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XXL-Tour in den Leoganger Steinbergen Mit Skiern auf das Birnhorn bei Lofer

Gute zwei Stunden Aufstieg, 1000 Höhenmeter zu Gehen – das ist das, was die meisten unter einer Genusstour verstehen. Fast das Doppelte, nämlich knapp 2000 Höhenmeter, das ist ein richtiger XXL-Ausflug und klingt nach den großen Gipfeln in den Westalpen. Doch eine solche Tour gibt’s schon bei Lofer, kurz hinter der Grenze zu Österreich.

Von: Sebastian Nachbar

Stand: 07.03.2024

Auf das Birnhorn bei Lofer | Bild: BR; Sebastian Nachbar

Der Weg aufs Birnhorn ist vor allem eines: weit. Zwischen dem Start hinter Weißbach bei Lofer und dem Gipfel auf 2634 Meter Höhe liegen rund 2000 Höhenmeter. Aber der Ausblick vom oben, der zählt zu den besten in den ganzen Ostalpen. Ringsum steht der Berg frei da, über Dutzende von Kilometern. Das Birnhorn in den Leoganger Steinbergen ist einer der prominentesten Berge der Alpen. Die letzten Meter Richtung Gipfel muss man die Ski abschnallen und zu Fuß stapfen. Ein Drahtseil führt über Felsbänder: auf denen liegt mal fester Trittschnee, mal überzieht sie das blanke Eis. Rechts schießt es in die Tiefe, links krallt man sich an den Berg.

Das Birnhorn - ein prominenter Gipfel

Dank Drahtseil ist der Weg harmlos. Bei Vereisung kann der Abstieg heikel sein

Auch bei Bergen gibt es den Begriff der Prominenz, genau wie bei Politikern oder Popstars. Aber während man über deren Wichtigkeit ziemlich gut streiten kann, lässt sich die Prominenz von Gipfeln knallhart messen. Und zwar so: Ein Gipfel ist der höchste Punkt in seinem Umkreis. Dieser Umkreis ist so etwas wie sein Revier. Es endet genau dort, wo das Revier eines höheren Gipfels anfängt. Je mehr Höhenmeter man von einem Berg absteigen muss, damit man zu einem höheren aufsteigen kann, quasi ein neues Revier betritt, desto prominenter ist ein Gipfel. Bis nach Hochfilzen, wo das Revier des Großglockners beginnt, muss man vom Birnhorn gut 1600 Höhenmeter absteigen. In diesem Ranking gehört der Berg alpenweit zu den Top 30.

Endlich - die letzten Schritte zum Gipfel auf 2634m

Doch so weit sich der Blick oben öffnet, so eng zieht sich das Gelände unten zusammen: ein Waldgürtel, 1000 Meter hoch, durchzogen von Rinnen, Riegeln, Hecken und Blöcken. Wer dort einmal falsch abbiegt oder nicht ganz sauber Ski fährt, verfranzt sich sofort im dichten Gehölz. Dann kommt schnell die Sturheit dazu und der Stolz vor dem Umdrehen. „Komm, weiter - da oben muss es doch sein!“. Dauer-Irrtum. Und dann wird die Zeit knapp.

Absolute Einsamkeit trotz reichlich Schnee

Im Süden die Hohen Tauern mit dem Großglockner im Zentrum

Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum man am Birnhorn meistens alleine ist, vor allem werktags. Daran ändern auch perfekte Bedingungen nichts: Sichere Lawinenlage, reichlich Schnee und ein wolkenloser Himmel. Komisch, denn wer ordentlich Power mitbringt, gut Skifahren kann und sich bei der Abfahrt immer schön an der Aufstiegsspur entlanghangelt, für den wird das Birnhorn zur Traumtour. Aber heute ist keiner da. Nur die Sonne, die Aussicht auf eine Hammer-Abfahrt – und der Horizont, ganz hinten, am Ende von allem.

Karte: Das Birnhorn

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Karte: Das Birnhorn


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