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Gedanken zwischen Winterschlaf und Frühjahrsmüdigkeit Schlafen wie ein Murmeltier?

Der lange Corona-Lockdown geht hoffentlich langsam zu Ende - und wir erwachen aus dem Winterschlaf wie die Murmeltiere? Ende September ziehen sich die putzigen Nager in ihren Bau zurück und murmeln sich ein. Ihr Winterschlaf dauert in der Regel sechs bis sieben Monate, in ganz hohen Lagen auch länger. Jedenfalls ist es eine schöne Vorstellung, dass nach dem Winterschlaf irgendwann das Frühlingserwachen kommt!

Von: Barbara Weiß

Stand: 13.03.2021 | Archiv

Murmeltier in Zeiten des Klimawandels: Murmeltier schaut im Fruehling aus seiner Schneehoehle. | Bild: picture alliance / blickwinkel/ S. Gerth

Schlafen wie ein Murmeltier - so heißt eine Redensart, wenn jemand ganz tief und fest und lange schläft. Echte Murmeltiere sind den ganzen Winter nicht wach.  Die Alpenmurmeltiere – mit dem schönen Namen „marmota marmota“ – machen das sechs, sieben und im Hochgebirge bis zu neun Monate lang. Im Moment schlafen sie also noch, und das seit September. Was haben die alles verschlafen! Den ganzen Lockdown, die ganzen Nachrichten über R-Werte, Inzidenzzahlen, den Streit um Impfstoffe, die zweite und nun auch beginnende dritte Welle - den ganzen Corona-Winter. Fast würde man sich wünschen, man hätte es genauso getan. Man hätte das alles nicht gehört und gespürt und einfach alles verschlafen!

Die Winterschlafgemeinschaft der Murmeltiere

Im Winterschlaf wird der Stoffwechsel heruntergefahren. Das Herz schlägt nur noch vier bis sechs Mal pro Minute, die Körpertemperatur sinkt auf ein paar Grad. Ganze Murmeltier-Großfamilien liegen zusammengekuschelt mehrere Meter unter der Erde im Bau unter einer dicken Schneedecke. Den Eingang haben sie mit einem Gemisch aus Pflanzen und Kot verschlossen. Die Eltern und größeren Geschwister dienen den kleinen Murmeltieren als lebende Wärmflasche. Ohne die Familie würden die Babys erfrieren. Das hört sich eigentlich ganz gemütlich an, aber wäre das auch etwas für uns Menschen?

Winterschlaf, Kältestarre und Alphaweibchen

Viele Menschen berichten, noch nie so viel geschlafen zu haben wie im Corona-Lockdown, noch nie so oft Mittagsschlaf gemacht zu haben wie in diesem Winter - oder auch einfach im Bett geblieben zu sein, weil sie nachts nicht schlafen konnten: Gedankenkarussell, Ängste, usw. Weggefallen ist allerdings auch der Positivstress, wenn man sowieso nicht einkaufen oder jemanden besuchen kann. Und in der Früh als Erster auf der Piste oder am Berg zu sein? Auch diesen Druck in Anführungsstrichen gab es in diesem Winter nur in Ausnahmefällen. Ein Glücksfall meinen die Schlafforscher, denn aus Untersuchungen geht hervor, dass mehr als 50 Prozent der Bürger vor Corona pro Tag bis zu einer Stunde zu wenig Schlaf hatten. Darunter leidet die Gesundheit. Wer ausreichend schläft, wird weniger krank. Vielleicht kann man sich das merken, vor allem auch für die Zeit nach dem Lockdown. Ausgiebig schlafen und Kraft tanken für das Leben im Sommer - für alle Familienfeiern, die man nachholen will und für viele schöne Bergtouren.

Die Hochgebirgsmurmeltiere haben für das richtige Leben jedes Jahr nur drei Monate Zeit. Neun Monate Winterschlaf - Lockdown. Drei Monate Sommer - Leben. Und da geben sie alles! Es ist immer ein Erlebnis, wenn man beim Wandern ein Murmeltier sieht, wie es aus dem Bau spitzt, so scheu und doch so neugierig, wie es pfeift und warnt und flugs wieder verschwindet. Ende März, Anfang April erwachen die Murmeltiere aus dem Winterschlaf. Dann geht es gleich von 0 auf 100, gut ausgeschlafen sozusagen. Also, jetzt bloß nicht von der Lockdown-Erschöpfung direkt in die Frühjahrsmüdigkeit schlittern, sondern besser hinausgehen und den Frühling und das Leben genießen. Die Natur lässt sich sowieso nicht unterkriegen. Und da machen wir es am besten wie die Murmeltiere – lange schlafen und dann fröhlich pfeifen!


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