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Lärchen-Feuer Herbst rund um Valdidentro bei Bormio

In manchen Gegenden, vor allem auf der Alpensüdseite, gibt es im November ein ganz besonderes Naturereignis zu bestaunen: Wo der Bergwald vorwiegend aus Lärchen besteht, da flammen jetzt die Berghänge richtiggehend auf, zum Beispiel auch in den Tälern rund um Valdidentro bei Bormio auf der Südseite des Stilfser Jochs.

Von: Georg Bayerle

Stand: 02.11.2023

Lärchen-Feuer im Valdidentro | Bild: BR; Georg Bayerle

Wenn Bäume lodern

Schnee auf den 3000ern südlich des Ortlers

Die Verwandlung der Landschaft beginnt am Ofenpass. Dann reiht sich Tal an Tal mit den wie von einer magischen Kraft entzündeten Lärchen bis in die abgelegenen Seitentäler von Valdidentro. Die Bäume leuchten oder lodern gelbrotgold.

Lombardische Berghütten-Tradition

Das Val Viola ist ein ideales Ausflugsziel für diese Jahreszeit. Ein alter Saumpfad führt hier eineinhalb Stunden in den Talgrund zur Caricc-Hütte, einem Agriturismo mit Alm, der - typisch für die lombardische Berghüttentradition - von einer veritablen Großfamilie bewirtschaftet wird und viele Spezialitäten bietet: Es gibt frittierte Käsebällchen, eine Spezialität der Gegend, und Gemüse - alles kommt aus eigener Herstellung - und natürlich Bresaola, eingelegt in Salz, Kräutern, Wein und Knoblauch und dann luftgetrocknet. Bresaola ist die bekannteste Spezialität aus dem Veltlin, wo Valdidentro den höchstgelegenen Ausläufer bildet.

Die lombardische Spezialitäten-Alm

Ein Dreitausender als Hausberg

Lärchenleuchten

An den Wochenenden ist Laura, die Wirtin, mit ihrem Bruder auch in dieser stillen Jahreszeit meistens oben. Den Hausberg, den Dreitausender Pizzo Dosde, hat Enrico Lazzeri, der Vater, schon mindestens 100mal bestiegen: mit Skiern, zu Fuß und kletternd. Vor allem außerhalb der Ferienwochen des Hochsommers ist die Gegend nicht besonders besucht, denn es gibt wenig Unterkünfte. Der kulinarische Treffpunkt auf seiner mit ganzen Baumstämmen und rohen Felsblöcken errichteten Almhütte aber hat sich schon herumgesprochen.

Natur im Urzustand

Spiegelungen in klarer Luft

Auf der gegenüberliegenden Seite von Valdidentro liegt der Nationalpark Stilfser Joch. Unter den verwitterten Kalkgipfeln lodern die Lärchen. "Und dann noch das Blau des Himmels und das Weiß des Schnees", schwärmt Luca Olcelli, der Bergführer aus dem Tal. Abgesehen von zwei großen Stauseen ist die Natur hier in einem Urzustand, der sich über die Grenze bei Livigno direkt in den Schweizer Nationalpark am Ofenpass fortsetzt. Alte Schmugglerpfade in die Schweiz sind heute ideale Mountainbike-Strecken. Viele der Berge aber sind weglos. Die Gipfelziele sind jetzt aber eh nicht mehr so wichtig. Viel mehr zählt dieser einmalige Zustand der Landschaft, die man nicht oft so punktgenau erlebt.


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