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Skihochtour Rechter Fernerkogel Vom Gletscherskigebiet aus dem Schnee hinterher

Wer im Frühjahr noch schneesicher auf Skitour gehen möchte, muss hoch hinaus – zum Beispiel in die Gletscherskigebiete. Im Pitztal führt die Tour von der Bergstation zum Rechten Fernerkogel durch unberührte Natur. Doch wie lange noch?

Von: Folkert Lenz

Stand: 08.05.2024

Rechter Fernerkogel: Das Gletscherbecken vom Mittelbergferner ist riesig.  | Bild: BR/Folkert Lenz

Wer sich im Pitztal vom Gletscher-Express bis auf 2.840 Meter Höhe bringen lässt, kann von dort aus auf den Linken und Rechten Fernerkogel aufbrechen. Nach dem Gedränge in den Waggons der unterirdischen Standseilbahn landet man zunächst im Trubel der Skipisten. Doch die Tourengeher verlassen das Gelände zügig, mit einer kurzen Abfahrt hinab zum Mittelbergferner. Hier kommen die Felle unter die Skier und der Weg führt hinein in das weite, verschneite Gletscherbecken. Nur hier und da scheint ein wenig dunkles Eis aus dem glitzernden Weiß heraus.

Hoch hinaus ohne Akklimatisierung

Steil wird es am Grat.

Bergführer Martin Schmidt zeigt seiner Gruppe, wo er die Spur durchs Gelände ziehen will. Rund 600 Höhenmeter sind auf der mittelschweren Gletschertour zum Rechten Fernerkogel zu überwinden. Das Terrain ist nicht besonders steil, der Gletscher hat nur wenige Spalten. Geht es anfangs noch zügig voran, drosselt die dünner werdende Luft auf natürliche Weise das Tempo. Für Akklimatisierung bleibt kaum Zeit, die Gletscherbahn hat den Körper in kürzester Zeit ins Hochgebirge katapultiert.  

Steil bergauf zum Rechten Fernerkogel

Geschafft! Der Rechte Fernerkogel.

Über einer Schneewehe taucht der Doppelgipfel der Wildspitze auf, der höchste Berg Tirols. Auch am Rechten Fernerkogel werden die Schneehänge nun steil, nur mit Serpentinen und Spitzkehren kann der Grat erreicht werden. An den ersten Felsen bleiben die Ski im Depot zurück und es geht mit Steigeisen weiter. Martin Schmidt mahnt zur Vorsicht: Auch wenn der felsdurchsetzte und schneebedeckte Blockgrat auf den Gipfel keine größeren Schwierigkeiten aufweise, sollte man trotzdem "nicht an der falschen Stelle ausrutschen", so der Bergführer mit einem Augenzwinkern. Doch es geht alles gut. Nach einigem Stapfen im harten Schnee und Kraxelei über verschneites Gestein ist die 3.298 Meter hohe Bergspitze erreicht – und ein Gipfel-Jauchzer lässt sich kaum unterdrücken.

Unberührte Natur in Gefahr

Doch ob dieses prachtvolle Gebiet um den Mittelbergferner so bleibt wie es derzeit ist, ist unsicher, denn es gibt ein großes Seilbahnprojekt auf den Nachbarberg - den Linken Fernerkogel. Bevor dort allerdings irgendetwas passieren darf, hat die Tiroler Landesregierung eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschrieben. Doch gegen den Bescheid hat die Pitztaler Gletscherbahn jetzt Beschwerde vor Gericht erhoben, weil sie den Seilbahnbau ohne die Umweltprüfung realisieren will.

Verbände gründen Netzwerk zum Gletscherschutz

Gegenhang zum Linken Fernerkogel

Naturschützer haben am 28. April 2024 auf dem Mittelbergferner demonstriert. Und in Innsbruck hat sich das neue Netzwerk „Protect Alpine Nature“ gegründet und zusammen mit dem Österreichischen Alpenverein eine neue Initiative zum Gletscherschutz gestartet. 15 NGOs und Bürgerinitiativen haben sich dafür zusammengetan. "Erschließungspläne gehören ins Museum“, so fasst der Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins ÖAV die Kritik zusammen. Hintergrund der Initiative ist auch die anstehende Neufassung der so genannten Seilbahngrundsätze in Tirol. Sie regeln, unter welchen Voraussetzungen Seilbahnen überhaupt neu gebaut werden dürfen.

Durch Pulverschnee zurück ins Tal

Eher untypisch im Spätwinter: Pulverschnee

Nach der Kletterei zurück zu den Skiern schaut Bergführer Martin Schmidt auf die die Uhr und trifft angesichts der vorgerückten Stunde die Entscheidung, nicht mehr auf den Linken Fernerkogel zu steigen. Stattdessen steuert er eine markante Scharte unterhalb an, in der Hoffnung auf eine "ganz coole" nordseitige Abfahrt auf der anderen Seite. Und in der Tat: Statt des erwarteten Firnschnees staubt der Powder in den Schattenhängen, als es bei der Skiabfahrt steil über die Reste vom Karlesferner hinuntergeht – einstweilen noch unverstellt von Seilbahnstützen.


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