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Am Wasser unterwegs zu den Thanai- und Glieshöfen im Vinschgau Der Ackerwaal im Matschertal

Zwischen Mals und Schluderns im Vinschgau zieht sich das Matscher Tal nach Nordosten bis zur Weißkugel und den Ötztaler Alpen hin. Schon im 5. Jahrhundert wurde es von den Kelten besiedelt, dann von den Rätoromanen. Von ihnen stammt auch der Name...

Von: Andrea Zinnecker

Stand: 28.10.2023 11:51 Uhr

Am Wasser unterwegs zu den Thanai- und Glieshöfen im Vinschgau | Bild: BR; Andrea Zinnecker

Matsch kommt von „amatia“, lieblich, wohl der vielen saftigen Bergwiesen wegen. Im Matscher Tal steht zudem die älteste Taufkirche des Vinschgaus. Um das Jahr 1200 herum lebten bereits 100 Familien in diesem abgelegen, hochalpinen Tal.

Blick über das Bergsteigerdorf Matsch hinweg zum Ortlermassiv

Im Wallis sind die Suonen, im Vinschgau die Waale Anlagen einer jahrhundertealten Bewässerungskultur. Vor allem der sonnenreiche Vinschgau gehört zu den trockensten Regionen von ganz Italien. Nicht nur im Frühjahr, auch im Herbst lässt es sich hier entlang der Waale wunderbar wandern – und gerade in der Allerheiligenwoche sind wieder viele Urlauber aus Bayern in Südtirol unterwegs. Zu den höhergelegenen Waalwegen zählt der Ackerwaal im Matscher Tal. Vom Bergsteigerdorf Matsch führt er auf knapp 1800 Metern Höhe ohne große Steigungen in den Talschluss zu den Thanai- und Glieshöfen.

Hier beginnt der Ackerwaal ...

Die Weißkugel im Rücken, den Ortler vor der Nase - oder umgekehrt, je nach Wanderrichtung, geht es am Ackerwaal entlang - beschauliches Genusswandern ohne große Steigung, aber mit viel Panorama. Von der Gemeinde Matsch, Bergsteigerdorf seit 2017, wurde der Ackerwaal wieder schön hergerichtet. Weil es am Ackerwaal keine direkte Einkehrmöglichkeit gibt, empfiehlt es sich, bei Erika Stecher im Kaufhaus von Matsch eine Brotzeit mitnehmen.

Der 1996 neugebaute Thanaihof

Gut zwei Stunden braucht man für die Strecke von Matsch in den Talschluss zu den Glieshöfen, die inzwischen ein Berghotel sind. Nicht weit entfernt davon steht der Thanaihof. 1996 wurde er samt Ferienwohnungen neu gebaut. Feuer und schlechte Bausubstanz haben von den einst drei Thanaihöfen - allesamt Urhöfe aus der Zeit um 1200 - nichts mehr übriggelassen außer ihrer Geschichte. Wer Thanai, Daney, Donay oder ähnlich heißt, hat seine familiäre Wurzel in diesem Bergbauernhof im hintersten Matscher Tal. Von hier aus hat sich das Geschlecht der Thanai in alle Welt verzweigt. Prominentestes Familienmitglied ist der Kapuzinerpater Josef Danay. Als Privatsekretär von Andreas Hofer hat er dafür gesorgt, dass der Vinschgau von den napoleonischen Streitkräften nicht geplündert und verwüstet wurde.

Die Hofbesitzer auf ihrer Terrasse

Das Bergbauernpaar Susanne und Günther Thanai erinnert sich noch gut an das harte Bergbauernleben früher, als Brennsuppe und Riebel die Hauptnahrung waren. Der Schwiegervater von Bergbäuerin Susanne Thanai war noch als Kornträger unterwegs. Strom gibt es erst seit Weihnachten 1980 auf dem Thanaihof. Das Wäschewaschen im Brunnen und der Naturkühlschrank auf den steinreichen „Kalten Wiesen“ oberhalb des Thanaihofs hatten damit ausgedient.

Vom 1824 Meter hoch gelegenen Thanaihof geht es dann wieder entlang des Ackerwaals zurück nach Matsch. Das Wasser im Waal kommt von den Gletschern am Hauptkamm, doch das Gefälle von 2 Prozent ist kaum zu sehen. Am gleichmäßigen Klang der Waalschelle ist zu hören, ob alles im Fluss ist und nichts den Waal verstopft.


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