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Die Geburtsstunde der ARD "Funkfamilie bestand die Probe"

2018 übernimmt der Bayerische Rundfunk den ARD-Vorsitz. Dass der BR bereits Anfang der 1950er Jahre die öffentlich-rechtliche Arbeitsgemeinschaft leitete, wissen nur mehr wenige. Hier ein paar Fakten und Anekdoten aus dem Historischen Archiv zur Geschichte.

Von: Bettina Hasselbring und Sabine Rittner, Historisches Archiv

Stand: 08.12.2017 | Archiv

Historisches BR-Logo | Bild: BR/Historisches Archiv

Am 5. August 1950 konstituierte sich in München die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland – ab 1954 bekannt als ARD. Gründungsmitglieder waren der Bayerische Rundfunk, der Hessische Rundfunk, der NWDR (die gemeinsame Vorläuferorganisation von WDR und NDR), Radio Bremen, der Süddeutsche Rundfunk und der Südwestfunk. Auf ihrer Sitzung am 9. und 10. Juni 1950 hatten sich die Intendanten dieser Rundfunkanstalten auf einen Zusammenschluss verständigt: "Damit hat der Rundfunk der Bundesrepublik eine Vertretung erhalten, die mit der Wahrnehmung gemeinsamer Interessen betraut ist", hieß es 1950 in der Pressemitteilung.

ARD-Pressemitteilung von 1950 Format: PDF Größe: 765,16 KB

BR-Intendant wird 1. Vorsitzender

Artikel von 1952

Rudolf von Scholtz, der Intendant des BR, wurde – entsprechend der alphabetischen Reihenfolge – von August 1950 bis Februar 1951 Erster Geschäftsführer. Dass sich die Tagungen der Arbeitsgemeinschaft – schon damals – durchaus in die Länge ziehen konnten, belegt eine Pressemeldung aus dem Jahr 1952. Während der Pressekonferenz im Bayerischen Hof erschien Sophie von Scholtz, die Frau des Intendanten, und schaltete mit der Bemerkung "die Konferenz hat nun lange genug gedauert" das Licht aus.

Für diesen Tag war die Sitzung wohl beendet, aber die Konferenzen gingen weiter, und am 27. März 1953 einigten sich die Intendanten auf einen Fernsehvertrag. In ihm hieß es: "Das Deutsche Fernsehprogramm setzt sich aus den Programmbeiträgen der vertragsschließenden Rundfunkanstalten zusammen. (…) Es soll höchstens zwei Stunden täglich dauern. Das Deutsche Fernsehprogramm kann durch regionale Programme der Rundfunkanstalten ergänzt werden." Am 1. November 1954 startete die ARD offiziell mit dem Ersten Deutschen Fernsehen.

Zentral oder föderal?

Sophie und Rudolf von Scholtz

In einem ersten Resümee 1953 schrieb Rudolf von Scholtz, "ihres langen Namens kurzer Sinn ist die Funkfamilie", und eine wichtige Aufgabe der "Funkfamilie" war die Entwicklung des Fernsehens in Deutschland. Dessen künftige Struktur war noch strittig. Es gab Bestrebungen – auch aus der Politik –, Fernsehen zentral zu organisieren und es gab die Vorstellung der meisten Intendanten, das Fernsehen föderal zu organisieren. Mit Konstitution der Arbeitsgemeinschaft am 5. August 1950 hatten sich die Befürworter der zweiten Möglichkeit durchgesetzt.

Gemeinschaftseinrichtungen und Vorsitzende

ARD-Tagung am 13. Dezember 1968 im Rundfunkratssaal des BR

Zahlreiche gemeinsame Unternehmungen wurden auf den Weg gebracht: 1952 gab es erstmals den Internationalen Musikwettbewerb der ARD, im gleichen Jahr rief man das Lautarchiv des Deutschen Rundfunks (seit 1963 Deutsches Rundfunkarchiv) ins Leben und 1953 begann das gemeinsame Programm der ARD für außereuropäische Länder, die Deutsche Welle. Die Amtszeit des Geschäftsführers – des heutigen Vorsitzenden – variierte in den ersten Jahren. Anfänglich dauerte die Amtszeit nur sechs Monate. Bereits 1953 begann Rudolf von Scholtz seine zweite Amtszeit für ein Jahr, ebenso wie Intendant Franz Stadelmayer 1958. Danach folgten zweijährige Amtszeiten, bis 1967 BR-Intendant Christian Wallenreiter für drei Jahre übernahm.

Wandel in der jungen ARD

Artikel aus der Zeitschrift "Hören und "Sehen" vom 27.12.1953

Dass es auch in den ersten Jahren durchaus problematisch und von Wandel geprägt war, ist den Worten des ersten Vorsitzenden der ARD, Rudolf von Scholtz, aus dem Jahr 1953 zu entnehmen: "Noch ist die Wolke nicht überm Horizont. Die Arbeitsgemeinschaft des Rundfunks ist gefestigt und gewappnet. Sie ist auch elastisch, sie kann sich wandeln, ohne zu brechen".

Artikel von Rudolf von Scholtz aus dem Jahr 1953 Format: PDF Größe: 1,63 MB

In diesen Jahren hatte der Bayerische Rundfunk den ARD-Vorsitz inne:

  • 1950 - 1951 unter Intendant Rudolf von Scholtz
  • 1953 - 1954 unter Intendant Rudolf von Scholtz
  • 1958 unter Intendant Franz Stadelmayer
  • 1967 - 1969 unter Intendant Christian Wallenreiter
  • 1980 - 1983 unter Intendant Reinhold Vöth
  • 1995 - 1996 unter Intendant Albert Scharf
  • 2005 - 2006 unter Intendant Thomas Gruber


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