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Die Kirchthal-Runde bei Lengenwang Frühlingserwachen im Ostallgäu

Ungewöhnlich mild ist dieser Februar bisher – und bringt die Natur ganz schön durcheinander, was man allein schon an den vielen Maulwurfshügeln auf den grünen Wiesen im Alpenvorland sieht. Auch in der Ostallgäuer Moränenlandschaft lässt sich schon Frühlingsluft schnuppern, noch dazu bei Traumwetter, zum Beispiel auf der Kirchthal-Runde bei Lengenwang.

Von: Andrea Zinnecker

Stand: 15.02.2024

Unterwegs von Enisried nach Hörmatzen | Bild: BR/Andrea Zinnecker

Idealer Ausgangspunkt für die rund dreistündige Wanderung ist die Ortsmitte von Lengenwang. Parkplätze gibt es am Gasthof Goldener Adler sowie gegenüber an der Pfarrkirche. Und wer mit der Bahn anreisen will - auch vom Bahnhof Lengenwang (an der Strecke Buchloe – Füssen gelegen) lässt sich die Kirchthal-Runde bestens starten.

Rosenkranz von Otto Kobel

Engelbolz und Enisried, Hörmatzen und Hennenschwang – diese lustig klingenden Orte gibt es wirklich: Es sind kleine Weiler auf der Kirchthal-Runde. Von der Ortsmitte in Lengenwang geht es zunächst hinauf nach Frödenberg. Auf einer Wiese sammelt Dietmar Einenkel gerade Rossbollen ein, die seine zwei süddeutschen Kaltblüter hinterlassen haben. Während der eine die Wiese also “abäpfelt“, odelt der andere. So mischt sich ein laues Frühlingslüftchen mit frischer Landluft – unter den Augen der Muttergottes, denn die Frödenberger Kapelle ist Maria Himmelfahrt geweiht und 1998 auf etwas ungewöhnliche Weise entstanden, als die Einwohner von Engelbolz und Frödenberg den Standort der Kapelle bei einem Kartenspiel ausgehandelt haben. Die Malereien sind das letzte Werk von Otto Kobel aus dem nahen Luimoos, dem Regisseur der Passionsspiele von Waal. Jede der sechs Frödenberger Familien kümmert sich eine Woche lang um die Kapelle und den Blumenschmuck.

Draußen sind an windgeschützten Stellen schon die ersten Palmkätzchen zu entdecken. Die Gunst des warmen Tags nutzen ein paar Landwirte zum Auftanken aus. In fröhlicher Runde sitzen sie vor den sonnenwarmen Holzwänden eines Feldstadels zwischen Frödenberg und Enisried und lassen es sich gut gehen. Die Holzarbeit im Wald, das Richten der Zäune kann auch mal warten ...

Sagenhaftes Bergpanorama mit Zugspitze, Säuling, Grünten und anderen Gipfeln

Durch die wellige Moränenlandschaft geht es nun weiter nach Enisried – ein Ort, der einst von einem Enis gerodet wurde, denn „Ried“ kommt vom Roden. Von hier Enisried führt der Weg nun hinab nach Hörmatzen und eröffnet einen weiten Blick von den Ammergauer Alpen über Zugspitze, Säuling, Thaneller und Aggenstein bis zum Grünten. Nächstes Ziel ist dann Kirchthal mit der schmucken Filialkirche St. Anna. Die Holzbank an der Südseite der Kirchenmauer lädt ebenfalls zum Verweilen, den auch von hier schweift der Blick an der Alpenkette entlang von Ost nach West.

St. Anna

Von Kirchthal mit der markanten St. Anna-Kirche wandert man nun auf gut markiertem Weg weiter nach Hennenschwang. Mit dem Federvieh hat der eigenwillige Name nichts zu tun, er kommt vielmehr von Hannoswang und von einem Alemannen namens Hanno, der hier im Wald einst eine Lichtung gerodet hat. Weil aber die damaligen preußischen Landvermesser mit dem im Dialekt ausgesprochenen Namen Hannoswang nichts anfangen konnten, wurde Hennenschwang daraus.

Die Einkehr im Gasthof Goldener Adler am Ende der Kirchthal-Runde mitten in Lengenwang aber hätte sicher auch den Landvermessern gemundet. Wirt Klaus Osterried tischt deftige Brotzeiten und  Allgäuer Spezialitäten auf, von Krautkrapfen und Schupfnudeln über Wurstsalat bis zu den Kässpatzn, deren Fäden sich dank Emmentaler, Bergkäse und Weißlacker länger hinziehen als die kurzweilige Kirchthal-Runde.

Karte: Kirchthal im Ostallgäu

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Karte: Kirchthal im Ostallgäu


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