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Untermain-Korrespondentin Katrin Küx "Derzeit ergeben sich mehr planbare Themen"

Corona dominiert nach wie vor den Arbeitsalltag unserer Reporterinnen und Reporter - auch wenn zunehmend wieder über andere Themen berichtet wird. Katrin Küx, Korrespondentin im BR-Studio Untermain, über ihre derzeitigen Einsätze.

Von: Michael Peer, Ursula Zimmermann (Unternehmenskommunikation)

Stand: 30.04.2020

Katrin Küx interviewt Frau mit Tonangel während Corona-Krise | Bild: privat

Frau Küx, was hat sich in Ihrem Alltag verändert?

Zunächst der Kontakt zu den Kollegen. Zwar ist das Studio in Aschaffenburg maximal mit zwei Personen besetzt, aber Abstand halten ist in doch eher beengten Verhältnisse schwierig. Zwar versuchen wir auch durch Homeoffice Lösungen zu finden, das ist aber nicht immer möglich.
Bei mir zu Hause gestaltet sich Homeoffice mit einem Vierjährigen eher schwierig.
Auch der Kontakt zu Interviewpartnern  hat sich verändert – ein "über die Schulter"-Drehen mit der Kamera, das "ganz nah dran sein" am Protagonisten geht so nicht mehr.  Außer, man zoomt ran, dann muss die Kamera aber auf dem Stativ stehen und dann ist die "situative" Aktion vorbei…

Was ist derzeit die größte Herausforderung?

Immer an die Hygiene zu denken. Vor jedem Interview ziehe ich eine neue Folie über mein Hörfunk-Mikrofon bzw. meine Kamera-Mikrofone. Gestern hatte ich die Situation, dass ich im Freien interviewte und es stark windete. Dank der Folie / Plastiktüte habe ich meinen Interviewpartner kaum verstanden. Wir haben dann die Folie abgemacht, ich bin zurück zum Auto, habe Desinfektionsspray aufs Mikrofon gesprüht und wir haben weitergemacht.

Unsere Korrespondentin in Aschaffenburg

Katrin Küx berichtet zusammen mit ihrem Kollegen Farsin Behnam aus dem BR-Studio Untermain. Mehr Infos zum Studio gibt es hier.

Als Korrespondenten sind wir viel "draußen" unterwegs, laufen durch Keller, Ställe, müssen gemeinsam mit unseren Protagonisten durch Türen und enge Flure gehen – das ist teilweise schon ein "Affentanz". Auch Umfragen auf der Straße sind eine echte Herausforderung – viele Menschen sind mit Mundschutz einfach schlechter zu verstehen oder sie verstehen mich nicht gleich, weil ich auch einen Mundschutz trage.
Die größte Herausforderung ist aktuell aber die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Unser Sohn ist vier Jahre alt. Mein Mann fängt das größtenteils auf, er ist Dozent an der Uni in Mainz und aktuell mit E-Learning beschäftigt. Bei Skype-Konferenzen ist er gezwungen, KIKA einzuschalten (sehr zur Freude unseres Sohnes), außer, Mami kann kurzfristig übernehmen. Aber Home Office UND Kinderbetreuung läuft nicht.

Haben Ihre Protagonisten Vorbehalte? Ist es schwerer Interviews zu führen?

Viele halten Abstand, sind sich bewusst, dass Journalisten mit sehr vielen Menschen in Kontakt sind. Einige Interviews haben wir bereits via Telefon gemacht – ich telefoniere über Festnetz und mein "Gegenüber" spricht die Antworten in sein Handy und schickt sie mir via whatsapp. Auch Handy-Videos oder Skype-Gespräche haben wir schon verwertet. Interview- bzw. Schalten-Gäste haben wir seit Mitte Februar gar nicht mehr im Korrespondentenstudio.

Gibt es auch positive Reaktionen, dass Ihre Arbeit gerade jetzt sehr wichtig ist?

Am Anfang ja – "bei Euch informiere ich mich – das ist seriös!", bekam ich öfter zu hören. In letzter Zeit mehren sich aber Stimmen wie "jetzt ist doch langsam wieder gut! Ich kann es nicht mehr hören – das muss doch langsam mal aufhören!"

Gibt es nur noch Corona-Themen?

Diese Woche waren es erstmals mehr andere Themen als Corona-Themen.

Durch die veränderten Arbeitsbedingungen entstehen sicher auch mal skurrile Situationen?

Am 23. April ist in Aschaffenburg das Urteil gefallen in einem 40 Jahre zurückliegenden Mordfall. Bei Auftakt des Prozesses war der Medienrummel enorm, nun bei der Urteilsbegründung waren nur wenige Kollegen da. Ich hatte zwei Live-Schalten am frühen Abend mit dem Gerichtssprecher (in die Frankenschau Aktuell und in die Abendschau).

Wir haben uns gegen Mundschutz und für einen größeren Abstand entschieden, was aber dazu führte, dass ich eine lange Tonangel in der Hand hatte, um dem Gerichtssprecher das Mikrofon unter die Nase zu halten, ich aber auch in dieses Mikrofon sprechen musste. Das sah, glaube ich, teils skurril aus. Zusätzlich ist uns während der ersten Schalte die Leitung zusammengebrochen, ich hatte keinen Ton mehr auf dem Ohr. Mein Kameramann hat dann kurzerhand meine Technik ausgetauscht, mit der ich verkabelt war und da war ein Abstand leider gar nicht möglich. Das war keinem von uns unangenehm, aber wir haben uns im Nachhinein gefragt, was wir hätten machen sollen. Zwei Meter Abstand sind in Ausnahmefällen nur schwer möglich.

Bringt diese Zeit auch etwas Gutes für Sie?

Mit vielen CvDs, die im Home Office sind, mache ich inzwischen Facetime und "besuche" so die Kollegen in ihrem Garten, Hobbyraum oder wir machen gemeinsame Hausführungen. Zum Teil war ich auch schon beim Abendessen dabei und der Sohn einer Kollegin hat mir seine Scampis gezeigt, die er wirklich nicht mehr essen wollte.
Teilweise habe ich schon das Gefühl, dass der Job durch Corona etwas entschleunigt wurde. Viele Termine fallen weg, weil sie erst gar nicht stattfinden und es ergeben sich mehr planbare Themen. Das Verständnis vieler Kollegen, dass ein kleines Kind zu Hause betreut werden muss, ist größer als vorher (da war das Kind zwar im Kindergarten, musste aber dennoch am Nachmittag / Abend betreut werden…).


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