Unternehmen - Public Value


2

Journalistenpreis des Deutschen Jagdverbands Preis für tierisch wilde Nachbarn

"Preiswürdig!", fand der Deutsche Jagdverband e. V. (DJV) das Feature "Wilde Nachbarn in der Stadt" von Silke Schmidt-Thrö. Alle zwei Jahre verleiht er den Journalistenpreis "Wildtier und Umwelt", "um die faire, sachliche und kritische Berichterstattung zu würdigen". In der Kategorie Hörfunk geht die Auszeichnung an ein Feature von radioMikro und wird mit 5.000 Euro honoriert.

Von: Elisabeth Hirsch, Redakteurin bei radioMikro

Stand: 25.06.2021

Silke Schmidt-Thrö | Bild: privat

Die Speckgürtel großer Städte sind längst fett geworden. Sie wuchern in die freie Natur mit neuen Straßenzügen, Einfamilienhäusern und Wohnblocks samt Straßenbeleuchtung und Mülltonnen. Dort treffen Menschen und Wildtiere aufeinander.

Diese neue Nachbarschaft fand Silke Schmidt-Thrö, Autorin für den BR-Kinderfunk und das IQ-Magazin, so spannend, dass ein Feature für radioMikro entstand. Ihr Interesse am Thema ist in ihrer Audiobotschaft an den Preisstifter zu hören. radioMikro dankt allen Interview-Partnern, besonders den Kindern. Außerdem geht unser Dank an Martha Bahr für ihr feines Sounddesign und an die Techniker Eileen Göpfert und Tobias Winter. Last but not least: Dank fürs Sprechen an Katja Schild, Kai Frohner und Friedrich Schloffer.

Den richtigen Umgang mit Natur und Wildtier schon früh erlernen!

Das war dem DJV wohl wichtig genug, um ein Feature für Kinder im Grundschulalter auszuzeichnen. Weil Kinder im Radio am liebsten Kinder hören, bat Silke Schmidt-Thrö in Zeiten des Corona-Lockdowns Carl und Emma in Berlin um eine Videoschalte und Constantin in Kassel um ein Interview per Handy.

Die Berliner Geschwister führten die Kamera vor, mit der sie Videos mit exakter Tages- und Uhrzeit machten und an das Leibnitz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin schickten. Nachts immer wieder in Szene: ein Fuchs, der durch den Garten streifte.

Und Constantin berichtete aus Kassel von Waschbären, "von denen ich bestimmt kein Fan bin!" Die Einwanderer aus Kanada sind nämlich nicht sehr schüchtern! Sie hinterlassen jede Menge Dreck, fressen alles, was auf den Terrassen vergessen wurde und räumen ganze Mülltonnen leer. Konstantin: "Wir haben unsere Tonne jetzt Waschbären-sicher verriegelt."

Was die neuen Nachbarn anzieht?

Das weiß Kollegin Silke genau, seit sie mit Sophia Kimmig telefoniert hat. "Reichlich Futter und eine sichere Aufzucht der Jungen sind wichtig, Lärm stört sie übrigens nicht", weiß die Berliner Wildtierbiologin. Und wie verändert das Stadtleben die Wildtiere? "Füchse werden größer und stärker, Vögel zwitschern lauter".

Von der Mülltonnen-Plünderung und Attacken von Wildschwein oder Rabenkrähe sind die menschlichen Nachbarn nicht immer begeistert.

Manchmal wollen sie auch besonders tierlieb sein und machen den größten Fehler. "Manche Spaziergänger kommen zum Beispiel mit halben Salatköpfen vor den Kaninchen-Bau", kritisiert der Münchner Stadtjäger Wolfgang Schreyer. 50 bis 80 Jungtiere zählt er jedes Jahr in seinem "Revier" auf der Panzerwiese. Dort helfen ihm Falken bei der Jagd auf die Überpopulation der vermeintlichen Kuscheltiere. "Lasst die Natur in Ruhe", lautet sein Credo.

Mit dem Güterzug aus Italien eingewandert.

"Wiesel, Feldhasen, Rehe und Füchse nutzen Bahngleise als Immigrationsweg", erzählt Heinz Sedlmeier vom LBV. "Dort liegt reichlich Nahrung herum." Besonders geschätzt sind die Einwanderer aus dem südlichen Europa: Mauereidechsen nutzten die Mitfahrgelegenheit der Bahn.

Wie eine gute Nachbarschaft funktioniert

Mit der Zersiedlung ganzer Landschaften wird es wohl weitergehen. Aber wie kommen Mensch und Wildtier zu einem guten Miteinander? Beschwert sich doch der Spatz in einer Feature-Szene: "Wenn die Zweibeiner alle Häuser gedämmt haben und kein Mauerspalt mehr übrig ist, finde ich keine Insekten mehr. Ja - dann kann ich nur auswandern!"

Damit Wildtiere auch im Neubau oder nach der Haussanierung ein Plätzchen finden, plant der Münchner Ökologie-Professor Wolfgang Weisser die optimale Wohngemeinschaft: Schubladen auf Bodenhöhe für Familie Igel, Schlitze in der Hausverkleidung oder Blechvorstände an der Dachkante für Fledermäuse. Und besonders schön wäre natürlich die Specht-Laterne auf der Eisenstange!


2