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Musik bestimmt den Ton Live erleben, wie Filmmusik wirkt

Filmmusik – facettenreich, emotional, stimmungsvoll oder auch trocken und nüchtern. Keine Frage, sie beeinflusst die Filmbilder: verstärkt sie oder vermittelt sogar weitere Botschaften über die Szene hinaus. Aber darf sie das überhaupt?

Stand: 14.07.2014

Gewinner filmtonart 2014  | Bild: BR / Yves Krier

Lyrisch, sphärisch, mysteriös: Hohes Niveau beim Wettbewerbspanel

Über 60 Einsendungen im öffentlichen Wettbewerb – und ein hohes Niveau der Kompositionen, sowohl bei den Hobbykomponisten als auch den Studenten der Münchner Hochschule für Musik und Theater: Das ist das stolze Ergebnis des Wettbewerbspanels. Im Mittelpunkt des Panels unter der Moderation von AZ-Kulturredakteur Adrian Prechtel stand diesmal der computeranimierte Kurzfilm Tea Time, der, so Podiumsteilnehmer und Filmkomponist Gerd Baumann, „unglaublich gut gemacht ist“. Er habe kaum glauben können, dass Studenten diesen Film hergestellt hätten. Eine Vertreterin dieses Studententeams der Technischen Hochschule Georg-Simon-Ohm in Nürnberg, Co-Regisseurin Marie Kister, und der Komponist des Originalsoundtracks, Simon Scharf, waren zu Gast im Panel. Ebenfalls mit dabei: Filmkomponist Christoph Zirngibl, der in diesem Jahr den Preis stiftet und den Gewinner des Wettbewerbs, den Hobbykomponisten Klaus Pfreundner, einen Tag lang in sein Studio einlädt und ihm wertvolle Tipps „in Sachen Filmmusik“ gibt. Weitere Gäste: ein dreiköpfiges Ensemble (Cello, Bassflöte, Harfe) der Münchner Hochschule für Musik und Theater, das live drei Studenten-Beiträge vorspielt, die außerhalb des Wettbewerbs liefen und die Eingangssequenz des Films vertont haben.

Wie die Studenten die Szene musikalisch interpretieren

Zum Auftakt drehen sich die Gespräche um die drei Studentenbeiträge, die vorgetragen werden, während simultan der entsprechende Ausschnitt aus „Tea Time“ auf der Leinwand läuft. „Alle drei schöne Versionen“, lobt Prof. Gerd Baumann, der selbst an der Hochschule für Musik und Theater den Studiengang Komposition für Film und Medien leitet. Der erste Beitrag von Faris Badarni besticht durch die melancholische Grundstimmung, die auch Marie Kister besonders gut gefällt, weil sie dem Thema des Films nahekommt: Ein betagter Bibliothekar leidet an Demenz und verirrt sich in den Weiten seiner gigantischen Bücherregale auf einer mysteriösen Reise, bei der die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Illusion bald verschwimmen. Gerd Baumann weist außerdem auf die Bassflöte als außergewöhnliches Instrument hin.

Richard Ruzicka Komposition zeigt eine eher düstere Grundstimmung, enthält lautmalerische Elemente und zusätzlich eine Samplespur mit sphärischen Klängen. Das Besondere: Die Musik teilt die kleine Sequenz in drei Abschnitte. Anfangs nur mysteriös, dann freundlicher, wenn die Frau die Bibliothek betritt, und der alte Mann bekommt eine mysteriös-kindliche Klangfarbe. Die letzte Kostprobe von Felix Möller nähert sich dem Filmthema wieder eher romantisch-melancholisch, mit sanfter Anmutung.

Besonders interessant fürs Publikum: die Originalmusik von Simon Scharf. Sein Credo: Er wollte den Film „nicht zu sehr zukleistern mit Musik“, sondern auch die Bilder selbst wirken lassen.

Die Gewinner des Wettbewerbs

Anschließend werden die drei Siegerbeiträge vorgestellt, für die sich die Jury – Adrian Prechtel, Gerd Baumann und Christoph Zirngibl – schließlich entschieden hat. Heraus stach dabei Ross Hartwigs Komposition, „eine nicht orchestral orientierter Beitrag“ (Gerd Baumann). Für seine Ideen mit elektronisch-sphärischen Klängen erhielt er den dritten Platz.

Und der zweite Platz für Philipp Kobilke: „Sehr genretypisch, aber sehr gut gemacht“, lobt Gerd Baumann die klassisch orchestrale Mini-Komposition. „Stimmige Hitpoints, guter Sound“, findet Simon Scharf, während Christoph Zirngibl betont: „Wenn man sich in zwei Sekunden in eine Filmmusik verlieben kann, dann habe ich das hier gemacht.“

Und Platz 1 für Hobbymusiker Klaus Pfreundner, der alle Jurymitglieder mit seiner Musik überzeugt hat und aufs Podium geholt wird. Als Filmkomponist ist er noch jung – erst vor zwei Jahren hat er mit dem Schreiben von Soundtracks begonnen. Wenngleich er selbst schon 47 Lenze zählt ist Pfreundner stolz über den Gewinn: „Ich möchte eine Lanze brechen für alle, die nicht mit 20 Jahren anfangen, Filmmusik zu machen, sondern mit 45.“ Darauf Zirngibl: „Großes Kompliment, das hat dem, was wir vorher gehört haben, nochmal eine Schippe draufgesetzt!“

Preisträger

Platz 1        Klaus Pfreundner
Platz 2        Philipp Kobilike
Platz 3        Ross Hartwig

Wir gratulieren den Gewinnern und danken allen Wettbewerbsteilnehmern.

Gäste

Gerd Baumann | Filmkomponist • Professor an der Hochschule für Musik und Theater, München
Marie Kister | Co-Regisseurin von Tea Time
Simon Scharf | Komponist der Originalmusik zu Tea Time
Studierende der Hochschule für Musik und Theater, München
Christoph Zirngibl | Filmkomponist

Moderation

Adrian Prechtel | Rechtsanwalt • Kultur- und Filmredakteur der Abendzeitung


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