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Peinliche Pupse Blähungen: Gesund, ansteckend oder sogar gefährlich?

Blähungen sind peinlich. Aber auch wenn die wenigsten darüber reden, haben doch viele Fragen. Die Antworten dazu suchen sie heimlich im Internet. Aber jetzt mal ehrlich: Sind Blähungen gesund, ansteckend oder sogar gefährlich?

Von: Bernd Thomas

Stand: 17.06.2024 12:05 Uhr

Peinliche Pupse: Blähungen: Gesund, ansteckend oder sogar gefährlich?

Blähungen: Sind sie gesund oder gefährlich? Danach wird besonders häufig im Netz gesucht. Sind Blähungen vielleicht sogar ansteckend? Auch diese etwas schräge Frage scheint viele zu interessieren. Zumindest in Beziehungen können Blähungen ja zum Problem werden. Aber Spaß beiseite, wie viele Blähungen sind eigentlich normal? Gesundheit! Reporterin Veronika Keller hakt nach, zuerst bei Johannes Wiessner. Er ist Arzt und spezialisiert sich gerade. Er wird sozusagen "Pupsexperte", genauer gesagt Gastroenterologe, wie die korrekte Fachbezeichnung heißt.

"Bei gesunden Menschen sind bis zu 20 Windabgänge pro Tag ganz normal, das kann aber auch mal mehr sein. Es kommt zum Beispiel auch darauf an, wie man sich ernährt. Denn es gibt verschiedene Nahrungsmittel, beispielsweise Kohl oder auch Zwiebeln, die enthalten viele Ballaststoffe und schwer verdauliche Vielfachzucker. Und die können wir nicht gut verdauen. Das machen letztlich die Bakterien im Dickdarm. Dabei entsteht Gas, und das führt dann zu Blähungen."

Johannes Wiessner, Arzt, Klinikum r. d. Isar, TU München

Blähungen: Nur ein Teil der Verdauungsgase

Die Verdauung unserer Nahrungsmittel funktioniert, ganz knapp geschildert, so: Im Mund wird die Nahrung zerkleinert, im Magen dann mit Säure zersetzt. Im Dünndarm werden Nährstoffe herausgezogen. Bereits dabei entstehen mehrere Liter Gas. Das aber schaffen Blut und Lunge aus dem Körper. Im Dickdarm entstehen dann durch die Arbeit unzähliger Bakterien nochmal täglich zwischen einem halben und einem Liter Gas. Das sind die oft berüchtigten Windabgänge.

Blähungen: Welche riechen besonders übel und warum?

Aber warum riechen manche Blähungen besonders übel? Mikrobiologe Dr. Gero Beckmann und Geundheit! Reporterin Veronika Keller machen ein Experiment. Als Mikrobiologe beschäftigt sich Dr. Beckmann mit Pilzen und Bakterien, also mit allem, was in und auf Lebensmitteln und in unserem Darm so lebt.  

"Wir haben uns überlegt, dass wir einen Darm mikrobiologisch nachbilden wollen und den unterschiedlich füttern."

 Dr. Gero Beckmann, Mikrobiologe, Institut Romeis, Bad Kissingen

Was stinkt am stärksten: Bayerische Diät, Leberkäse, Gurkensalat mit Gemüsebrühe oder Bohnen in Tomatensoße? Jede der Mahlzeiten wird mit Gemüsebrühe aufgefüllt. Dann kommen zwei ausgewählte Darmbakterien dazu, Escherichia Coli und Chlostridien. Anschließend wird alles im Kunst-Mund-Magen kräftig "gekaut" und gemischt, bevor es in den Brutschrank geht. Dort bekommen die Bakterien drei Tage Zeit.  

Das Ergebnis: Die erste "Duftprobe", Gurkensalat mit Gemüsebrühe, riecht nicht besonders stark. Selbst bei den Baked Beans mit Tomatensoße ist der Geruch noch einigermaßen erträglich. Es riecht lediglich auffallend säuerlich nach Tomate.

"Ja, das ist ja auch die Weisheit der mediterranen Küche. Also Tomate und solche Dinge glätten sehr viel."

Dr. Gero Beckmann, Mikrobiologe, Institut Romeis, Bad Kissingen

Aber der Höhepunkt kommt erst noch: der zersetzte Leberkäs. Und da ist eindeutig schon Eiweißfäule zu riechen, die kräftig stinkt. Grund ist unter anderem giftiger Schwefelwasserstoff. Den produzieren Bakterien aus tierischen Eiweißen. Außerdem entstehen noch einige andere übelriechende Substanzen:  

"Es gibt auch andere Substanzen, die aus dem Eiweißverderb kommen. Die haben dann so klingende Namen wie Kadaverin. Kadaver steckt da drin. Das sind alles diese üblen Geruchsstoffe, die mit Verwesung zu tun haben. Und die entstehen vor allem, wenn Fleisch oder Milchprodukte mit dabei sind oder ganz hoch verdauliche Eiweiße."

Dr. Gero Beckmann, Mikrobiologe, Institut Romeis, Bad Kissingen

Ein Tipp gegen Pupsgestank: Streichholz anzünden! Das beseitigt den Gestank zwar nicht wirklich, aber Feuergeruch hat im Gehirn Vorrang vor Pupsgestank.

Ungesunde Blähungen: Beispiel Laktoseintoleranz

Wenn Blähungen schmerzhaft sind oder sehr oft auftreten, wie zum Beispiel nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel, können sie ein echtes medizinisches Problem sein. Die bekannteste Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten ist die Laktoseintoleranz.

Mit einem Atemtest lässt sich eine Laktoseintoleranz diagnostizieren.

Die Ursache: Fehlt ein bestimmtes Enzym auf den Dünndarmzotten, kann der Milchzucker dort nicht aufgespalten und aufgenommen werden. Das erledigen dann erst wieder die Bakterien im Dickdarm. Die Folge sind starke Blähungen und oft auch Bauchweh. Dabei entsteht auch vermehrt Wasserstoff. Den kann man mit einem Atemtest messen. Der zeigt verlässlich an, ob jemand eine Laktose-Unverträglichkeit hat. Und die Therapie?

"In manchen Fällen genügt es schon, wenn man einfach nur die Menge an Milchprodukten reduziert, oder man ersetzt das fehlende Enzym Laktase in Tabletten- oder Kapselform."

Johannes Wiessner, Arzt, Klinikum rechts der Isar, TU München

Zu starke oder schmerzhafte Blähungen sollten auf jeden Fall medizinisch abgeklärt werden, denn sie können Hinweise auf ernste Erkrankungen sein. Zur Ärztin oder dem Arzt zu gehen, ist deshalb ratsam. Aber was hilft bei ganz normalen Blähungen? Ein Top-Tipp aus dem Netz: 

Hausmittelklassiker: Hilft Fenchel-Anis-Kümmel-Tee?

"Zu den meisten Hausmitteln gibt es sehr wenige wirklich gute Studien. Aber Fenchel-Anis-Kümmel-Tee kann auf jeden Fall helfen. Was auch helfen kann, ist eine Kombination aus Pfefferminzöl und Kümmelöl in Kapselform. Aber bevor man das einnimmt, sollte man nochmal mit seinem Arzt sprechen."

Johannes Wiessner, Arzt, Klinikum rechts der Isar, TU München

Blähungen: Können sie ansteckend sein?

Und auch bei der etwas schrägen Frage, ob Blähungen ansteckend sein können, hakt Reporterin Veronika Keller bei Johannes Wiessner nach. Wahrscheinlich ist mit der Frage gemeint, ob mit Blähungen Krankheiten übertragen werden, also ob da nicht auch Viren und Bakterien mit ausgeschieden werden können?

"Dafür gibt es momentan keine Hinweise. Der größte Anteil an Blähungen sind Gase. Es können zwar durchaus kleinste Partikel mit ausgeschieden werden, in denen potentiell Krankheitserreger mit dabei sein können. Aber glücklicherweise tragen wir ja alle sozusagen auch eine Art Maske für unseren Hintern mit uns herum, die schützt."

Johannes Wiessner, Arzt, Klinikum rechts der Isar, TU München

Im Dickdarm enstehen bei der Arbeit unzähliger Bakterien manchmal übelriechende Gase.

Also, Entwarnung, keine Gefahr für andere, nur Gestank! Verdauen kann manchmal ganz schön beschwerlich sein. Aber die gute Nachricht ist: Blähungen sind meist völlig normal und im Rahmen, auch wenn sie übel riechen können.


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