von 1 bis 1,5. Zum Vergleich: 35-prozentige Salzsäure hat einen pH-Wert von 1,0. Der Magen wird durch die Magensäure nicht angegriffen. Die Schleimhaut der Speiseröhre hingegen ist nicht dafür ausgelegt, Magensäure auszuhalten. Sie wird durch die Magensäure regelrecht verätzt und entzündet sich. Das ist das Phänomen, das wir Sodbrennen nennen.
Normalerweise verhindert ein ringförmiger Schließmuskel am Mageneingang, dass die Magensäure in die Speiseröhre gelangt und diese angreift. Ist der Schließmuskel undicht, kann Magensäure in die Speiseröhre gelangen und diese verätzen.
Sodbrennen kann aber auch durch eine vermehrte Magensäureproduktion ausgelöst oder verschlimmert werden.
Die Betroffenen leiden vor allem nachts unter dem aufsteigenden Magensaft. Der Grund: Die Magensäure kann im Liegen leichter zurückfließen als in aufrechter Position. Deshalb führt auch Bücken häufig zu Sodbrennen.

Ursachen für Sodbrennen

  • Vermehrte Säureproduktion durch: zu viel, zu fettes, zu süßes, zu saures oder zu stark gewürztes Essen. Auch Alkohol, Kaffee und Nikotin fördern die Produktion von Magensäure und hemmen die Funktion des Schließmuskels.
  • (altersbedingte) Funktionsstörungendes Schließmuskels
  • Übergewicht und Verstopfung, da dabei ein großer Druck auf den Magen ausgeübt wird
  • Bei Schwangerschaften drückt oft die vergrößerte Gebärmutter auf den Magen.
  • Medikamente, die die Magenschleimhaut reizen, beispielsweise Schmerzmittel
  • Medikamente, die die Produktion von Magensäure anregen (wie Hustenlöser mit Acetylcystein und bestimmte Antibiotika)
  • Häufig ist ein Zwerchfellbruch für Sodbrennen verantwortlich: Dabei rutscht der obere Teil des Magens in den Brustkorb.
  • Psychische Störungen oder Belastungen (beispielsweise Stress)

Folgen von unbehandeltem Sodbrennen

  • chronischer Husten und Atemwegserkrankungen
  • chronische Entzündung der Speiseröhre
  • Wenn die Entzündung längere Zeit besteht, kann das zu Blutungen, Vernarbungen und Geschwüren in der Speiseröhre führen. Das wiederum kann Speiseröhrenkrebs zur Folge haben.

Wann zum Arzt?

Wenn Sie mehrmals pro Woche über mehrere Wochen hinweg an Sodbrennen leiden, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Außerdem sollten Sie sich in Behandlung begeben, wenn das Sodbrennen mit folgenden Symptomen einhergeht:

  • Schmerzen
  • Krämpfe
  • Appetitverlust
  • Gewichtsabnahme
  • Blut erbrechen
  • veränderter Stuhlgang (beispielsweise schwarz)

Behandlung

  • Chronisches Sodbrennen kann mit Medikamenten, die die Produktion von Magensäure hemmen oder neutralisieren sehr gut behandelt werden, beispielsweise Pantoprazol, Omeprazol, Talcid oder Gaviscon.
  • Wenn die Medikamente nicht zur Besserung führen, kann der Schließmuskel operativ gestärkt und, wenn ein Zwerchfellbruch zugrunde liegt, dieser operativ behoben werden.
  • Ist das Sodbrennen auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen, kann eine psychotherapeutische Behandlung Abhilfe schaffen.

Tipps zur Vorbeugung

Wenn Sie zu Sodbrennen neigen, sollten Sie …

  • abnehmen, falls Sie Übergewicht haben.
  • möglichst nicht zu viel auf einmal essen, sondern lieber öfter kleinere Portionen.
  • sehr fette, stark gewürzte oder besonders süße Speisen und Getränke mit Kohlensäure, Kaffee und Nikotin meiden.
  • langsam essen und gut kauen.
  • kurz vor dem Schlafengehen auf Snacks verzichten.
  • keinen oder wenig Alkohol trinken. Meiden Sie vor allem Sekt und Weißwein.
  • Ihren Oberkörper beim Schlafen hochlagern, beispielsweise mit Hilfe eines zusätzlichen Kissens. In dieser Position kann die Magensäure nicht so leicht in die Speiseröhre fließen.
  • lockere Kleidung tragen. Enge Gürtel drücken den Mageninhalt nach oben.
  • auf besonders säurehaltiges Obst verzichten, beispielsweise Ananas, Zitronen oder sehr saure Äpfel.
  • Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen meiden.
  • auf regelmäßigen Stuhlgang achten.

Achtung: Verdauungsschnaps ist kontraproduktiv

Gönnen Sie sich nach einer schweren Mahlzeit ein "Verdauungsschnäpschen"? Falls ja, sollten Sie in Zukunft besser darauf verzichten. Das ist nämlich das Schlimmste, was Sie Ihrem Verdauungstrakt antun können.

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Bleiben Sie gesund! Wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"


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