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50 Jahre auf der Kemptener Hütte Gabi Braxmair

Seit 50 Jahren verbringt Gabi Braxmair jeden Sommer auf der Kemptener Hütte in den Allgäuer Alpen, und auch heute noch schafft sie als Hüttenwirtin von früh bis spät, oft hinter den Kulissen. Der Ort inmitten der Berge ist Heimat für sie geworden.

Von: Georg Bayerle

Stand: 20.09.2024 | Archiv

Ein Leben am Berg: Hüttenwirtin Gabi Braxmair

Anfang der Woche war die 1.850 Meter hochgelegene Kemptener Hütte in den Allgäuer Alpen südlich von Oberstdorf von der Außenwelt abgeschnitten. Nach den heftigen Schneefällen musste der Zustieg durch den berüchtigten Sperrbachtobel wegen hoher Lawinengefahr gesperrt werden. Auch für Gabi Braxmair, die Wirtin, ist ein derart starker Wintereinbruch Mitte September noch während der Saison ungewöhnlich, erst recht die Einsamkeit auf dieser Hütte, die zu den meistbesuchten der Alpen gehört. In den Vormittagsstunden ist es meist noch ruhig, es bleibt Zeit für die Vorbereitung: Im Topf, groß wie ein Bierfaß, siedet sie gerade 25 Kilo Rindfleisch, die Ration für den nächsten Tag. Dass der Platz in der Küche zu ihrem Aufenthaltsort wurde, hat auch mit der Schwester zu tun, die lieber bedienen wollte. „Wer sich nicht wehrt, endet am Herd“, resümiert Gabi Braxmair.

Mit Häschen im Rucksack

Ehemann Martin mit den Kälbern

Sie war knapp fünf, als die Eltern die Hütte 1972 übernommen haben. Mit Filzhut, Wolljacke und Stoffhäschen im Rucksack ging sie mit ihrer Schwester Petra damals zum ersten Mal durch den Sperrbachtobel hinauf zur Kemptener Hütte. Schnell hat sie zusammen mit der Schwester Aufgaben übernommen - vom Bettenmachen bis zu Helferdiensten im Service. Während der Schulzeit lebten die Kinder bei der Oma im Tal, kamen aber jeden Freitag hinauf auf die Hütte und am Sonntag wieder hinunter. Das Staudamm-Bauen, Füttern der Murmeltiere, Lagerfeuer und das freie Leben in der Natur hat die Kinder geprägt.

Der Auftakt zum E5

Selbstgemachte Kuchen für den Nachmittag

Als erste Station auf dem beliebtesten Weg über die Alpen, dem legendären E5, ist die Kemptener Hütte für viele der erste Hüttenaufenthalt überhaupt und die Hütte mit über 200 Plätzen eine der größten Schutzhütten der Ostalpen. Mit ihrem Stil versucht Gabi, die Gäste auf eine Welt ohne den gewohnten Komfort einzustimmen. Es gibt kein WLAN, und als die Hütte vor ein paar Jahren grundsaniert wurde, hat sich die Wirtin dafür eingesetzt, die Duschen abzubauen. Der Umbau hat der Hütte auch einen schönen Holzanbau mit Naturholzzimmern gebracht. Gabi Braxmair hat aber auch gespürt, wie viel von ihrem Leben in der Kemptener Hütte steckt, als das Nebengebäude abgerissen wurde.

Von frühen Morgen bis spät in die Nacht

Aufbruch am Morgen

50 Jahre auf einer Berghütte - genau genommen werden es jetzt schon bald 51 Jahre - das schreit schon fast nach einem Eintrag ins Guiness-Buch. Dabei kriegen die meisten Gäste von der Wirtin gar nicht viel mit, weil sie ja die meiste Zeit in der Küche steht, wo alle Fäden zusammenlaufen. Jeden Morgen um 5 Uhr beginnt Gabi Braxmair hier das Tagwerk gemeinsam mit ihrem Mann Martin. Schlag sechs brandet die Welle der Gäste an den Tresen. Es dauert eine Weile bis sich ihre Unruhe und Gespanntheit auf den neuen Tag nach draußen entlädt und sie sich nach und nach in Bewegung setzen nach ihrer oft ersten Nacht im Hochgebirge.


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