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Medienpartnerschaft in Würzburg Schülerinnen diskutieren zu künstlicher Intelligenz

"Chancen und Risiken von künstlicher Intelligenz" – dazu hatten Schülerinnen eines P-Seminars in Würzburg eine Podiumsdiskussion organisiert. Das BR-Studio Würzburg und die BR-Medienkompetenzprojekte waren Medienpartner.

Von: Ansgar Nöth, BR-Studio Würzburg

Stand: 16.06.2021

Schülerinnen der St.-Ursula-Schule Würzburg haben erarbeitet, wie KI auf die Gesellschaft einwirkt - in einer Podiumsdiskussion mit Experten. | Bild: BR Fernsehen

Annika Wägelein und Susanne Ackva, zwei Elftklässlerinnen der St. Ursula-Schule in Würzburg, haben einen Knopf im Ohr. Florian Schwegler vom BR-Studio Würzburg erklärt den beiden, welche Kommandos der Bildregie darüber kommen und dass sie bitte nicht direkt in die Kamera schauen sollen.

Schalte mit schlankem Team

Talkgast wird aus Tübingen zugeschaltet.

Auf dem Podium sitzen schon Professoren der Universität Würzburg. Eine Professorin aus Tübingen ist über eine Teams-Verbindung zugeschaltet. "Beeindruckend, was mit der modernen Technik inzwischen möglich ist," sagt Alfred Grein, Teamchef der Produktion vor Ort. So könne man mit dem engagierten Team auch die strengen Hygienevorgaben vor Ort problemlos erfüllen. Harald Retsch steht gerade neben dem Mischpult. Er ist Lehrer an der St. Ursula-Schule in Würzburg und hat das Projekt über Monate hinweg begleitet. Dieses P-Seminar sei für die Schule, aber auch für ihn persönlich herausragend, weil sich die Schülerinnen in diesem Gemeinschaftsprojekt von Schule, BR-Studio Würzburg und Universität so viele Kompetenzen hinsichtlich KI und der Arbeit moderner Medien selbst erarbeiten konnten.

"Die Schülerinnen haben sich nicht nur Wissen angeeignet oder etwas simuliert gelernt. Sie mussten sich im Team organisieren, Experten einladen, tatsächlich einen Instagram-Kanal betreiben und eine Podiumsdiskussion unter Realbedingungen live moderieren. Darin liegt der große Mehrwert," betont Harald Retsch, kurz bevor das Kernstück des Projekts, die Podiumsdiskussion, beginnt.

Publikum ist nicht erlaubt

Aufbau im Toscanasaal der Würzburger Residenz

Der historische Toscanasaal der Universität Würzburg fasst normalerweise Hunderte an Studenten zu Vorlesungen. Heute sind hier Kabel verlegt, Kameras sind aufgebaut. Die Zahl der Anwesenden ist sehr übersichtlich, denn es herrscht ein strenges Hygienekonzept. Publikum ist wegen Corona nicht erlaubt. Der BR als Medienpartner des P-Seminars überträgt deshalb die Veranstaltung live im Internet.

Zwei wissenschaftliche Mitarbeitende der Uni haben die Mädchen über ein halbes Jahr bei ihren Recherchen begleitet: Wo im Alltag begegnet den Schülerinnen künstliche Intelligenz? In kleinen intelligenten Programmen zum Beispiel, die mitschreiben, was wir uns in Mediatheken oder bei Youtube anschauen und daraufhin gezielt Filme vorschlagen. Ganz automatisch wurden dann auch ethische Fragen angeschnitten: Ist das in Ordnung, dass eine KI meine Filmvorlieben kennt, oder ganz drastisch: Sollte eine intelligente lebenserhaltende Maschine in der Pflege auch mitentscheiden können, wann es zu Ende geht?

"Ich bin sehr beeindruckt von den großartigen Ergebnissen des Projekts. Es zeigt, auch in schwierigen Zeiten versuchen wir, alles möglich zu machen. Die Veranstaltung in Würzburg war ein – erfolgreicher – Kraftakt."

Isabella Schmid, Leitung Medienkompetenzprojekte

Gabriela Ripka hat am Lehrstuhl für Schulpädagogik die Zusammenarbeit mit Schule und BR-Studio Würzburg organisiert. "Für mich als Medienpädagogin war das Projekt und die Kooperation mit der Schule und den Medienkompetenzprojekten des BR sehr besonders," sagt sie. Dem Lehrstuhl der Schulpädagogik war es ein wichtiges Anliegen, die Schülerinnen selbst entwickeln zu lassen: Wo beeinflusst KI als Technologie ihre zukünftige Berufswelt und auch den gesellschaftlichen Wandel?

Schülerinnen recherchieren zur KI

Das führte zu einer tiefen Auseinandersetzung mit der Thematik. Vor allem bei der Projektplanung der Podiumsdiskussion konnten die Coaches Laura und Kevin, zwei Lehramtsstudierende, wichtige Erfahrungen in der Projektplanung mit Schülerinnen sammeln. Besonders vorteilhaft war, dass sie eigenständig Unterrichtsstunden konzipieren und halten durften. Dabei mussten sie sich flexibel auf die ungewissen Rahmenbedingungen der Coronapandemie einstellen. So eine Möglichkeit biete sich leider sehr selten für Lehramtsstudierende und die Verzahnung von Theorie und Praxis finde sonst oft nicht so statt, ergänzt Gabriela Ripka noch. Dieses Miteinander von Schule, Universität und dem BR als Partner, kam auch im BR-Studio Würzburg gut an.

"Unsere Mediencoaches sind für uns als Regionalredaktion die Möglichkeit, den öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag ganz direkt wahrzunehmen. Wir ermöglichen Schülerinnen und Schülern, Inhalte unter professioneller Begleitung selbstständig zu erarbeiten und zu publizieren. So entsteht auch Nähe zu einer Zielgruppe, die wir mit unseren traditionellen Sendungen nicht so gut erreichen. Wenn dabei mit Experten der Uni Würzburg Zukunftsthemen bearbeitet werden, kann das auch für unsere Berichterstattung spannend sein."

Frank Müller, Redaktionsleiter BR Mainfranken

Florian Schwegler und Ansgar Nöth vom BR-Studio Würzburg waren als Mediencoaches dabei. Vermittelt hatte die Zusammenarbeit Anne Thoma von den Medienkompetenzprojekten. Die Coaches halfen, einen Instagram-Auftritt für das Projekt zu etablieren und dann die Podiumsdiskussion zu organisieren. Experten von der Uni und aus ganz Deutschland wurden eingeladen, die Schülerinnen formulierten ihre Fragen, um dann als Höhepunkt auf dem Podium mit den Experten ins Gespräch zu kommen.

"P-Seminare geben uns die Möglichkeit, Schülern und Schülerinnen zu zeigen, was Journalisten so machen – und erste Kontakte fürs spätere Berufsleben zu knüpfen. Immer wieder kommen dann Studenten bei uns zur Hospitanz und sagen: Mein erster Kontakt mit dem Journalismus war so ein P-Seminar."

Florian Schwegler, Reporter und Mediencoach

Medienkompetenzprojekte trotz Corona

Das BR-Studio Würzburg hat schon mehrfach auf Initiative von "BR macht Schule" geholfen, solche Medienpartnerschaften zu etablieren. So wurde zum Beispiel mit dem Hermann-Staudinger-Gymnasium in Erlenbach am Main und mit zusätzlicher Unterstützung durch Henry Lai vom BR-Studio Nürnberg eine Schülerzeitungs-App entwickelt, die sogar den Bayerischen P-Seminarpreis gewonnen hat. Isabella Schmid betont, dass die Medienkompetenzprojekte auch trotz Corona-Auflagen weiter "unterwegs" sind, denn: "Wenn die Schulklassen aktuell nicht in den BR kommen können, dann kommen wir eben so lange zu ihnen. Auch wenn es nur virtuelle Schulbesuche gibt, gestalten die BR-Coaches interaktive Webworkshops mit den Jugendlichen: Mitreden, ausprobieren und Neues erfahren, das geht auch per Videokonferenz." Im Programm "BR macht Schule" sind übrigens nicht nur virtuelle Schulbesuche aufgenommen worden, auch die Lehrerfortbildungen laufen alle online weiter und sind sehr gefragt.


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