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Tabernakel Der Wohnort Christi

Dieser italienische Tabernakel, gefertigt in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, will 'en miniature' ein großes Stück Architektur sein. Und nichts weniger als der Wohnort des lebendigen Christus.

Stand: 22.05.2012 | Archiv

Dieser große, prachtvoll mit verschiedenen Intarsien und Inkrustationen aus Hölzern, Perlmutt und Elfenbein verzierte Tabernakel hat d a s Gebäude der Christenheit zum Vorbild: den Petersdom in Rom. Seine Kuppel bildet die des Michelangelo nach, seine Schraubensäulen sind denen des Baldachinaltars von Gian Lorenzo Bernini, einem der bedeutendsten Bildhauer und Architekten Italiens, nachgeformt. Eine Architektur im Kleinformat, die zur Aufbewahrung des Allerheiligsten diente: der geweihten Hostie, des Leibes Christi.

Darüber hinaus zeigt die Form des Tabernakels noch Anklänge an die Grabeskirche und ihre Anastasisrotunde, also den Ort der Auferstehung Christi. Der Tabernakel soll also nicht "nur" der Aufbewahrungsort einer Hostie sein. Er symbolisiert auch den letzten irdischen "Wohnort" des auferstandenen, des lebendigen Christus. Die Bildfolge über der Tabernakeltür macht dies ebenfalls deutlich: im Kelch erscheint Christus, darüber Gottvater mit ausgebreiteten Armen und über ihm die Taube des Heiligen Geistes: in der Hauptachse ist also die ganze Heilige Dreifaltigkeit versammelt, das zentrale Mysterium des Christentums.

Dieser überaus prächtige Tabernakel stammt wohl aus einer Kirche in der Lombardei und wäre die Zierde eines jeden Museums für religiöse Volkskunst. Der große Schatz einer privaten Hauskapelle ist er allemal.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: mindestens 20.000 Euro
  • Datierung: 1650 - 1700
  • Herkunft: Lombardei, Italien
  • Sendung vom 26. Mai 2012

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