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Interview zum Jubiläum "Wir in Bayern" wird 20

Wenn man ChatGPT fragt, was einen Menschen im Alter von 20 Jahren ausmacht, kommt die Antwort: gesundheitlich topfit. Aber auch ein Alter, in dem man sich persönlich besonders intensiv weiterentwickle, in dem man viel Neues lerne – und darüber nachdenke, wo man in fünf oder zehn Jahren stehen wird. Das Nachmittagsmagazin "Wir in Bayern" feiert diesen Herbst seinen 20. Geburtstag – und ob die Künstliche Intelligenz mit ihrer Einschätzung auch für WiB richtig liegt, weiß niemand besser als Redaktionsleiter Wolfgang Preuss.

Von: Redaktion Wir in Bayern

Stand: 16.10.2023

Das Wir-in-Bayern-Moderatoren-Team: Michael Sporer, Andrea Lauterbach, Sandra Bouscarrut, Dominik Pöll. | Bild: BR

Herr Preuss, gesundheitlich topfit, eine Phase intensiver Weiterentwicklung, dabei viel Neues lernen - trifft das, was ChatGPT dem 20-jährigen Menschen attestiert, vielleicht auch auf Ihre Sendung zu, die jetzt 20 wird?

Wolfgang Preuss: Auch wenn es zunächst seltsam klingen mag: Ja, das beschreibt ziemlich genau, wo wir gerade stehen. Wir fühlen uns sehr gut mit der Sendung, die wir als Team aufgebaut haben, und mit dem Gefühl, für das "Wir in Bayern" steht - nämlich, dass es beglückend ist, sich in einer Gemeinschaft aufgehoben zu fühlen, und dass es kaum eine schönere Erfahrung gibt, als unser Bayern mit seinen unzähligen Facetten in so einer "Familie" immer wieder neu zu entdecken.

Wolfgang Preuss | Bild: BR

Wolfgang Preuss

Und weil sich in den 20 Jahren unseres Bestehens so unheimlich viel getan hat in der Gesellschaft, in der Medienbranche, in der Technik, auch und gerade bei uns in Bayern, müssen wir uns natürlich permanent weiterentwickeln und dazulernen, sonst stirbt man irgendwann in Schönheit. Und das haben wir nicht vor, noch lange nicht.

Aber "Wir in Bayern" ist ja vor allem ein Heimatmagazin. Da stehen doch alte Bräuche im Vordergrund, da geht's um Traditionen, um Dinge, die man immer schon genau so und nicht anders gemacht hat - wie kann man bei solchen Inhalten auf der Höhe der Zeit bleiben?

Genau darum geht's ja: Zum einen muss man von Traditionen und Bräuchen nicht immer traditionell erzählen, sonst würde es uns selbst und natürlich den Zuschauerinnen und Zuschauern wohl ziemlich schnell fad werden.

Zum anderen besteht Bayern eben beileibe nicht nur aus Traditionen, sondern lebt mindestens genau so sehr von Innovationen oder zumindest originellen Neuinterpretationen. Bayern ist nicht immer Mainstream, und "Wir in Bayern" auch nicht. Wenn wir immer nur vom Märchenkönig, vom Käsemachen im Allgäu und vom Nürnberger Christkindlesmarkt erzählt hätten, würden wir diese Woche sicher nicht unseren 20. Sendungsgeburtstag feiern. 

Der Begriff "Heimat" ist heute ja durchaus hip. Das war vor 20 Jahren noch anders, oder?

Absolut. Als wir angefangen haben, war "Wir in Bayern" auch mehr Service- als Heimatmagazin. Da gab's viel Lebenshilfe, viele Verbrauchertipps. Die Geschichten aus und über Bayern waren eher eine Randerscheinung.

Die "Wir in Bayern-Familie" - jeden nachmittag live on air

Bis wir uns irgendwann gedacht haben: Wir heißen "Wir in Bayern" - warum haben wir nicht einfach den Mut und erzählen jeden Tag von der Heimat, in der wir leben? Das war zu einer Zeit, als der Begriff "Heimat" für viele noch einen eher unangenehmen Beigeschmack hatte.

Ein Heimatmagazin, das war damals wirklich ein Wagnis. Das richtige Revival, das dieser Begriff erfahren hat, übrigens im Nachgang des "Sommermärchens" 2006, kam erst einige Zeit später. Rückblickend dürfen wir sagen: Wir haben damals genau die richtige Entscheidung getroffen und uns selbst und gottlob auch viele Zuschauerinnen und Zuschauer glücklich gemacht.

Ist die Zuschauerbindung denn hoch nach all den Jahren?

Das kann man wohl sagen. Uns erreichen wirklich viele, viele Mails und auch noch jede Menge klassische Briefe mit der Post, in denen Menschen schreiben: "Ohne 'Wir in Bayern' wäre mein Tag nicht komplett, Ihr gehört einfach zu meinem Leben dazu."

Der WiB-Online-Experte erklärt den Zuschauern ChatGPT

Und in einer Mail vor ein paar Tagen hieß es wörtlich: "'Wir in Bayern' ist eine der ganz wenigen verlässlichen Konstanten in meinem Leben. Ihr habt mich schon durch viele dunkle Stunden begleitet und wart mir eine große Hilfe." Als wir das gelesen haben, hatten wir wirklich Tränen in den Augen. Wenn man das als Magazin schafft, Menschen so zu bewegen, hat man offenbar nicht alles falsch gemacht.

Diese Woche feiert Ihr den WiB-Geburtstag mit einer besonderen Programmwoche. Was ist geplant?

Wir starten, passend zum Geburtstag, eine neue Quiz-Reihe namens "Forever Young", die sich vor allem an die Generation der Babyboomer richtet.

Das Dialekträtsel "Host mi" ist ein Klassiker bei WiB

Wir senden täglich Spezialausgaben unseres kultigen Dialekträtsels "Host mi?" und verschenken fünf Gewinne, die man nirgends kaufen kann, an unsere Zuschauerinnen und Zuschauer: zum Beispiel eine exklusive Wanderung mit unserer Outdoor-Expertin Nina Schlesener, eine Radltour mit Kaddi Kestler oder einen Tortenbackkurs mit unserem WiB-Konditormeister Sepp Schwalber.

Und wir laden uns zehn Fans ins "Wir in Bayern"-Wohnzimmer ein, die sich als "WiB-Insider" beworben haben: Die dürfen sich hinter den Kulissen umschauen, das Team kennenlernen und auch an der Sendung mitwirken, sei's beim Kochen, im Gespräch mit unseren Service-Experten oder selbst als Talkgäste.

Sabine Sauer in der allerersten WiB-Sendung im September 2003

Das wollen wir übrigens unbedingt fortführen, weil sich so unheimlich viele Menschen schon auf den allerersten Aufruf hin beworben haben: Also alle paar Monate neuen "Insiderinnen" und "Insidern" die Möglichkeit geben, BR-Luft zu schnuppern und sich auch wirklich aktiv bei uns einzubringen.

Ach ja, und am Freitag kommt dann noch Sabine Sauer als Gast in die Sendung. Auf dieses Wiedersehen mit unserer langjährigen Moderatorin freuen wir uns schon sehr!

Kommen wir noch mal auf die ChatGPT-Einschätzung vom Anfang zurück: Die Künstliche Intelligenz sagt, dass man mit 20 auch darüber nachdenkt, wo man in fünf oder zehn Jahren steht. Wo steht "Wir in Bayern" in einem Jahrzehnt?

Hoffentlich steht "Wir in Bayern" dann immer noch für spannende Geschichten aus und über Bayern, für die Gefühle der Menschen, die hier leben und arbeiten. Hoffentlich haben wir uns die Fähigkeit bewahrt, Augen und Ohren offen zu halten und ‚Heimat' nicht mit Schuhplattln zu verwechseln. Und hoffentlich sind junge Leute sowohl als Macherinnen und Macher als auch als Zuschauerinnen oder User noch immer so sehr an ihrer Heimat interessiert, dass sie für die Marke "Wir in Bayern" brennen. So wie wir heute.


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