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Sonnjoch-Überschreitung im Karwendel Knackiges Bergerlebnis

Ein gewaltiger Felsklotz erhebt sich über der Eng in dem der Karwendelkette vorge-lagerten Bergkamm: das 2458 Meter hohe Sonnjoch. Aber Achtung - der nette Name trifft in diesem Fall nicht wirklich den Charakter des Berges. Die Tour auf das Sonnjoch ist ein knackiges Bergerlebnis.

Von: Georg Bayerle

Stand: 02.09.2023

Sonnjoch-Überschreitung im Karwendel | Bild: BR; Georg Bayerle

Von Süden, aus der Eng oder von der Gramai-Alm ist es eine lange, alpine Wanderung aufs Sonnjoch. Richtig wild aber ist die Nordseite: die mächtige Felswand über dem Falzthurntal hatten schon Kletterpioniere wie Hans Dülfer im Visier. Und hier führt auch ein einzigartiger Weg hinauf, der allerdings nur für Geübte geeignet ist und mit dem leichteren Abstieg nach Süden zu einer spannenden Rundtour verbunden werden kann.

Rast am Quellbach

An einem unscheinbaren Platz im Falzthurntal beginnt das nordseitige Steiglein, und es ist einer dieser Orte, wo man von der schieren Wucht der Berge in eine andere Welt katapultiert wird. Grau und schwer hängt die Nordostwand des Sonnjochs über den Köpfen und auf der anderen Seite die Südwand der Schaufelspitze. Dazwischen zieht steil an einem Wasserfall entlang der Bärenlahner hoch. Oben am Sattel, wo der Blick auf die andere Seite in die Eng aufmacht, schaut der Weiterweg erst einmal ungangbar aus. Geschickt schlängelt sich der Steig dann aber über und um verwitterte feslige Gratzacken herum.

Tiefblick ins Falzthurntal

Dass hier nicht viele gehen, sieht man den Steigspuren an, die jetzt in den Felsbereich des Gipfelaufbaus führen. Schwindelfrei und trittsicher muss man sein für diesen Weg im alpinen Ier-Gelände, wo man also ab und zu auch die Hände zum Vorwärtskommen braucht. Einmal überwindet der Steig eine regelrechte Riffstufe mit versteinerten Korallen. Dann ist der Gipfel erreicht. Die Aussicht geht rundum vom verschneiten Alpenhauptkamm zu den Nordwänden des Karwendels und tief hinunter in die Eng.

Wilde Wege

Wenig geübten Berggehern gefällt der schottrige Untergrund des schuttbeladenen Südrückens nicht besonders, vor allem im Abstieg. Bis auf eine kurze Felspassage ist er unschwierig und gegenüber dem nordseitigen Aufstieg über den Bärenlahner ist diese Route um eine Klasse leichter. Die wilde Karwendelkulisse mit den von der Erosion zerfressene Felskanten und Rinnen lässt auch diese Seite zu einem besonderen Landschaftserlebnis werden. In puncto Landschaft ist die Überschreitung des Sonnjochs im Karwendel ohnehin kaum zu toppen - und mit gut 1300 Höhenmetern weiß man auch, was man gemacht hat.


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