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Wanderung auf den Ochsenälpeleskopf Herbst in den Ammergauer Alpen

Jetzt im Herbst sind Wege schön, die die Landschaft abseits der Zivilisation intensiv erlebbar machen. Die wenig erschlossenen Ammergauer Alpen sind so ein Natur-schatz für eine besondere Herbstwanderung.

Von: Georg Bayerle

Stand: 01.10.2023

Wanderung auf den Ochsenälpeleskopf  | Bild: BR; Georg Bayerle

Ein großer Teil der Ammergauer Alpen ist Naturschutzgebiet und viele Wege sind kleine Steige geblieben, die nur wenig begangen sind, obwohl stellenweise berühmte Persönlichkeiten dort unterwegs waren. So führt der Schützensteig in gleichmäßig ansteigenden Kehren aus dem Ammerwald, der diesen Sommer zum erstenmal mit dem Ringbus erreichbar war, in die Berge. Nur dreieinhalb Stunden sind es bis nach Neuschwanstein auf diesem alten Reitsteig zum Forsthaus Bleckenau: Ort des königlichen Jagd-Zeitvertreibs und der Naturromantik. Bäche rieseln über Felskaskaden, der Wald zeigt verschlungen verwachsene Formen, liebliche Wiesen liegen offen da.

Stille, fast überall

Alte Wetterfichten

Viel ist nicht los und das Vieh ist von der Alm, viele Vögel weggeflogen, Insekten sieht und hört man kaum mehr. Köstliche Stille – wenn nicht der Motorradlärm wäre, der im ganzen Linder- und Ammertal die Berghänge hinaufschallt. Wir gehen wie auf einem Hochplateau mit Mulden und Buckeln und parkähnlichen Fichtengruppen. In alle Richtungen ist die Landschaft offen hinüber zu Hochplatte und Krähe, zum Straußberg und eben hier an der Hirschwängalpe. Die Luftigkeit vermittelt Leichtigkeit und lädt dazu ein, einfach so dahinzugehen, die Gedanken schweben zu lassen.

Ein Geburtstagskuchen am Berg

Zivilisationsfern

Theresa und Ferdinand sind mit ihren Familien aus Peißenberg unterwegs. Es ist ein Geburtstagsgeschenk, deswegen ist der Geburtstagskuchen auch mit dabei auf dem Steig hinauf über den gutmütigen Gipfelgrat auf 1900 Meter. Zu Kaffee und Kuchen, wo wir von unseren netten Bergbekannten gleich eingeladen werden, gibt es das Rundum-Gipfelpanorama mit diesmal besonders wilder Stimmung der Berge im Wolkengebräu. Theresa beobachtet genau, wie sich die Wolken zwischen die Gipfel schieben.

900 Gipfel und ein ganz besonderer

Blick über den Ochsenälpelekopf zur Hochplatte

900 Gipfel sollen von hier zu sehen sein, gibt die App an, die einer auf dem Handy hat. Das klingt trotz Lechtaler Gipfelmeer und dem Blick bis zur Wildspitze dann doch übertrieben. Hunderte sind es in jedem Fall. Und der unsere? Ferdinand und Theresa diskutieren mit ihren Familien darüber, ob der Name bekannt gemacht werden sollte. Theresa lässt die Bergnamen in ihrem Instagram-Account deshalb immer weg und Ferdinand meint, es wäre fürs Rucksackradio doch ein interessanter Aspekt, die Touren ohne Ortsangaben zu erzählen und die Touristenzüge dadurch zu entschleunigen. Wir haben auf jeden Fall gute Themen am Gipfel.

Übervolles Gipfelbuch

Der Blick ins Gipfelbuch zeigt dann aber, dass kein Name mehr Platz hat, so voll ist es von nur drei Jahren. Der Ochsenälpelekopf also ist zu bekannt für einen Geheimtipp, aber eben auch noch so unbekannt, dass er nicht überlaufen ist. Noch ein bisserl stiller ist der benachbarte Kreuzkof, der über einen Abstecher über den etwas schwierigeren Gipfelgrat erreichbar ist. So fühlt man sich wie in einer anderen Welt, findet Caro: nur eine Autostunde trennt das Halligalli der Großstadt mit der Wiesn von einer Bergwildnis, in der nur der eigenartige Bau des Hotels unten aber sonst nur unberührte Natur zu sehen ist. Ganz still und unscheinbar vermitteln die Ammergauer ihre einzigartige Natürlichkeit, gerade jetzt im Herbst. Und man kann nur wünschen, dass es alle spüren, die hier unterwegs sind und selbst beitragen, diese Bergwelt zu schützen.


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