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Wandern in Bulgarien Im Naturschutzgebiet bei Albena am Schwarzen Meer

Wo der Batova-Fluss ins Schwarze Meer mündet, beginnt das Baltata-Naturreservat. Das Rauschen des Meeres geht ins Rascheln des Urwaldes über, denn der beginnt direkt hinter den Stranddünen. Wander- und Badeurlauber kommen hier auf ihre Kosten.

Von: Bernd-Uwe Gutknecht

Stand: 12.05.2023

Bulgarien: Albena: Nur einige Kilometer von den Sanddünen entfernt erstreckt sich die Steilküste | Bild: BR/Bernd-Uwe Gutknecht

Armin Jan Hoffmann aus Wien ist Musiker und lebt im Küstenort Albena. Er wandert gerne in dem Naturschutzgebiet: „Es ist tatsächlich ein Urwald. Hier ist jeder Baum von sich aus gewachsen, das ist ausschließlich Wildwuchs. Und daher auch eine extrem vielfältige Fauna. Es gibt über 60 Vogelarten in diesem Areal von etwa 200 Hektar, die sich so aufhalten können, wie sie das seit Tausenden von Jahren kennen.“

In dem sumpfigen Gebiet wird die Natur sich selbst überlassen

Ein schmaler Wanderweg führt in diesen Urwald hinein. Silber-Pappeln, Schwarz-Erlen, Eibische, Fingersträuche, Lianen bilden ein dichtes Geflecht. Der Wald wird tatsächlich sich selbst überlassen. Frösche, Eidechsen, Purpur-Reiher tummeln sich am und im algengrünen Brackwasser. Der träge Batova-Fluss mäandert durch den Wald - und kommt nicht heraus. Denn die Sanddünen versperren den Weg zum Meer. Die Folge: Im Wald steht das Wasser knietief und bildet so eine ausgedehnte Sumpflandschaft. Nur ein schmales Bächlein bahnt sich den Weg durch den Sand, eingerahmt von Schilf-Pflanzen. 

Schilf, Sumpf und Schlamm

Am nördlichen Ende des Naturparks nutzen viele den mineralhaltigen Schlamm

Hinter den Sanddünen hat sich ein Salzsee gebildet. Durch die Sonne verdampft das Wasser im seichten See, es bleibt ein Schlamm mit hohem Mineralgehalt. Ein älteres bulgarisches Pärchen steht bis zu den Knien in diesem Heilschlamm: „Wir kommen seit vielen Jahren regelmäßig hierher, schmieren uns stundenlang mit dem Heilschlamm ein, weil es unseren Gelenken guttut. Der Schlamm ist wie ein Mantel, den man anzieht. Wenn man ihn wieder auszieht, nimmt er auch die Schmerzen mit.“

Ein paar Kilometer nördlich vom Baltata-Naturschutzgebiet ändert sich die Landschaft komplett: Eine Landzunge führt ins Schwarze Meer hinaus, die vor allem aus Kreidefelsen besteht. Der Wanderweg verläuft auf der hohen Steilküste bis zum Kap Kaliakra. Hier sind die Überreste einer römischen Mauer, die die Siedlung auf diesem Kap Kaliakra begrenzt hat. Von einer in den Fels gehauenen orthodoxen Kapelle mit kleinen Ikonen blickt man 70 Meter in die Tiefe, wo sich ein paar dunkelgraue Schwarzmeer-Robben tummeln.

Nachhaltigkeit neben dem Naturreservat

Schlagersänger und Wanderguide Armin Jan Hoffmann

Da man direkt im Naturreservat nicht übernachten kann, wohnen die meisten Besucher im Seebad Albena, das direkt an den Wald grenzt. Der ganze Ort ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt: Die Urlauber bewegen sich in kleinen E-Mobilen oder auf Fahrrädern, das Wasser in den Schwimmbädern kommt aus einer nahen Quelle. Und auch das Essen in den Hotels stammt größtenteils von lokalen Bauernhöfen: Gemüse, Obst, Wein werden dort produziert. Auf einer Farm werden sogar eigene Black Angus-Rinder gezüchtet.

„In dieser Umgebung zu leben und zu arbeiten, ist eine wunderbare Inspiration, wenn man künstlerisch tätig ist,“ erklärt Armin Jan Hoffmann. Der österreichische Musiker hat am Schwarzen Meer seine zweite Heimat gefunden, die er gerne Besuchern zeigt.


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